(21.04.2023) Es war der krönende Abschluss eines bunten Rekordfeuerwerks am Auftakttag der Berlin Swim Open: Nachdem Ole Braunschweig und Angelina Köhler beim WM-Qualifikationswettkampf bereits nationale Bestmarken ins Wasser gezaubert hatten, packte Florian Wellbrock mit einem neuen Deutschen Rekord und einer absoluten Weltklassevorstellung das i-Tüpfelchen auf einen spannenden Finalabschnitt.

Im letzten Rennen des Tages unterbot der Olympiasieger über die 1500m Freistil in 14:34,89 Minuten seinen eigenen Deutschen Rekord, mit dem er 2018 den Europameistertitel geholt hatte, um 1,25 Sekunden. Damit schob sich Wellbrock, der 2022 durch seinen Trainingskollegen Mykhailo Romanchuk (heute 3. in 14:41,39) und dann erst vor wenigen Tagen durch den irischen Newcomer Daniel Wiffen im Ranking der schnellsten 1500m-Schwimmer aller Zeiten nach hinten gedrängt wurde, wieder an jenen beiden Konkurrenten vorbei und ist nun erneut der viertbeste Schwimmer aller Zeiten über die längste Beckenstrecke.

Dabei beeindruckte der Magdeburger nicht nur mit einem konstant hohen Speed, sondern vor allem auch mit einer Tempoverschärfung auf den letzten 100m. Die finale Bahn absolvierte der 25-Jährige in 27,20 Sekunden und war damit hier eine halbe Sekunde schneller als im Olympiafinale von Tokio. "Mein Trainer Bernd Berkhahn und ich waren uns einig, dass eine 1500m-Bestzeit bei mir überfällig war. Die Trainingsfortschritte waren zwar immer da wie auf den anderen Strecken auch, ich konnte das auf den 1500 Metern aber nie so abrufen", meinte Wellbrock nach dem Rekordrennen. „International haben Gregorio Paltrinieri und Daniel Wiffen schon gezeigt, dass man fernab dieser 14:36 schwimmen kann und wohl auch muss, wenn man in Fukuoka und auch Paris 2024 gewinnen will. Für Ende April ist das jedenfalls eine knackige Zeit.“

Die schnellsten Schwimmer aller Zeiten über die 1500m Freistil:

  1. Sun Yang - 2012 - 14:31,02
  2. Gregorio Paltrinieri - 2022 - 14:32,80
  3. Grant Hackett - 2003 - 14:34,56
  4. Florian Wellbrock - 2023 - 14:34,89
  5. Daniel Wiffen - 2023 - 14:34,91
  6. Mykhailo Romanchuk - 2022 - 14:36,10

Deutschlands Superstar war nicht der einzige, der im hochklassigen 1500m-Rennen von Berlin beeindrucken konnte. Auf Platz zwei wackelte sein Magdeburger Teamkamerad Lukas Märtens in 14:40,85 Minuten an seiner persönlichen Bestzeit und sicherte sich damit den zweiten deutschen Startplatz für die Weltmeisterschaften 2023. Dieser war hart umkämpft, denn auf Rang vier und fünf blieben sowohl Oliver Klemet (14:45,89) als auch Sven Schwarz (14:49,22) unter der Marke von 14:50 Minuten. Wellbrock, Märtens, Klemet und Schwarz liegen in der aktuellen Weltrangliste allesamt unter den Top Ten. Die WM-Norm hatten alle bereits zuvor erfüllt, es ging also darum, sich in Berlin mit der stärksten Zeit auf den WM-Startplatz zu kämpfen. Schwarz und Klemet haben nun noch die Chance, sich über die 800m bzw. 400m Freistil für die Weltmeisterschaften zu empfehlen. Sollte dies nicht klappen, dürften wir sie aller Voraussicht nach bei den U23-Europameisterschaften sehen.

Das Ticket für die Schwimm-WM in Fukuoka (Japan) buchte am Freitag auch Rafael Miroslaw. Im Vorlauf hatte er bereits dafür gesorgt, dass die Kandidaten für die deutsche 4x200m-Staffel die vom Verband vorgegebene Norm knacken konnten. Im Endlauf legte der in den USA trainierende Hamburger dann noch eine kräftige Schippe drauf. Mit einer neuen Bestzeit von 1:45,83 Minuten erfüllte Miroslaw klar die WM-Einzelnorm über die 200m Freistil (1:46,26) und darf sich über den zweiten deutschen Startplatz in Fukuoka neben Lukas Märtens freuen, der in diesem Event bereits für die WM gesetzt war. Die weiteren Podestplätze gingen in Berlin heute an den Leipziger Timo Sorgius (1:48,18), der damit seinen Platz in der deutschen WM-Staffel klar machte, sowie mit neuer Bestzeit an Silas Beth (1:49,54).

In den 100m-Finals standen heute die Kandidaten für die deutsche 4x100m-Lagenstaffel im Fokus. Über die 100m Schmetterling behauptete sich Eric Friese in 51,73 Sekunden vor seinem erfahrenen Olympiateamkollegen Marius Kusch (52,14) und bestätigte damit seine Bestzeit (51,72), die er in der zurückliegenden Woche in seiner Trainingsheimat USA ins Becken gebracht hatte. Komplettiert wurde das Podium über diese Strecke von Luca Nik Armbruster (52,88), der ebenso wie Marius Kusch noch die Möglichkeit hat, sich über die 100m Freistil ins Team für die deutsche WM-Staffel zu schwimmen.

Den Endlauf über die 100m Brust dominierte erwartungsgemäß Deutschlands derzeit schnellster Athlet in diesem Event, Lucas Matzerath. Der EM-Dritte blieb bereits im Vorlauf in 59,67 Sekunden unter der magischen Minutenmarke und steigerte dies im Finale auf 59,54 Sekunden. Dahinter schwammen Melvin Imoudu (1:00,86) sowie der in Hamburg trainierende Ukrainer Volodymyr Lisovets (1:01,05) auf die Plätze zwei und drei. Schnell unterwegs war zudem der Sieger des Nachwuchsfinals, Emilian Hollank. Er stellte in 1:02,17 Minuten einen neuen Jahrgangsrekord bei den 17-Jährigen auf.

Keine Normzeiten für WM oder U23-EM wurden heute über die 400m Lagen erfüllt. Die Spitzenzeiten im Finale lieferten in diesem Event Marius Toscan (4:22,12), Finn Hammer (4:23,15) und Luca Schöttge (4:26,91) ab. Hammer und Schöttge knackten damit aber die Qualifikationszeit für die Junioren-Europameisterschaften 2023*.

Ein Rekordrennen hatte heute auch Ole Braunschweig abgeliefert. Er unterbot seine Bestmarke über die 50m Rücken. Mehr dazu hier: Ole Braunschweig schwimmt Deutschen Rekord beim Heimspiel!

Zudem knackte Angelina Köhler den Deutschen Rekord über die 100m Schmetterling. Die Zusammenfassung der heutigen Damenfinals gibt es hier: Berlin: Angelina Köhler zerschmettert den Deutschen Rekord

Links zu den Berlin Swim Open 2023:

*Einen umfangreicheren Blick auf die JEM-Normerfüller wird es nach Ende des Qualifikationszeitraums geben.

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