(13.12.2010) Das Jahr 2010 geht zuende und zum Abschluss steht mit der Kurzbahn-WM in Dubai noch einmal ein Highlight auf dem Plan. Ab Mittwoch wird um die Weltmeistertitel auf der 25m-Bahn geschwommen. swimsportnews betrachtet im ersten Teil des WM-Ausblicks heute die Chancen der vier deutschen Frauen sowie die Aussichten der Deibler-Brüder, auf deren Schultern in Dubai viele Hoffnungen ruhen. Morgen wird es dann um die weiteren fünf Herren sowie die Chancen der beiden DSV-Staffeln gehen.

 

Gerade einmal vier Frauen nimmt der Deutsche Schwimm-Verband mit zu den Kurzbahn-Weltmeisterschaften nach Dubai. Die Auswahlkiriterin waren hart. “Alle WM-Starter haben eine sehr gute Finalchance in Dubai“, kommentierte DSV-Sportdirektor Lutz Buschkow zuletzt die Nominierung. Doch wer von den vier deutschen Damen auch um Medaillen mitschwimmen kann, bleibt abzuwarten. Die größten Hoffnungen ruhen dabei wohl auf der Jüngsten.
Silke Lippok geht als Vize-Europameisterin über die 200m Freistil auf Lang- und Kurzbahn in die Titelkämpfe. Doch die Konkurrenz wird um einiges stärker sein als noch zuletzt bei der Kurzbahn-EM in Eindhoven. Neben der Weltjahresbesten Femke Heemskerk, der sich die 16-Jährige bei den kontinentalen Titelkämpfen bereits geschlagen geben musste, wird wohl auch Italiens Schwimm-Diva Federica Pellegrini an den Start gehen. Diese ist immer für eine Überraschung gut. In Eindhoven verzichtete sie auf die 200m Freistil, nachdem sie zuvor im Vorlauf-Rennen über die 400m einfach aufgegeben hatte. “Ich war nervös und bekam Angst”, hatte sie hierauf erklärt. Weitere Medaillenanwärterinnen dürften die Französin Camille Muffat, welche auf die EM in Eindhoven verzichtet hatte, oder auch die US-Amerikanerin Dana Vollmer sein.

Schreiber gegen die niederländische Sprintelite

Lippok wird auch über die 100m Freistil an den Start gehen, doch hier dürfte bereits eine Finalteilnahme ein großer Erfolg sein. Die 100 und 200m Freistil wird auch Daniela Schreiber in Angriff nehmen. Im Gegensatz zu Lippok dürfte die Hallenserin allerdings vor allem auf der kürzeren Distanz ihre Chancen haben. Über die 100m Freistil zweifelt kaum einer am Sieg durch eine der niederländischen Sprintexpertinnen. Vor allem an Ranomi Kromowidjojo wird wohl kein Weg vorbeiführen. Trotz ihrer Meningitis-Erkrankung, die sie im Sommer noch an einer EM-Teilnahme hinderte, präsentierte sie sich bei ihrem Comeback in blendender Form. Neben der europäischen Konkurrenz wie Sarah Sjöström und der bereits erwähnten Camille Muffat dürfte erneut vor allem Dana Vollmer zu beachten sein. Die Staffel-Olympiasiegerin konnte unter anderem beim Weltcup in Berlin über die 100 Freistil triumphieren. Gegen diese Konkurrenz wird es für Daniela Schreiber nicht einfach, in die Medaillenvergabe einzugreifen. Eine Zeit im unteren 52er Bereich müsste dafür nötig sein.

Europameisterin Brandt mit Medaillenchancen

Mit Dorothea Brandt schickt der DSV die frisch gekrönte Kurzbahn-Europameisterin über die 50m Brust ins Rennen. Doch gerade auf den Brustdistanzen hat es die internationale Konkurrenz in sich. Mit Rebecca Soni aus den USA geht hier eine der wohl besten Athletinnen dieser Lage in Dubai an den Start. Beim Weltcup in Stockholm machte auch die Schwedin Jeannie Johansson mit einer neuen Weltjahresbestzeit auf sich aufmerksam und auch die Russin Yulia Efimova wird vorn ein Wörtchen mitreden wollen. Im Auge sollte man auch die junge Australierin Leiston Pickett behalten. Doch über die kurzen 50m wird es eng zugehen, erstmals in diesem Jahr dürften auf der Kurzbahn die 30 Sekunden geknackt werden. Dorothea Brandt hat hier mit der nötigen Portion Glück durchaus Podiumschancen, doch dafür muss alles stimmen.
Ebenso sieht es für die Berlinerin sicher über die 50m Freistil aus. Auch hier ist wieder das Team Oranje favorisiert. Dahinter wird wohl nur noch um Bronze gekämpft werden. Mit der Weißrussin Aliaksandra Herasimenia oder US-Sternchen Jessica Hardy gibt es hierfür einige Anwärterinnen, auch Brandt hat hier eine Chance.

 Michalak erneut gegen Schreuder und Verraszto

Theresa Michalak komplettiert das Damen-Team des Deutschen Schwimm-Verbandes. Über die 100m Lagen liegt sie aktuell unter den Top Fünf in der Welt. Die Weltjahresbeste Emily Seebohm aus Australien wird in Dubai nicht am Start sein. Seebohm liegt zeitgleich mit der Niederländerin Hinkelien Schreuder an der Spitze der Weltrangliste, Schreuder ist in Dubai dabei und somit Top-Favoritin über diese Strecke. Doch sie musste sich bereits bei der EM in Eindhoven der Ungarin Evelyn Verraszto geschlagen geben. Damals kam Theresa Michalak als Dritte hinter jenen beiden ins Ziel. In Dubai werden zudem auch Leisel Jones, Arianna Kukors, und die Chinesin Jing Zhao antreten. Auch über die 200m Lagen wird Michalak an den Start gehen. Doch hier dürfte die Konkurrenz zu schnell sein. Verraszto, Muffat, Kukors, Miley, Belmonte sind hier mittlerweile bekannte Namen. Zu ihnen gesellt sich eine junge Australierin. Die 16-Jährige Kotuko Ngawati machte bei den nationalen Meisterschaften in Downunder bereits Emily Seebohm das Leben schwer.

Vier Damen mit zwei oder drei Medaillenchancen schickt der DSV also in Dubai an den Start. Auf Staffeln verzichtet die sportliche Führung bei den Frauen. Deutlich mehr Hoffnungen ruhen jedoch auf den Männern.

Wiederholt sich die “Deibler-Show” in Dubai?

Die Europameisterschaft in Eindhoven gestaltete sich zur “Deibler-Show”. Das Bruderpaar Markus und Steffen Deibler holte zusammen sieben Goldmedaillen und will sich nun auch gegen die weltweite Konkurrenz behaupten. Im Gegensatz zur EM werden in Dubai jedoch auch die Sprinter aus Frankreich mit von der Partie sein und Steffen auf den Freistil-Strecken das Leben schwer machen. Über die 50m war Fred Bousquet zuletzt bereits etwas schneller, über die doppelte Distanz wird Olympiasieger Alain Bernard dabei sein. Dieser konnte in diesem Jahr auf der 25m-Bahn zwar noch nicht überzeugen, muss jedoch im Auge behalten werden. Zu diesen gesellt sich mit Cesar Cielo aus Brasilen der Weltjahresbeste über beide Strecken sowie die Schwimmer aus Russland und Nathan Adrian aus den USA.
Über die 50 und 100m Schmetterling ist Deibler der Gejagte. Auf beiden Distanzen hält er die Jahresbestzeit. Er wird sich gegen seinen Dauerrivalen der Weltcupserie, Roland Schoeman aus Südafrika, wehren müssen und auch Rafael Munoz, Fred Bousquet sowie Evgeny Korotyshkin werden am Star sein. Gegen jene drei hatte Deibler im Sommer bei der EM auf der Langbahn das Nachsehen. In Eindhoven waren sie nicht am Start, nun kann der 23-Jährige bei der Weltmeisterschaft Revanche für die EM nehmen. Über die 100m Schmetterling ist Deibler der einzige Athlet, der in diesem Jahr unter 50 Sekunden bleiben konnte. Hier muss er Gold im Blick haben und den WM-Verzicht von Michael Phelps ausnutzen. Hier wird man jedoch auch der Chinese Wu Peng zu beachten sein müssen.

Markus Deibler gegen US-Star Ryan Lochte

Sein Bruder Markus Deibler wird es über die 100 und 200m Lagen sowie die 200m Freistil mit keinem geringeren als US-Star Ryan Lochte zu tun bekommen. Der Olympiasieger hat in diesem Jahr sein Können auf der 25m-Bahn noch nicht unter Beweiß gestellt, gilt natürlich trotzdem als Top-Favorit. “Ich glaube, dass Lochte in Dubai über 200 Meter Lagen Weltrekord schwimmen kann”, erklärte Österreichs Spitzenschwimmer Markus Rogan zuletzt. Auch er gehört zu Deiblers Konkurrenten in Dubai. Über die 200m hat der 20-Jährige trotz weitere Konkurrenz aus den USA und Österreich Medaillenchancen. Zu den Titelfavoriten gesellt sich hier auch der Ungar Laslo Cseh. Auf der halben Distanz geht Deibler sogar als Favorit ins Rennen. Keiner war in diesem Jahr über die 100m Lagen schneller als er. Der Brasilianer Thiago Perreira, der die Lagenstrecken auf der Weltcup-Serie dominierte, ist bei der WM nicht am Start.  Was Lochte über die kurzen 100m zu leisten im Stande ist, bleibt abzuwarten. Neben der Medaille wird Deibler über die 100m Lagen sicher erneut den Deutschen Rekord von Thomas Rupprath im Auge haben. Bei der EM in Eindhoven verfehlte er diesen noch um drei Hundertstel, nun soll er fallen. Markus Deibler wird auch über die 100m und 200m Freistil antreten. Über beide Distanzen hat er Finalchancen.

Morgen wird es dann um die Möglichkeiten der weiteren fünf deutschen Starter, Paul Biedermann, Marco Koch, Hendrik Feldwehr, Benjamin Starke und Stefan Herbst gehen. Außerdem wird ein Blick auf die 4×100 Lagen- und 4×200 Freistilstaffel geworfen.

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