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(16.05.2021) Eigentlich stand schon zu Jahresbeginn fest: Für die deutschen Beckenschwimmer soll es bei der für sie am Montag beginnenden Schwimm-EM in Budapest vor allem um einen Erfahrungsgewinn gehen. Die jungen Talente wollen Wettkampfluft bei den "Großen" schnuppern und die gestandenen Athleten, die sich nicht für die Olympischen Spiele qualifizieren konnten, sollen bei den Europameisterschaften gegen die kontinentale Elite nochmal ihr ganzes Können zeigen. Und doch: So ganz abgehakt ist der Traum von Tokio bei so manchem noch nicht. 

"Die EM ist noch einmal eine Chance für mich, um zu zeigen, was ich drauf habe", meint kurz vor Beginn der Events in der Duna Arena Angelina Köhler, die direkt am Montag über ihre Paradestrecke 100m Schmetterling ins Geschehen einsteigt. Aufgrund eines positiven Coronatests verpasste sie im April die Teilnahme am finalen Olympia-Qualifikationswettkampf in Berlin. Äußerst bitter für die 20-Jährige, deren Bestzeit von 57,85 Sekunden knapp unter der Einzelnorm für Tokio (57,90) liegt.

"Das war mental natürlich sehr schwer für mich. Da wird einem so ein bisschen der Boden unter den Füßen weggezogen", meint Köhler zurückblickend. Aber: "Dafür bin ich jetzt hier umso stärker", so die Ansage der WM-Halbfinalistin von 2019, die die Infektion und den damit verbundenen Schock mittlerweile hinter sich gelassen hat. Auch körperliche Nachwirkungen spüre sie nicht. "Ich werde in jedem Rennen Vollgas geben und dann werde ich sehen, ob es klappt eine super Zeit zu schwimmen und an meine Bestzeit heranzukommen." 

In Budapest könnte Köhler mit ihrer Bestleistung auf das Finale hoffen. Über die EM hinaus wäre eine solche Vorstellung auch eine Empfehlung für eine nachträgliche Olympia-Nominierung. Zwar gab es wohl seitens des DSV kein konkretes Signal, dass Köhler noch auf ein Ticket zu den Spielen hoffen darf. So ganz zu ist die Tür nach Tokio aber wohl noch nicht.

Die Entscheidung darüber, wer für Deutschland bei Olympia startet, fällt der Deutsche Olympische Sportbund. Die Verantwortlichen des DSV haben dem DOSB ihre Vorschläge für die erste Nominierungsrunde bereits unterbreitet und begründet, erklärt DSV-Bundestrainer Hannes Vitense vor Beginn der Beckenwettbewerbe in Budapest. Am 18. Mai sollen die ersten Namen vom DOSB bestätigt werden. "Wir hoffen, dass unsere Athleten da dann das 'Go' bekommen. Für den einen oder anderen wird das sicher ein besonderer Moment", so Vitense.

Relativ sicher dürfen sich wahrscheinlich die deutschen Schwimmer sein, die im Rahmen der Qualifikationsphase bis zum 18. April die Nominierungsvoraussetzungen des Verbandes erfüllen konnten. Ob darüber hinausgehend Athleten mitgenommen werden, bleibt abzuwarten. Für Einzelfälle gäbe es eine Nominierungsrunde am 4. Juli.  Am 28. Juni werde zudem das Betreuer- und Trainerteam nominiert, erläutert Vitense.

Kandidaten für Einzelfallentscheidungen wären neben Angelina Köhler auch Schwimmer wie Marek Ulrich und Ramon Klenz, die im Rahmen der Olympiaqualifikation über die 100m Rücken bzw. 200m Schmetterling knapp über den Normen blieben. Klenz war beim Wettkampf in Berlin sogar mehr oder weniger direkt nach einem Autounfall ins Wettkampfbecken gesprungen.

Über die 200m Lagen wackelten zudem Kathrin Demler und Zoe Vogelmann an der Norm für Tokio. Für die 17-jährige Vogelmann selbst steht in diesem Jahr aber klar die EM im Fokus. "Es geht darum, Spaß zu haben und Erfahrungen zu sammeln", lautet ihr Plan für die Europameisterschaften, die sie ohnehin an als Saisonhöhepunkt im Blick hatte. "Ich war zu Beginn der Saison ja noch weit weg von der Olympianorm, daher war es relativ überraschend, dass ich überhaupt so nah heran schwimmen konnte. Das zeigt, dass ich eine gute Entwicklung hingelegt habe und macht Mut, dass es in den kommenden Jahren so weiter geht." Der Druck der Olympiaqualifikation und auch das knappe Vorbeischrammen an der Norm sei für sie eine gute Vorbereitung auf ihr eigentliches Ziel, die Spiele 2024 in Paris, gewesen.

Neben Vogelmann bringt der Deutsche Schwimm-Verband in Budapest weitere vielversprechende Talente an den Start. Mit dabei sind so zum Beispiel die 18-jährigen Kim Herkle, die im April über die 200m Brust dem Deutschen Rekord nahe kam und Giulia Goerigk, die über die Lagenstrecken direkt auf Stars wie Katinka Hosszu treffen wird. "Wir haben im Team von 22 Athleten elf Rookies, die zum ersten Mal bei einer internationalen Langbahnmeisterschaft dabei sind. Für sie wird es darum gehen, zu versuchen, Runde um Runde nach vorn zu kommen", blickt Bundestrainer Vitense voraus. 

Aus dem Kreis der für Olympia qualifizierten Schwimmer schickt der DSV nur die beiden Brustspezialisten Lucas Matzerath und Marco Koch bei den Europameisterschaften ins Rennen. "Das ist für mich eine Generalprobe auf dem Weg zu den Olympischen Spielen", erklärt Marco Koch zu seinen Zielen bei dieser EM. "Wir wollen schauen, wo ich stehe und auch die Abläufe mit Vorlauf, Halbfinale und hoffentlich Finale durchspielen."

Während das deutsche Team in Budapest also vor allem mit frischen Gesichtern und einigen Schwimmern der zweiten Reihe am Start ist, nutzen andere Nationen die Schwimm-EM als Formtest für ihre Top-Schwimmer. Mit dabei sind so zum Beispiel Großbritanniens Stars um Adam Peaty, der französische Olympiasieger Florent Manaudou, Italiens Sterne Federica Pellegrini und Gregorio Paltrinieri oder auch die Oranje-Sprinterin Ranomi Kromowidjojo.

Stark vertreten sind erwartungsgemäß auch die Gastgeber. Sie bringen bei den Beckenwettbewerben in Budapest ihre gesamte Elite um Katinka Hosszu und Kristof Milak an den Start. Auch der Altmeister Laszlo Cseh lässt sich den Einsatz in seiner Heimatstadt nicht nehmen. 

Zahlreiche Verbände hatten die Schwimm-EM zudem von vorn herein als Qualifikationsmöglichkeit für Tokio auserkoren. Daher ist es kaum verwunderlich, dass 51 der insgesamt 52 Nationen, die dem europäischen Schwimm-Verband LEN angehören, bei den Beckenwettbewerben in Budapest gemeldet sind. Demensprechend intensiv und schnell dürften auch die Kämpfe um Medaillen, Platzierungen und Normzeiten werden. Unter anderem wollen sich Athleten aus Österreich und der Schweiz für Olympia empfehlen. Es bleibt abzuwarten, ob die EM auch für deutsche Schwimmer noch zum Sprungbrett nach Tokio wird. 

Die wichtigsten Links zur Schwimm-EM 2021:

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