(24.08.2020) Für uns scheint es heutzutage wie selbstverständlich zu sein, dass es in unserem Sport vier verschiedene Schwimmarten gibt. Brust, Rücken, Kraul und der bei vielen mit einer Hassliebe verbundene Schmetterlingstil. Was uns dabei manchmal gar nicht so bewusst ist: Letzteren gibt es offiziell erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Ursprünge des Schmetterlingsschwimmens führen zur Universität von Iowa in die USA. Doch ausgerechnet an dieser historischen Stätte soll das Schwimmen nun keine Zukunft mehr haben.

Wir schreiben das Jahr 1934. Der umtriebige Schwimmcoach David Armbruster (Bild) sorgt bei seinen Athleten mit einer seltsamen Idee für große Augen. Statt beim Brustschwimmen die Arme wie gewohnt unter Wasser nach vorn zu bringen, sollen sie diese bis zur Hüfte ziehen und mit Schwung über der Oberfläche nach vorn "schmettern."  Armbruster hatte festgestellt, dass die Kombination von schmetternden Armen und dem Brustbeinschlag den Schwimmern einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber den Athleten verschaffte, die sich im herkömmlichen Bruststil fortbewegten.   

Doch das war noch nicht alles an frischen Ideen aus Iowa. Zeitsprung um ein Jahr nach vorn. Diesmal ist es College-Schwimmer Jack Sieg von der Universität Iowa, der sich seltsam durchs Wasser schlängelt indem er zunächst auf der Seite schwimmend mit den Beinen Bewegungen ausführt, die dem Bewegungsmuster eines Fischschwanzes ähneln. Diese Technik adaptierte er dann auch in Bauchlage. Tada: Der Delfinkick war geboren. Die "Hawkeyes" - so der Spitzname des Teams aus Iowa, waren damals eine Klasse für sich in den USA. Aus der Kombination des von Armbruster entwickelten Armzugs und des Beinschlags von Sieg ging die Schmetterlingstechnik hervor, wie sie noch heutzutage geschwommen wird. Im Jahr 1953 fand diese dann auch offiziell Einzug ins Regelbuch der FINA, nachdem in den Jahren zuvor nahezu alle Schwimmer beim Bruststil die Arme nur noch über der Wasseroberfläche nach vorn gebracht hatten.

Der bedeutsamen Schwimm-Geschichte der Universität von Iowa steht nun jedoch ein wenig glamouröses Ende bevor. Am Wochenende gab das College bekannt, sein Schwimm- und Wassersprungteam zu streichen. Am Ende der Saison 2020/2021 - wie auch immer diese aussehen mag - soll Schluss sein. Die Verantwortlichen führen dafür finanzielle Gründe im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie an, die den von Zuschauereinnahmen stark abhängigen Hochschulsport in den USA schwer getroffen hat. Neben der Uni von Iowa erklärten bereits vier weitere Teams der Division I, der höchsten Collegeliga des größten Verbandes NCAA, ihre Schwimmprogramme demnächst nicht mehr weiterführen zu wollen.

Ein letztes Mal könnte die Uni von Iowa im kommenden Jahr für Einträge in den schwimmhistorischen Büchern sorgen, jedoch weniger durch ihre Athleten sondern als Gastgeber. Auf dem Campus des College sollen die NCAA-Meisterschaften 2021, die höchsten Titelkämpfe des US-Hochschulsports stattfinden. Stimmen in den Staaten rufen jedoch bereits danach, die Streichung des Schwimmprogramms nicht auch noch mit einer prestigreichen Meisterschaftsaustragung zu belohnen und Iowa die Gastgeberrolle wieder abzunehmen. Ob es dazu kommt oder nicht: Auch wenn sich die Universität von Iowa selbst vom Schwimmen verabschiedet, dank Namen wie David Armbruster und Jack Sieg wird sie immer ein Teil der Geschichte unseres Sports sein.

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