(15.12.2018) Ein echter Paukenschlag zum Ende des Jahres für die deutsche Schwimmszene: Chef-Bundestrainer Henning Lambertz tritt zurück. Dies gab der Deutsche Schwimm-Verband am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekannt.

Hinter den Kulissen wurde bereits spekuliert, dass sich Lambertz zu diesem Schritt entscheiden könnte, nun ist es offiziell. Vor allem aus familiären Gründen will er zukünftig beruflich kürzer treten. "Ein fürsorglicher Familienvater und guter Cheftrainer zu sein, ist kaum möglich“, erklärt der 48-jährige Wuppertaler. "Ich habe zwei kleine Töchter zuhause, bin aber über die Hälfte des Jahres nicht bei ihnen. So sollte es nicht sein und so möchte ich nicht weitermachen. Es sind genug Tränen in den letzten Jahren geflossen, jetzt müssen Zeiten der Freude und des familiären Glückes deren Platz einnehmen". 

Dass die Entscheidung ausgerechnet jetzt kam, hängt wohl indirekt auch mit dem Rücktritt von Gabi Dörries als DSV-Präsidentin zusammen. Sie hielt Lambertz seit ihrem Amtsantritt und zuvor bereits als Vorsitzender der Fachsparte Schwimmen den Rücken frei und überließ ihm die sportfachlichen Entscheidungen. "Letztlich war der Rücktritt von Gabi Dörries der Moment, der mich in meiner Entscheidung nochmals bestärkt hat,“ so Lambertz. "Sie stand in den vergangenen Jahren immer als Freundin und Mentorin an meiner Seite. Mit ihr zusammen habe ich sehr viele Visionen verfolgt, die ich mir ohne sie nicht weiter vorstellen kann."

In seiner Zeit als Bundestrainer hatte es Lambertz mit einem sich immer schwieriger gestaltenden Umfeld zu tun. Als er den Posten zu Jahresbeginn 2013 übernahm, galt er als Hoffnungsträger. Damals hatten die deutschen Schwimmer gerade die historische Nullnummer im Becken der Olympischen Spiele 2012 hinter sich. Schlimmer könne es nicht werden, dachte man. 

Doch nachdem bei den folgenden Europameisterschaften und Weltmeisterschaften tatsächlich ein gewisser Aufwärtstrend verzeichnet werden konnte - vor allem gelang es den DSV-Athleten immer stärker beim Saisonhöhepunkt ihr tatsächliches Leistungsvermögen abzurufen - folgte bei den Olympischen Spielen 2016 die nächste Pleite, die sich Lambertz zum Teil auch direkt selbst zuschrieb. Wegen der für die späten Abendstunden angesetzten Finals hatten die deutschen Schwimmer so zum Beispiel auf Wunsch des Bundestrainers mit Schlaflaboren, Tageslichtlampen und ähnlichem experimentiert. Letztlich sorgte dies aber unter den Athleten für mehr Verunsicherung, als dass es irgendwelche Vorteile gegeben hätte.

Diskussionen um Kaderberufungen, Trainerstäbe bei Saisonhöhepunkten, Trainingskonzepte oder Nominierungskriterien prägten seitdem das Geschehen. Insgesamt gab es in der Amtszeit von Lambertz in sechs Jahren vier verschiedene Vorgehensweisen für die Qualifikation zum Saisonhöhepunkt. Auch das instabile Umfeld des deutschen Sports mit der lange Zeit unklaren Entwicklung im Zusammenhang mit der Leistungssportreform entwickelte sich immer wieder zum Klotz am Bein für die Verantwortungsträger beim Deutschen Schwimm-Verband. 

Einen Nachfolger für Lambertz, der das Amt zum Jahresende aufgibt, will der DSV wohl erst nach den kommenden Olympischen Spielen präsentieren. "Wir werden bis Tokio 2020 seine Aufgaben in einem kompetenten Trainer- und Expertenteam auf mehrere Schultern verteilen und zusätzlich spezifische Kompetenzen bei den Nationalmannschaftsmaßnahmen integrieren“, blickt Thomas Kurschilgen, der neue Leistungssportdirektor des DSV, voraus.

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