(10.06.2022) Insgesamt zwölf Athletinnen und Athleten zählen zum deutschen Aufgebot für die am Sonntag beginnenden Weltmeisterschaften im Para Schwimmen auf der portugiesischen Insel Madeira. Mit dabei: Elena Semechin, bei der im vergangenen Jahr noch ein Hirntumor diagnostiziert worden war.

"Wir sind ein bisschen traurig über die Anzahl der Starter“, sagt Bundestrainerin Ute Schinkitz im Vorfeld der WM. Aufgrund des Krieges in der Ukraine sind die Teams aus Russland und Weißrussland ausgeschlossen, zudem werden die Ukrainer nicht mit ihrer gesamten Mannschaft vor Ort dabei sein. Auch die Chinesen werden nicht mit am Start sein – wie häufig bei Weltmeisterschaften.

„Dadurch ist die Konkurrenzsituation geschmälert und es hat Einfluss auf die Wettkampfgestaltung“, sagt Schinkitz. So werde es weniger Vorläufe geben und teilweise direkt Finals für die deutschen Athleten. „Für unsere jungen Teammitglieder ist das natürlich eine Bewährungsprobe. Wir wollen sie heranführen an die internationale Konkurrenz.“ Für Katherina Rösler, Maurice Wetekam und Philip Hebmüller, der mit 15 Jahren das jüngste Teammitglied ist, wird es die erste Teilnahme an einer WM sein.
 
Ganz besonders freue sich die Bundestrainerin, dass Elena Semechin auf Madeira mit an den Start gehen kann. Nach ihrer Goldmedaille über die 100 Meter Brust bei den Paralympics in Tokio im vergangenen Jahr wurde bei Semechin ein Gehirntumor diagnostiziert, sie musste operiert werden und sich einer Chemotherapie unterziehen. „Ich habe sie im Training miterleben dürfen. Ich habe sie auch während der Chemo miterlebt. Was Elena ausstrahlt, diese Lebensfreude: Das ist schon sehr ansteckend. Das ist auch sehr motivierend für viele andere.“ Für Semechin wird es bei der WM keinen Vorlauf geben, sondern direkt ein Finale. „Das könnte ihr dann aber auch zugutekommen, falls ihre Kraft nur für ein Rennen reicht“, sagt Schinkitz über die Para Sportlerin des Jahres 2021, die bewundert, wie bewusst Elena Semechin weiterlebt im Wissen, dass der Tumor zurückkommen könnte. Semechin selbst sagt: „Seit der Diagnose hat sich in meinem Leben auf einmal alles geändert. Die wichtigste Priorität ist meine Gesundheit, um nichts anderes ging es mir in dieser Saison“, sagt sie, fügt jedoch an: „Ich würde lügen, wenn ich sage ‚Dabei sein ist alles‘. Natürlich möchte ich auch um Medaillen kämpfen.“ Und ein weiterer bemerkenswerter Satz: „Ich denke allein dadurch, dass ich bei der WM starte und die Krankheit nicht überhand über mein Leben genommen hat, bin ich schon eine Siegerin!“
 
Laut Bundestrainerin Schinkitz haben mehrere Schwimmerinnen und Schwimmer des deutschen Teams Chancen auf eine Medaille. So ist Taliso Engel, aktueller Weltmeister und Paralympics-Sieger über die 100 Meter Brust, der große Wurf erneut zuzutrauen – trotz vieler Trainingsausfälle im vergangenen Jahr. „Klar gibt man nur ungerne den Paralympics- oder den WM-Titel ab. Doch wir werden sehen, wie sich Taliso und seine Konkurrenz präsentieren“, sagt Schinkitz. Im Training sei der 20-jährige frischgebackene Abiturient schon wieder sehr nahe an seine Bestleistungen herangekommen. Und das ist ja auch eine Ansage an die Konkurrenz.
 
Das deutsche Team für die Para Schwimm-WM:
 
Gina Böttcher (21 / SC Potsdam / Brandenburg an der Havel), Malte Braunschweig (21 / Berliner Schwimmteam / Berlin; Staffeleinsatz), Taliso Engel (19 / SG Bayer / Lauf an der Pregnitz), Denise Grahl (28 / SC Empor Rostock 2000 / Schwerin), Philip Hebmüller (15 / Düsseldorfer SC 1898 / Neuss), Justin Kaps (20 / Berliner Schwimmteam / Berlin), Mira Jeanne Maack (18 / Berliner Schwimmteam / Berlin), Katherina Rösler (20 / Hanse SV Rostock / Rostock), Tanja Scholz (37 / PSV Union Neumünster / Elmshorn), Elena Semechin (28 / Berliner Schwimmteam / Nowowoskresenowka, Kasachstan), Josia Topf (18 / SV Erlangen / Erlangen), Maurice Wetekam (16 / SG Bayer / Dortmund).

Text: Patrick Dirrigl / Bild: Oliver Kremer - DBS
 

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