(16.08.2022) Nachdem Lucas Matzerath gleich zu Beginn des sechsten Wettkampftages bei der Schwimm-EM in Rom über die 50m Brust zu Bronze gesprintet war, ruhten die deutschen Medaillenhoffnungen auch auf Florian Wellbrock. Über die 1500m Freistil zählte der Olympiadritte von Tokio traditionell zum Favoritenkreis - aufgrund einer zurückliegenden Coronainfektion allerdings mit einem Fragezeichen versehen. So hatte der Magdeburger in Rom auf den Start über die 800m Freistil verzichten müssen.

Und auch im 1500m Finale musste Wellbrock dem Corona bedingten Trainingsausfall letztendlich Tribut zollen. Als Fünftplatzierter verpasste er den Sprung auf das Siegerpodest. Der deutsche Rekordhalter war das Rennen gemeinsam mit Mykhaylo Romanchuk und Gregorio Paltrinieri, die am Ende über Gold und Silber jubeln durften, von vorne geschwommen, bevor ihm die Kraft ausging. In 15:02,51 Minuten blieb Wellbrock mehr als 25 Sekunden über seiner Bestleitung.

“Es ist gerade ein bisschen emotionales Chaos. Ich habe mich eigentlich in der Vorbereitung in den letzten zwei Tagen ganz gut gefühlt, deswegen war die Zeit jetzt schon ein bisschen überraschend”, sagte Wellbrock nach dem Rennen. “Aber wir wussten alle, worauf wir uns einlassen. Ich nehme das jetzt, wie es kommt. Ich weiß, dass ich deutlich mehr kann und das wissen glaube ich auch alle anderen, deswegen heißt es jetzt durchatmen und dann machen wir es nächstes Jahr wieder besser.”

Ob der Olympiasieger nun noch bei der EM im Freiwasser an den Start gehen wird, ist offen. Sein Coach und Bundestrainer Bernd Berkhahn durfte heute dennoch jubeln. Der seit Anfang des Jahres ebenfalls in Magdeburg trainierende Ukrainer Romanchuk kürte sich in starken 14:36,10 Minuten zum Europameister.  Wellbrocks Dauerrivale Gregorio Paltrinieri (14:39,79) schwamm vor heimischem Publikum zur Silbermedaille. Den verbliebenen Platz auf dem Podium sicherte sich der Franzose Damien Joly, der in 14:50,86 Minuten zweifellos davon profitierte, dass der Schützling von Bernd Berkhahn nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. Mit Oliver Klemet war noch einem zweiten Deutschen der Sprung in den Endlauf gelungen. Der Team-Weltmeister im Freiwasser beendete das Rennen nach 15:10,57 Minuten auf dem achten Platz.

Dennoch blieb das deutsche Team auch an diesem Wettkampftag nicht ohne Edelmetall. Mehr zu der Glanzleistung von Lucas Matzerath über die 50m Brust, die mit Bronze belohnt wurde, gibt es hier: Nächste Medaille! Lucas Matzerath holt EM-Bronze

Die 200m Schmetterling der Männer entschied erwartungsgemäß der ungarische Topschwimmer Kristof Milak für sich. Alles andere als der Sieg des Weltrekordhalters wäre eine faustdicke Sensation gewesen. In 1:52,01 Minuten blieb Milak zwar deutlich über seiner in diesem Jahr aufgestellten Bestleistung, dominierte das Rennen aber trotzdem mit einem beachtlichen Vorsprung von mehr als zweieinhalb Sekunden. Dahinter machte Richard Marton in 1:54,78 Minuten den Doppelsieg für Ungarn perfekt. Mit einer Zeit von 1:55,01 schmetterte Alberto Razzetti für die Gastgeber auf den Bronzerang.

Bronzenes Edelmetall für das italienische Team sicherte sich auch Sara Franceschi im Endlauf über die 200m Lagen der Frauen. In 2:11,38 Minuten musste Franceschi nur der Titelverteidigerin Anastasya Gorbenko (2:10,92) aus Israel sowie Marrit Steenbergen (2:11,14) den Vortritt lassen. Für Steenbergen bedeutete dieser zweite Platz bereits die dritte Einzelmedaille bei den Wettkämpfen in Rom. Die Niederländerin hatte sich zuletzt vor allem auf den Freistilstrecken einen Namen gemacht, präsentierte nun aber auch ihre Allroundfähigkeiten. Überraschend deutlich an den Top Drei vorbei schwamm Katinka Hosszu, die das Rennen abgeschlagen auf dem achten Platz beendete und somit bei dieser EM ohne Einzelmedaille bleiben wird.

Für Sarah Sjöström verlief der Abend hingegen um einiges erfolgreicher. Über die 50m Freistil sprintete die Schwedin in 23,91 Sekunden souverän zu Gold und stellte mit diesem Sieg einen neuen EM-Medaillenrekord auf. Auf dem Edelmetallkonto von Sjöström bei Langbahn-Europameisterschaften stehen nun sechzehn Goldene, sieben Silberne und drei Bronzene Medaillen - mehr als jede andere Athletin zuvor sammeln konnte. Wie schon bei der WM in Rom ging der Vizetitel dahinter an die Polin Katarzyna Wasick (24,20). Den Bronzerang erkämpfte die Niederländerin Valerie Van Roon in einer Zeit von 24,64 Sekunden.

Um über die 100m Rücken der Frauen auf das Treppchen zu schwimmen, musste wenig überraschend die Minutenmarke unterboten werden. In einem Wimpernschlagfinale gelang dies genau drei Athletinnen, die die Medaillen dementsprechend unter sich ausmachten. Über Gold dufte sich wie schon über die doppelte Distanz Margherita Panziera (59,40) aus Italien freuen. Nur unmittelbar langsamer war die Britin Medi Harris (59,46), die sich wiederum nur mit neun Hundertstelsekunden Vorsprung gegenüber Kira Toussaint aus den Niederlanden durchsetzte. Die drei Medaillengewinnerinnen trennten also gerade einmal 1,5 Zehntel.

Die abschließende 4x200m Freistil mixed Staffel entwickelte sich zu einem packenden Zweikampf um Gold zwischen Großbritannien und Frankreich. Erst auf der letzten Bahn gelang es der Britin Freya Anderson sich entscheidend abzusetzen und in 7:28,16 Minuten gemeinsam mit Thomas Dean, Matthew Richards und Freya Colbert an die Spitze des Klassements zu schwimmen. Das französische Quartett war in 7:29,25 Minuten am Zweitschnellsten unterwegs. Für den bronzenen Abschluss des Tages sorgte das Team aus Italien (7:31,85).

Mit fünf bereits gewonnenen Medaillen ist die EM in Rom schon jetzt die erfolgreichste internationale Meisterschaft für das deutsche Team seit langer Zeit. Am siebten und letzten Tag stehen die Chancen nicht schlecht, dass dieser Ausbeute noch weiteres Edelmetall hinzugefügt wird. So gehen Isabel Gose und Lukas Märtens, die ihre gute Form in der vergangenen Woche beide schon mit Podestplatzierungen hervorheben konnten, über die 400m Freistil als Mitfavoriten an den Start. Und auch Ole Braunschweig könnte beflügelt von seiner Bronzemedaille auch über die 100m Rücken die Favoriten ärgern. Im Halbfinale sicherte er sich heute die Chance darauf. Mehr zu den heutigen Halbfinals gibt es hier: Nicht zu stoppen: Braunschweig bucht das nächste Finalticket

Die wichtigsten Links zur Schwimm-EM 2022:

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