(04.08.2021) Nur 2,6 Sekunden fehlten Leonie Beck am Ende zur Medaille, doch die Würzburgerin trauert dem möglichen Edelmetall bei den Olympischen Spielen nicht nach. Im Gegenteil: Die 24-Jährige zeigte sich nach ihrem furios erschwommenen fünften Platz im 10km-Rennen von Tokio vollauf zufrieden mit ihrer Leistung.
„Das Rennen hat mir großen Spaß gemacht, taktisch war das eines meiner cleversten überhaupt“, meinte Beck, nachdem sie sich im Kampf gegen die internationalen Konkurrentinnen knapp zwei Stunden lang stark behauptet hatte.
Von Beginn an ging die WM-Medaillengewinnerin vorn mit und führte teilweise sogar das Feld an. Aus Kräfte zehrenden Positionskämpfen hielt sie sich dadurch weitgehend raus. Erst im Zielkorridor musste Beck die Medaillengewinnerinnen Ana Marcela Cunha (Brasilien), Sharon van Rouwendaal (Niederlande) und Kareena Lee (Australien) ziehen lassen. „Ich habe mich gut gefühlt. Nach fünf Runden wollte ich es dann unbedingt probieren und habe alles riskiert. Doch am Ende waren die anderen stärker. Vielleicht habe ich etwas zu früh angezogen, aber was soll’s, am Ende waren die anderen einfach schneller," blickte Beck auf den Rennverlauf zurück, den es hier noch ausführlicher beschrieben gibt: Packend bis zum Finish: Leonie Beck schrammt nur knapp an der Olympiamedaille vorbei
Die gebürtige Augsburgerin zeigte sich auch unbeeindruckt von den harten Bedingungen mit Wassertemperaturen von mehr als 29°C und 87 Prozent Luftfeuchtigkeit. „Ich habe kaum geschwitzt und hatte keine Probleme, fand es sogar ziemlich angenehm", erklärte Beck. "Mir ist warmes Wasser ja grundsätzlich lieber als kaltes.“
Finnia Wunram hingegen, die als zweite Deutsche im 10km-Event an den Start ging, musste den anspruchsvollen Gegebenheiten Tribut zollen. „Für mich wurde das Wasser gefühlt von Runde zu Runde wärmer“, sagte die Magdeburgerin. „Ich musste deswegen zwei Kilometer vor Schluss die erste Gruppe abreißen lassen. Ich konnte nicht mehr mobilisieren und eine höhere Frequenz schwimmen.“
Am Ende gab es für Wunram Rang zehn. Gejubelt wurde in Magdeburg nicht nur wegen dieser Top Ten Platzierung, sondern vor allem über die Silbermedaille ihrer Vereinskollegin Sharon van Rouwendaal. Die 27-Jährige war im Sommer 2020 nach Magdeburg gewechselt und trainiert dort beim deutschen Bundestrainer Bernd Berkhahn in der Gruppe um Wunram, Sarah Köhler sowie Florian Wellbrock und Rob Muffels, die beide in der kommenden Nacht ab 23:30 Uhr im Olympia-Rennen der Herren gefordert sind.
"Als Favoritin hatte ich das Gefühl, dass alles auf mich schaute. Aber ich hätte es heute nicht besser machen können. Ich bin mit Silber sehr zufrieden", meinte van Rouwendaal, die die Bedingungen ebenfalls als eine Challenge beschrieb. "Ich denke, ich hab während des Rennens drei Kilo abgenommen", meinte die erfahrene Niederländerin, für die es bereits die dritten Olympischen Spiele waren.
Auch die Siegerin Ana Cunha profitierte von ihrer Erfahrung. Schon 2008 gab sie im Alter von 16 Jahren ihr Olympiadebüt und auch 2016 startete sie bei den Spielen im Zeichen der fünf Ringe. Mit Rennen bei Welt- und Europameisterschaften brachte zwar auch Leonie Beck einiges an Erfahrung mit und startete auch 2016 in Rio bereits einmal bei Olympia, damals noch im Becken. Mit ihren 24 Jahren war sie aber die jüngste Schwimmerin unter den den Top Ten. Das dürfte auch Hoffnung machen für die bereits in drei Jahren stattfindenden Olympischen Spiele in Paris.
Aus Tokio kann Beck eine kräftige Portion Selbstbewusstsein für ihre weitere Karriere mitnehmen. "Ich bin jedenfalls sehr zufrieden", so ihr Fazit. "Auf diesen fünften Platz bei Olympischen Spielen kann ich stolz sein.“
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Bild: IMAGO / Sven Simon