(04.08.2021) Mit zwei Top-Ten-Platzierungen ist das deutsche Team in die Freiwasser-Events der Olympischen Spiele 2021 gestartet. Im 10km-Rennen der Damen schwamm die Würzburgerin Leonie Beck, die bis zum Finish aussichtsreich im Rennen um die Medaillen lag, auf Platz fünf. Finnia Wunram komplettierte als Zehnte das überzeugende Gesamtergebnis.
Den Sieg sicherte sich nach 1:59:30,8 Stunden die Brasilianerin Ana Marcela Cunha vor der niederländischen Titelverteidigerin Sharon van Rouwendaal (1:59:31,7) und der Australierin Kareena Lee (1:59:32,5). Leonie Beck fehlten am Ende gerade einmal 2,6 Sekunden zu den Medaillenplätzen. Das packende Finish gibt es hier als Video: VIDEO: Das spannende 10km-Finish bei Olympia mit Leonie Beck
Im Kampf gegen die internationale Konkurrenz hatte die 24-Jährige einen starken Auftritt abgeliefert, den sie später als eines der cleversten Rennen ihrer Karriere beschrieb. Mehr zur Einschätzung Becks gibt es hier: "Stolz und zufrieden!" Leonie Beck wird clever Olympia-Fünfte
Von Beginn an ließ sie keine Zweifel aufkommen, dass heute mit ihr zu rechnen sein würde. Schon direkt nach dem Start des Rennens hatte sich Beck an die Spitze gesetzt und Führungsarbeit geleistet. Nach der ersten Verpflegungsstation am Ende der Auftaktrunde ging Beck hinter der US-Amerikanerin Ashley Twichell und Ana Marcela Cunha als Dritte durch. Finnia Wunram lag etwa zehn Sekunden dahinter mit Kontakt zur Spitze unter den Top Ten.
Die beiden Routiniers Twichell und Cunha gaben auch auf den folgenden Runden das Tempo vor. Die 32-jährige Twichell gehört zwar schon seit einem Jahrzehnt zur Weltspitze, doch bei Olympischen Spielen war sie in Tokio zum ersten Mal mit dabei. Twichell ist damit die älteste Olympia-Debütantin im US-Amerikanischen Schwimmteam seit 123 Jahren. Ganz anders Ana Marcela Cunha: Sie war bereits mit 16 Jahren bei den Spielen 2008 in Peking dabei und wurde hier Fünfte. Bei den Olympischen Spielen im eigenen Land belegte die fünffache Weltmeisterin 2016 Rang zehn. Damals eine Enttäuschung für das Gastgeber-Team, die Cunha nun mit ihrem Goldrennen vergessen machte.
Beck und Wunram behaupteten sich stark im Feld. Zur Hälfte des Rennens lag Beck parallel mit Ashley Twichell an zweiter Position und Wunram hatte sich auf Rang fünf geschoben. Das Feld war mittlerweile etwas auseinandergezogen. Die Top 16 lagen innerhalb von rund 20 Sekunden. Dahinter klaffte bereits eine Lücke, die auf der fünften der insgesamt sieben Runden noch etwas größer wurde. Twichell zog an der Spitze das Tempo etwas an und verzichtete bei der 7,2km-Marke zum zweiten Mal hintereinander auf die Verpflegung. Beck war an vierter Position. Knapp vor ihr lag mittlerweile die in Magdeburg trainierende Sharon van Rouwendaal. Deren Vereinskollegin Finnia Wunram hielt weiter als Achte den Anschluss zu den Führenden.
Auf der sechsten Runde dann setzte Leonie Beck ihre Attacke und zog vorbei an Twichell. Die letzte Verpflegungsstation ließ die gebürtige Augsburgerin ebenso wie ihre Konkurrentinnen aus und ging als Führende auf die Schlussrunde. Finnia Wunram musste etwas abreißen lassen und lag 30 Sekunden hinter Beck auf Rang zehn.
Das Feld der Medaillenkandidatinnen hatte sich nun auf nur noch acht Athletinnen reduziert und die Positionskämpfe wurden intensiver. 500m vor dem Ziel rangierte Beck noch an Position drei und schwamm mit sechs weiteren Athletinnen dem Zielsprint entgegen. Für Ashley Twichell rächte es sich nun, dass sie ihre Energiereserven nicht aufgefüllt hatte. Sie konnte nicht mehr mitgehen und wurde am Ende Siebte. Aber auch Leonie Beck fehlten auf den letzten Metern gegen die Medaillengewinnerinnen ein paar Körner in der Morgenhitze von Tokio. Im Zielkorridor hatte sie bereits ein paar Meter Rückstand, der nun nicht mehr aufzuholen war. Wunram beendete das Rennen nach 2:01:01,9 Stunden etwa anderthalb Minuten hinter der Siegerin.
Wie erwartet wählten die Athletinnen angesichts der harten Bedingungen ihr Tempo mit Bedacht. Dass die Medaillengewinnerinnen am Ende dennoch unter zwei Stunden bleiben konnten, ist angesichts der Wassertemperatur von etwas mehr als 29°C und einer brutalen Luftfeuchtigkeit von 87 Prozent durchaus beeindruckend. Zum Vergleich: Bei der Schwimm-WM 2019 in Korea gingen die Medaillen unter 1:55 Stunden weg. In Rio waren die Medaillengewinnerinnen der Olympischen Spiele 2016 alle schneller als 1:57 Stunden.
Nach dem überzeugenden Auftakt der deutschen Damen greifen in der Nacht zu Donnerstag Florian Wellbrock und Rob Muffels im 10km-Rennen der Herren an. Beide trainieren ebenso wie van Rouwendaal und Wunram in Magdeburg. Schon bei der WM 2019 hatten die beiden Männer bewiesen, dass sie absolute Weltspitze sind. Damals holte Wellbrock den Titel und Muffels schwamm zu Bronze. Wie das heutige Rennen gezeigt hat, dürfte es auch bei ihnen darauf ankommen, sich die Kräfte in der Hitze von Tokio richtig einzuteilen.
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