(29.07.2021) Florian Wellbrock hat bei den Olympischen Spielen in Tokio seine erste Medaille um Haaresbreite verpasst. Über die 800m Freistil musste er sich in 7:42,68 Minuten mit Platz vier hinter dem US-Amerikaner Bobby Finke (7:41,87), Italiens Superstar Gregorio Paltrinieri (7:42,11) und dem Ukrainer Mykhailo Romanchuk (7:42,33) geschlagen geben.
Es war ein echtes Herzschlagfinale, das mal wieder zeigte, dass auch die langen Strecken von Spannung geprägt sein können. Wie man es beinahe erwarten konnte, suchte Gregorio Paltrinieri, der im Vorfeld der Spiele eine Erkrankung mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber durchmachte, sein Heil in der Flucht nach vorn. Da er gerade so als Achter in den Endlauf gerutscht war, musste er auf der Außenbahn an den Start gehen und wusste das, weit weg von den Mitfavoriten in der Mitte, zu seinem Vorteil zu nutzen.
Dahinter schwamm nahezu der gesamte Rest des Feldes lange auf einer Höhe. Bei der 600m-Marke waren Romanchuk, Wellbrock und Co. dran an Paltrinieri, der dagegen hielt und als Führender vor Wellbrock auf die letzten 100m ging. Bei der finalen Wende lag dann der Magdeburger sogar an Position eins und sah bis wenige Meter vor Schluss schon aus wie der neue Olympiasieger. Doch dann zogen die Konkurrenten mit den letzten Zügen noch vorbei.
"Vierter Platz ist natürlich immer bitter", meinte Wellbrock nach seinem Rennen. "Eine halbe Sekunde zu Bronze, das ist ärgerlich, aber an sich habe ich ein recht souveränes Rennen gemacht."
Überraschend hatte der Amerikaner Finke, der in 26,39 Sekunden eine brutal starke letzte Bahn hinlegte, die Hand als Erster an der Wand. Die Konkurrenz war auf den finalen 50m mehr als anderthalb Sekunden langsamer als der neue Olympiasieger. Insgesamt zeigte sich mal wieder: Die Karten werden in den Endläufen neu gemischt. Sowohl Wellbrock mit seinem Deutschen Rekord (7:41,77) von gestern als auch Romanchuk (7:41,28) waren in den Heats schneller gewesen. Auch der Österreicher Felix Auböck (7:49,14) kam auf Platz sieben nicht an seine Vorlaufzeit heran.
Wellbrock hatte bereits eine Erklärung parat dafür, dass am Ende ein paar Körner fehlten: "Ich habe zum Schluss ein bisschen zu früh angefangen und zu viel Beinarbeit schon 200m vor dem Ende reingeworden", meinte der Doppel-Weltmeister, der auf der letzten Bahn in 28,72 Sekunden deutlich langsamer war als die Medaillengewinner.
Das Rennen gilt es nun zu analysieren und abzuhaken. Wellbrock steigt in Tokio noch über 1500m auf den Block und geht über die 10km ins Freiwasser. Hier ist er als amtierender Weltmeister weiter vorn in der Favoritenrolle, als es über die 800m der Fall war.
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Bild: IMAGO / Laci Perenyi