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18. Februar 2018

„Für die Wirtschaft ist dieses harte Lernen, das was man als Sportler im Alter zwischen 15 und 19 mitnimmt, perfekt“, so Bilski. Viele Leute seien sich dessen nicht bewusst und Schwimmer würden oft abgestempelt, privat weil sie vielleicht keine Lust haben zu feiern oder in der Schule, weil die Noten nicht perfekt sind. „Doch sie entwickeln genau die richtige Einstellung im Kopf, die man im Geschäftsleben braucht.“

Der tägliche Start in den Arbeitstag sei für ihn daher auch stets wie der Gang zum Frühtraining, meint der Kurzbahn-Spezialist, der im kleinen Becken beachtliche Bestzeiten wie eine 1:44,76 über 200m Freistil und 1:55,96 über 200m Schmetterling zu Buche stehen hat.

„Du hast gelernt, wie man sich zusammenreißt, wie man noch mit Fieber und Mandelentzündung ins Wasser springt und sich durchkämpft. Man lernt sich zu quälen. Man lernt aber auch, sich gut vorzubereiten und mental stark zu werden“, meint Bilski, der solche Qualitäten heute auch als Unternehmenslenker bei seinen Mitarbeitern zu schätzen weiß.

Leider ist er damit, zumindest in Deutschland, noch in der Minderheit. Die durch den Sport vermittelten Werte seien zwar genau das, was die Wirtschaft letztendlich braucht, erklärt er. Dass man aber einen Job allein dank seiner Softskills bekommt, sei mehr als unwahrscheinlich. „Selbst wenn man super gut ist als Sportler, muss man sich am Ende wie jeder andere hinten anstellen und sein Studium anfangen. Man kann da nicht irgendwas überspringen.“

Deswegen sei es wichtig, den richtigen Moment zu finden, sich vom Sport zu verabschieden und die Erfahrungen in der Wirtschaft anzuwenden. „Im Sport bekommst du halt eine Urkunde und im Business bekommst du Gehalt“, beschreibt Bilski es. Für Sportler bestünde aber die Gefahr, dass der Drang zu neuen Bestleistungen zur Sucht wird. „Wenn du zu spät los lässt, kann man irgendwann recht hart landen, wenn du mit Mitte 30 merkst, dass du in diesem Land eigentlich für alles zu alt bist.“

Das Risiko, trotz aller Anstrengungen am Ende mit leeren Händen dazustehen, sei im deutschen Sportsystem sehr hoch, oder wie es der Finanzexperte ausdrückt: „Die Risk-Return-Ratio ist eines der größten Probleme, warum wir so hinterherhinken.“ Damit Sportler in Deutschland weltweit konkurrenzfähig sein können, brauche es vor allem eine sichere Perspektive. Hier liege Deutschland hinter so manchem Drittweltland. „Wenn man weiß, dass mit der nächsten Medaille nochmal 50.000 oder 100.000 Euro mehr drin sind, dann wird noch mehr mobilisiert und trainiert, denn es lohnt sich im wahrsten Sinne des Wortes.“

Talente, die vielleicht gerade eine schwierige Phase durchmachen, hätten eine größere Motivation, dranzubleiben und in der Jugend gäbe es vielleicht mehr Kinder, die sich eben für das Schwimmen statt den Fußball entscheiden, wenn sie dort echte Stars werden können. „Klar, ich komme aus der Finanzwelt, da sind Geld und Kennziffern das, woran sich alles orientiert und das ist sicher nicht das Ein- und Alles, warum man Sport machen sollte. Aber die harten Zahlen werden viel zu sehr vernachlässigt“, meint Bilski, der nicht nur kritisieren, sondern auch Lösungen anbieten will.

Mit seiner jetzigen Wirtschaftspower im Rücken plant der einstige JEM-Finalist sein eigenes Profi-Team zu gründen. Vier bis Fünf Sportlern soll es so ermöglicht werden, ohne finanzielle Sorgen an Höchstleistungen zu arbeiten. „Ich stelle mir dabei einen guten Mix vor. Nachwuchsathleten, Schwimmer im Anschlussbereich und vielleicht auch jemand, der schon Deutscher Meister ist und nun international angreifen will“, beschreibt er seinen Plan. „Und für das Team würde es dann natürlich ein richtiges Gehalt geben.“ Im Gegenzug soll auch die Vermarktung der Sportler und des Teams übernommen werden, um so auch Einnahmen zu generieren. „Wir würden also tatsächlich in die Leute investieren und ein Prinzip aus der Wirtschaft auf den Sport übertragen.“ Wann es losgeht, steht noch nicht fest. Die Vorstellungen seitens Bilski sind jedoch schon recht ausgereift, denn auch mit seinen langen Arbeitstagen und etlichen neuen Unternehmensprojekten, die Flamme für die alte Leidenschaft ist noch lange nicht erloschen: „Ich habe den Schwimmsport immer geliebt und sehr viel davon profitiert. Jetzt ist es an der Zeit auch etwas zurückzugeben.“

TEIL 1 des Artikels: Mit der Schwimmer-Mentalität zum 250-Millionen-Unternehmen

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