(05.05.2014) Die etablierten Athleten des DSV haben bei den am Sonntag zu Ende gegangenen Deutschen Meisterschaften in Berlin den Ton angegeben. Paul Biedermann schwimmt sich wieder in Form, Steffen Deibler liefert Spitzenzeiten ab und auch Marco Koch ist mit seinen Leistungen international weit vorn dabei. Die Nachwuchskräfte, auf die unter anderen Chef-Bundestrainer Henning Lambertz verstärkt setzen will, blieben bei den Titelkämpfen hingegen blass - ein schlechtes Zeichen muss dies jedoch nicht sein.


Dreimal innerhalb von drei Tagen konnte sich Paul Biedermann bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin unter den Top Ten der Weltranglisten platzieren. Dabei überzeugte er nicht nur mit Siegen über seine Paradestrecken 200 und 400m Freistil. Vor allem durch seine starke Leistung über die 100m Freistil, über die er die geballte deutsche Sprintelite stehen ließ, wachsen die Hoffnungen, dass das DSV-Aushängeschild rechtzeitig zur EM im eigenen Lande in Fahrt kommt.

Biedermann führte die Riege der DSV-Routiniers an, die in Berlin für die Schlagzeilen sorgten. Vize-Weltmeister Marco Koch schwimmt über die 200m Brust Weltklassezeiten am Fließband. Sprintass Dorothea Brandt war mit vier Titel die erfolgreichste Athletin der Schwimm-DM. Europameisterin Jenny Mensing ist über die Rückenstrecken das Maß aller Dinge und auch Steffen Deibler fuhr über die von ihm favorisierten Schmetterlingstrecken souveräne Siege ein.

Dabei musste der Hamburger auch dem verlorenen Titel über die 50m Freistil nicht allzu sehr hinterhertrauern. Über diese Distanz wollte er bei der Schwimm-EM 2014 ohnehin nicht antreten. Der in den USA trainierende Björn Hornikel hatte Deibler hier eine Niederlage zugefügt und damit für die einzige größere Überraschung der Deutschen Meisterschaften 2014 gesorgt. Ansonsten hielten die Titelkämpfe für die Fans des Schwimmsports nur wenig Außergewöhnliches bereit.

Erstmals seit Jahren wurde bei einer Schwimm-DM kein neuer Deutscher Rekord auf einer Einzelstrecke aufgestellt. Dorothea Brandt stellte mit einer klasse Leistung über die 50m Brust zumindest die bishereige Bestmarke ein.
Dies jedoch als negatives Zeichen zu werten scheint verfrüht. In den vergangenen Jahren lieferten die deutschen Spitzenathleten bei den nationalen Titelkämpfen stets Top-Leistungen am Fließband ab, um diese dann aber beim Saisonhöhepunkt nicht wiederholen zu können.

Unter anderem aus diesem Grund setzt Chef-Bundestrainer Henning Lambertz diesmal auf eine andere Herangehensweise. Die Normzeiten für die Schwimm-EM 2014 liegen deutlich über den in den vergangenen Jahren geforderten Qualifkationszeiten. In Berlin mussten die DSV-Asse daher noch nicht all ihre Trümpfe ausspielen.

Umso größer wäre hierbei die Chance für den ein oder anderen Newcomer gewesen, sich ins Rampenlicht zu schwimmen und bei der Vergabe der Meistertitel ein Wörtchen mitzureden. Mit Björn Hornikel und Robin Backhaus, gelang es jedoch nur zwei Athleten, die bisher noch nie einen Einzeltitel bei einer Schwimm-DM gewannen, sich in die Meisterlisten einzutragen. Die weiteren DM-Champions waren allesamt altbekannte Gesichter auf dem obersten Treppchen des DM-Podiums.

Zwar waren auch unter diesen Meistern einige junge Sportler wie Sarah Köhler, Johanna Friedrich oder Alexandra Wenk. Ein Schritt nach vorn war aber vor allem bei Vanessa Grimberg zu beobachten. Auch hierbei muss man festhalten: Ziel war es für die Athleten in Berlin unter die EM-Normen zu schwimmen und noch nicht ihre Leistungsgrenzen auszureizen.

Mit Blick auf den EM-Qualifikationswettkampf in Essen im Juli haben nun einige deutsche Talente die Chance, noch einmal nachzulegen. In Berlin gelang es mit Björn Hörnikel, Jacob Heidtmann, Florian Vogel, Nicolas Graesser und Sonnele Öztürk einigen weiteren aufstrebenden Talenten, sich auf die "Longlist" des Bundestrainers zu schwimmen. Das heißt, sie blieben sowohl in den Vorläufen als auch in den Finals unter den geforderten Normen und haben in Essen die Chance auf das EM-Ticket.

Sie profitieren dabei auch davon, dass in Essen die Karten neu gemischt werden und die Platzierungen der Schwimm-DM 2014 keinen Einfluss auf die Vergabe der EM-Tickets haben. Dadurch dürfen sich zum Beispiel Sonnele Öztürk, Florian Vogel oder Björn Hornikel Hoffnungen auf die Plätze im DSV-Team machen, die in den vergangenen Jahren nur den beiden Erstplatzierten der Deutschen Meisterschaften vorbehalten waren.

Die unspektakulären Deutschen Meisterschaften 2014 waren kaum mehr als ein kurzer Zwischenstopp auf dem Weg zu den Europameisterschaften im eigenen Lande und passen in den Plan des Bundestrainers. Dieser erwartet von seinen Schwimmern erst beim Saisonhöhepunkt Spitzenleistung und sieht ansonsten von ihnen lieber mehrfach Leistungen auf einem hohen Grundniveau als vereinzelte Ausreißer nach oben zur Mitte der Saison.

Die wiederholte Leistungsfähigkeit wird vom 17. bis 20. Juli in Essen erneut abgefordert. Auch hier sind die EM-Normzeiten an der internationalen Spitze gemessen eher auf einem B- oder C-Niveau angesiedelt. Wer sich bei dieser Generalprobe jedoch behauptet, hat dann vier Wochen darauf bei der lang erwarteten Europameisterschaft die Chance die notwendigen Körner nachzulegen, um vor heimischen Publikum auch in die internationale A-Klasse vorzustoßen.

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