(22.11.2012) In der ersten Ausgabe der Fan-Interviews auf swimsportnews hat sich DSV-Star Steffen Deibler euren Fragen gestellt. Der 25-Jährige spricht über sein Training, die Pläne für die Zukunft und beantwortet auch die ein oder andere persönliche Frage.


Mehr als 30 Fragen habt ihr uns für das Fan-Interview mit Steffen Deibler übermittelt. Wir haben zehn davon ausgewählt und diese von Steffen beantworten lassen. Hier ist das Fan-Interview mit Steffen Deibler:

Paula W.: "Wie viele Stunden pro Woche investierst du ins Training und wie viele Kilometer pro Jahr schwimmst du?"

Steffen: Ich trainiere in einer intensiven Woche zehn Mal zwei Stunden im Wasser und habe noch fünf Trainingseinheiten an Land (Krafttraining, Stabilisationstraining, Ausdauer (Laufen oder Radfahren)). Letztes Jahr bin ich ca 1500 km geschwommen.

Alex S.: "Vermisst du deine Heimatstadt manchmal, wo du doch ein gutes Stück entfernt von zu Haus studierst und trainierst?"

Steffen: Ich lebe seit 2008 in Hamburg und habe mich hier sehr gut eingelebt. Wir haben ein tolles Team in Hamburg am Olympiastützpunkt, das macht es mir leicht mich hier wohl zu fühlen :) Natürlich freue ich mich immer total, wenn ich mal in meine Heimat zurück komme – was allerdings die meisten Jahre nur im Sommerurlaub und zu Weihnachten der Fall ist.

Riccardo Z.: "In London hast du über die 100m Schmetterling dein bestes Ergebnis erzielt. Bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften schwimmst du nur die 100m Schmetterling und 50m Freistil. Früher hattest du auch die 100m Freistil im Programm. Willst du dich vielleicht stärker spezialisieren und auf welche Strecken willst du dich in Zukunft konzentrieren?"

Steffen: Ich war in den letzten zwei Jahren über Schmetterling stärker als über Freistil, das war der Grund für den Fokus auf die Schmetterling-Disziplinen. Dieses Jahr schwimme ich so wenig Wettkämpfe, weil ich ziemlich viel studiere und am Freitag noch eine Veranstaltung in der Uni (HAW Hamburg) habe. In den nächsten Jahren will ich auch in Kraul wieder richtig schnell schwimmen! Ich bleibe ziemlich wahrscheinlich bei der Streckenlänge 100m und werde nicht mehr zurück auf die 200m schwenken (2008 war ich bei der Olympiaquali über 200m Freistil mit 1:47,7 Zweiter hinter Paul).

Steffen L.: "Ist der Unterschied zwischen Lang- und Kurzbahn sehr groß für dich? Schwimmst du lieber auf der Kurzbahn? Wenn ja, warum?"

Steffen: Der Unterschied zwischen Kurzbahn und Langbahn ist schon groß. Das kannst du ja schon an den Weltrekord-Zeiten sehen. Für mich ist es auf der Kurzbahn leichter, schnell zu schwimmen, weil ich sehr gute Wenden und Übergänge habe. Für die Langbahn ist deutlich mehr Training notwendig, weil es zum Beispiel bei den 100m Schmetterling nur eine Wende gibt anstatt drei und ich einfach mehr schwimme und weniger tauche. Wenn ich richtig fit bin, so wie bei den Spielen, geht es aber auch auf der Langbahn und das macht dann auch echt Spaß!

Theresa B.: "Vertraust du deinem Trainer so stark, dass du trotz deiner persönlichen Schwimmerfahrung die Meinung des Trainers vor deine Meinung stellst und so vielleicht das schwimmst, was der Trainer sagt, obwohl du selbst etwas anderes für geeigneter hälst? Oder herrscht stets Einigkeit?"

Steffen: Während der Saison vertraue ich meiner Trainierin Petra Wolfram blind. Es ist ja auch sehr viel Arbeit, das ganze Training zu koordinieren und zu planen. Wenn es dann ans Tapern geht, sprechen wir die Tage immer gemeinsam ab und entscheiden zusammen, wie und was wir trainieren – weil in den letzten Wochen vor dem Wettkampfhöhepunkt weiß ich selbst am Besten, wie es meinem Körper geht. Natürlich diskutieren wir auch mal über Einheiten, aber das ist selten. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, Vertrauen in die Arbeit des Trainers zu haben.

Rüdiger W.: "In London hatten die deutschen Schwimmer keinen Bundestrainer. Auch Monate nach den Spielen ist unklar, wie es strukturell mit dem deutschen Schwimmsport weitergeht. Inwieweit belasten Euch Athleten die Probleme in der Verbandsführung?"

Steffen: Mich persönlich belastet das nicht. Ich habe hier in Hamburg alles, was ich zum Trainieren und schnell schwimmen brauche.

Thomas: "Steffen, ist es für Homosexuelle möglich im Spitzensport Fuß zu fassen? Wie würdest du reagieren, wenn dein Sportkamerad sich dir mit einem Outing anvertraut?"

Steffen: Natürlich können Homosexuelle im Spitzensport erfolgreich sein. Im einem toleranten und aufgeschlossenen Umfeld spielt die sexuelle Orientierung keine Rolle! Ich war noch nie in der Situation, der Ansprechpartner für ein Outing zu sein, weiß aber, dass ich damit sehr gelassen umgehen würde.

Dieter G.: "Du bist vor einiger Zeit nach Hamburg gewechselt, da dort die Bedingungen hervorragend sind. DSV-Präsidentin Christa Thiel nannte Hamburg einen 'Leuchtturm' des deutschen Schwimmsports. Würde es dich trotzdem reizen, eine Zeit lang im Ausland zu trainieren?"

Steffen: Ja, mich würde es reizen eine Zeit lang im Ausland zu trainieren und mir andere Trainingsmethoden anzuschauen. Das habe ich auch in den nächsten Jahren vor. Allerdings stelle ich mir dann ein paar Wochen vor, ein langes Trainingslager also.

Martin K.: "Wie stark ärgert es dich, dass dein kleiner Bruder auf den 100m Freistil zuletzt immer schneller war als du?"

Steffen: Haha – gute Frage :) Zum einen ist mein Bruder nicht mehr besonders klein. Er wiegt gute 15kg mehr als ich und ist 12cm größer. Und zum anderen sehe ich ja, dass er genauso hart und viel trainiert wie ich. Und mit 22 und 25 Jahren sind wir auch ausgewachsen – das Alter spielt kaum eine Rolle mehr. Natürlich will ich schnellster Deutscher sein – und Markus ist zur Zeit ganz vorne dabei – was mich aber die letzten Jahre viel mehr geärgert hat war, dass meine eigene Leistung nicht gut war über die 100m Freistil. Mit einer persönlichen Bestzeit hätte ich die Deutschen Meisterschaften fast jedes Jahr gewonnen.

Jenny S.: "Was wünschst du dir in diesem Jahr zu Weihnachten?"

Steffen: Ich denke ich wünsche mir die letzten HIMYM-Staffeln (How I Met Your Mother) und 'ne EOFT-DVD ( European Outdoor Film Tour). Ansonsten lass ich mich gerne überraschen – ist doch am schönsten, wenn man noch nicht weiß, was man bekommt, oder?


Facts zu Steffen Deibler:

Geburtsdatum: 10. Juli 1987
Gebortsort: Biberach an der Riß
Verein: Hamburger Schwimm-Club r.V. von 1879
Lagen: Schmetterling und Freistil

Mit seinem vierten Platz über die 100m Schmetterling und seiner Vorstellung in der Lagenstaffel zählte Steffen Deibler zu den Glanzlichtern unter den sonst leider oft nicht allzu leuchtend scheinenden deutschen Top-Schwimmern bei den Olympischen Spielen in London. Der 25-Jährige hält zudem aktuell den Weltrekord über die 50m Schmetterling auf der 25m-Bahn und ist sechsfacher Europameister auf der Kurzbahn.

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