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Bild: Andrea Masini Deepbluemedia / imago
16. Juli 2019

Die swimsportnews-Berichterstattung zur Schwimm-WM 2019 wird präsentiert von Smit Sport  

(16.07.2019) Einen WM-Sieg zu feiern, das ist nur wenigen Athleten vergönnt. Das Glück und das Podest dann aber auch noch mit dem eigenen Trainingsgefährten zu teilen, macht den Moment noch spezieller. Dementsprechend groß war der Jubel bei Florian Wellbrock und Rob Muffels über ihren doppelten Medaillenglanz auf Platz eins und drei des Weltmeisterschaftsrennens über die 10km im südkoreanischen Yeosu.

"Das Ziel war Olympia, jetzt haben wir Gold und Bronze, das ist ein absoluter Traum", so der 24-jährige Muffels, der sich ein intensives Rennen geliefert hatte und immer wieder innerhalb der Spitzengruppe in Positionskämpfe verwickelt war. "Kurz vor Schluss wusste ich, dass es Bronze für mich wird." Dann hieß es nur noch: Augen zu und durch. 

Für Wellbrock ist der WM-Sieg der bisher größte Triumph seiner Karriere. Mit erst 21 Jahren gehört der 1500m-Europameister nun unbestreitbar sowohl im Becken als auch im Freiwasser zu den besten Athleten der Welt. Die Goldmedaille hatte der hochgewachsenen Norddeutsche, der seine Rennen vorher stets intensiv in seinen Gedanken visualisiert, dabei fest im Blick. "Ich habe die letzten Nächte vor dem Einschlafen immer daran gedacht, Du willst Weltmeister werden", sagte er. "Dass ich das jetzt geschafft habe, muss erst mal im Kopf noch ankommen."

Seine Qualitäten im Freiwasser zeigte er zuletzt mit mehreren Siegen bei der Weltcupserie und weiteren hochklassig besetzten Open Water Events. Dies ging ihm auch während des Rennens durch den Kopf: "Auf der letzten Runde habe ich zwischendurch gedacht, das könnte ja mein sechster Sieg in Folge werden. Irgendwann muss so eine Serie ja mal reißen, aber sie hielt."

Möglicherweise auch, weil er dabei die Rückendeckung seines Teamkollegen hatte. Kurz vor dem Ende, als Wellbrock und sein Konkurrent Marc-Antoine Olivier sich absetzen und dem Sieg entgegensprinten wollten, hatte Muffels den Franzosen wohl kurz am Bein gezogen. "Ich hab einfach nur das dünnere Bein gesehen und wusste, dass es der Franzose ist und nicht Florian. Deswegen hab ich da die Hand mal ein bisschen ausgestreckt", erklärte Rob Muffels nach dem Rennen im ZDF-Interview. "Ich weiß nicht, ob das am Ende für die Goldmedaille von Florian ausschlaggebend war." 

Dass Muffels kein Kind von Traurigkeit ist, hatte er vorher bereits gezeigt, als er im Positionskampf den einen oder anderen Konkurrenten wegdrückte und sich dafür eine gelbe Karte einhandelte. Doch damit war er nicht allein. Das Freiwasserschwimmen ist geprägt von Körperlichkeit und dies zeigte sich auch heute wieder, zumindest im Feld direkt hinter der Spitzengruppe. (Mehr zum Rennverlauf hier: WM-Doppelschlag: Wellbrock ist WELTMEISTER | Bronze für Muffels)

Der etwas schmaler gebaute und durch seine schwimmerischen Ausdauerqualitäten geprägte Wellbrock hielt sich aus diesen Rangeleien taktisch klug heraus und schwamm meist an zweiter oder dritter Position. Die Fähigkeiten dafür hat er sich mit seinem Trainer Bernd Berkhahn erarbeitet. Der Magdeburger Coach, der mittlerweile auch als einer von zwei Schwimm-Bundestrainern fungiert, darf sich über eine bisher perfekte Vorstellung seiner Athleten freuen. Nicht nur die beiden Herren sondern auch ihre Vereinskollegin Finnia Wunram haben es in Südkorea geschafft, sich mit einem Top Ten Resultat für die Olympischen Spiele 2020 zu qualifizieren. "Sowohl national als auch international sind wir absolute Spitze im Freiwasser", konstatiert Rob Muffels. 

"Ich glaube, das gemeinsame Training mit Rob und auch das Höhentraining hat uns heute beiden geholfen. Klar, es ist ein großer und harter Schritt auf das Podium in Tokio im kommenden Jahr, aber mit harter Arbeit kann es möglich sein", blickte Florian Wellbrock bereits voraus auf die Spiele 2020. 

Neben dem Magdeburger Trio gelang auch der Würzburgerin Leonie Beck der Sprung auf den Zug nach Tokio. "Das ist ein historisches Ergebnis in der Geschichte des olympischen Freiwassersports", meint Thomas Kurschilgen, der Sportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes, anerkennend. "Vier Qualifikationen für die Olympischen Spiele - je zwei bei den Frauen und Männern - hatte zuvor noch nie ein Land geschafft."

Mit den Olympiatickets auf den Konto können die deutschen Athleten nun frei aufschwimmen. Für Muffels steht noch der Teamwettbewerb auf dem Plan und Florian Wellbrock greift ab kommender Woche im Becken an. Hier können sie sich zwar nicht direkt im Rennen den Rücken frei halten, doch von der Tribüne aus dürfte die Unterstützung des Teamkollegen sicher sein.

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