Langezeit sah es so aus, als würde es zum Abschluss der Kurzbahn-WM in Budapest eine weitere Medaille für das deutsche Team geben. Denn im Finale über die 200m Freistil ging Rafael Miroslaw mutig an und lag bis zur vorletzten Wende sogar auf Medaillenkurs. Aus Edelmetall wurde es zwar letztlich nichts, aber am Ende sprang für den in den USA trainierenden Hamburger in 1:41,71 Minuten dennoch ein starker sechster Platz heraus.
Die Platzierung von Miroslaw ist auch deswegen hoch anzuerkennen, da im selben Rennen wieder einmal ein Weltrekord zu Fall gebracht wurde. Wie schon im Staffelrennen vor ein paar Tagen stellte der Amerikaner Luke Hobson eine neue Allzeit-Bestmarke auf. Diese liegt nun bei 1:38,61 Minuten. Silber sicherte sich der Australier Maximillian Giuliani (1:40,36) vor Lucas Pierre Henveaux (1:41,13) aus Belgien. Miroslaw fehlten also lediglich wenige Zehntel zur Medaillensensation.
Hobsons Weltrekord war jedoch bei Weitem nicht der einzige des Abschnittes, denn die Schwimm-Asse setzten die eindrucksvolle Rekordjagd der letzten Tage fort. Nichtsdestotrotz gab es auch Finalrennen, bei denen für den Sieg keine neuen Rekorde vorausgesetzt waren. So zum Beispiel über die 200m Freistil der Damen, die Siobhan Haughey aus Hongkong in 1:50,62 Minuten für sich entschied. Die Kanadierin Mary-Sophie Harvey (1:51,49) durfte sich über Silber freuen und zu Bronze schwamm Claire Weinstein aus den USA, die in 1:51,62 Minuten zu mindest einen neuen Weltrekord bei den Junioren aufstellen konnte.
Im Endlauf über die 50m Freistil der Damen kürte sich Gretchen Walsh mit fünf Einzelgoldmedaillen nicht nur zur erfolgreichsten Athletin von Budapest sondern verbesserte ein weiteres Mal die Weltrekordzeit auf 22,83 Sekunden. Lediglich über die 100m Freistil hatte sich die amerikanische Ausnahmeschwimmerin in dieser Woche die Zähne an der Allzeit-Bestmarke ausgebissen. Über alle anderen Strecken, die Walsh in Angriff nahm, ist sie nun auch die Weltrekordhalterin. Ihre Teamkollegin Kate Douglass sprintete in ebenso starken 23,05 Sekunden auf den Silberrang. Das Podium komplettierte Katarzyna Wasick (23,37) aus Polen.
Bei den Männern krönte sich der erste Mann unter 20 Sekunden im Finale nun auch zum Kurzbahn-Weltmeister - und das bereits zum zweiten Mal in Folge. Zwar verpasste Jordan Crooks bei seiner Titelverteidigung den erneuten Sprung unter die Schallmauer von 20 Sekunden, in 20,19 Sekunden setzte er sich dennoch souverän gegenüber der Konkurrent um Guilherme Santos (20,57) aus Brasilien und dem US-Amerikaner Jack Alexy (20,61) durch.
Auch über die 50m Brust standen Medaillenentscheidungen an. Bei den Damen triumphierte wieder einmal Ruta Meilutyte (28,54), die mit der Chinesin Tang Qiating (28,86) und Lilly King (28,91) zwei große Namen hinter sich lassen konnte. Gleiches gelang Qin Haiyang im Finale der Männer in 25,42 Sekunden. Den Silberrang teilten sich knapp dahinter Emre Sakci aus der Türkei und der neutrale Athlet Kirill Prigoda, die gemeinsam nach 25,56 Sekunden anschlugen.
Nach Gold über die 50m und 100m Rücken machte Regan Smith mit ihrem Sieg über die 200m Rücken das Gold-Triple perfekt. In neuer Weltrekordzeit von 1:58,04 Sekunden lies die US-Amerikanerin auch der dreifachen Weltmeisterin Summer McIntosh kaum den Hauch einer Chance. McIntosh überzeugte auf ihrer Nebenstrecke aber nicht nur mit dem Gewinn der Silbermedaille sondern auch mit einem neuen Weltrekord bei den Junioren. Bronze erkämpfte sich Anastasiya Shkurdai (2:00,56) für die neutralen Aktiven.
Vom heimischen Publikum getragen schwamm Hubert Kos über die 200m Rücken unangefochten zum Weltmeistertitel. In 1:45,65 Minuten präsentierte sich der Olympiasieger in herausragender Form und verpasste den Weltrekord um gerade einmal zwei Hundertstelsekunden. Mit Lorenzo Mora (1:48,96) aus Italien und dem Franzosen Mewen Tomac (1:49,93) gingen auch die weiteren Medaillen nach Europa.
Zum Abschluss waren zahlreiche Topstars der Titelkämpfe in Budapest in den 4x100m Lagenstaffeln gefordert. Bei dem Staraufgebot überraschte es nicht, dass erneut die Weltrekorde nur so purzelten. Die neutralen Athleten um Miron Lifintsev, Kirill Prigoda, Andrej Minakov und Egor Kornev drückten die bisherige Rekordzeit auf 3:18,68 Minuten und triumphierten so gegenüber der Mannschaften aus den USA (3:19,03) und Italien (3:19,91).
Im Damenrennen fielen dann sogar zwei Weltrekorde. Den Anfang machte Regan Smith mit einer Rekordzeit von 54,02 Sekunden auf der Rückenstrecke. Und nachdem Lilly King (1:03,02), Gretchen Walsh (52,84) und Kate Douglass (50,53) allesamt ebenso Spitzenzeiten in das Becken zauberten, ergab sich eine Gesamtzeit von beeindruckenden 3:40,41 Minuten, die knapp vier Sekunden schneller ist als die bisherige Bestmarke. Die restlichen Quartette spielten da nur eine Nebenrolle. Mit mehr als sieben Sekunden Rückstand beendete das Team aus Großbritannien (3:47,84) die Staffel auf dem Silberrang, dicht gefolgt von den Damen aus China (3:47,93).
Damit sind die letzten großen Titelkämpfe eines außergewöhnlichen Schwimmjahres zu Ende. Insgesamt glänzte die internationale Schwimmelite an den vergangenen sechs Wettkampftagen mit unglaublichen 30 Weltrekorden. Mit den vier Medaillen von Isabel Gose und Florian Wellbrock gelang auch dem deutschen Team ein durchaus bemerkenswerter Jahresabschluss.
Die wichtigsten Links zur Kurzbahn-WM 2024:
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Bild: Tino Henschel