Videotipp
08. August 2024

Das olympische Freiwasserennen in der Seine hat den Athletinnen am Donnerstag alles abverlangt. Viel wurde über die Bedingungen im Vorfeld diskutiert, doch erst als das 10km-Rennen tatsächlich im Gange war, zeigten sich so richtig die Tücken des Rundkurses mitten im Fluss im Herzen von Paris.

"Für mich war das ein andere Sportart", lautete so auch das Fazit von Leonie Beck, nachdem sie die sechs Runden, in denen abwechselnd mit und anschließend gegen die Strömung geschwommen werden musste, auf dem neunten Platz beendet hatte. Etwa 0,8 m/s schnell war die Strömung. Zum Vergleich: Die normale durchschnittliche Schwimmgeschwindigkeit liegt bei etwa 1,4 m/s - dementsprechend hart gestaltete sich auch jeweils der Rückweg der Runden. 

"Ich musste von Beginn an meine Kraft aufbrauchen, weil man sonst einfach stehen bleibt. Es gibt bei dem Rennen keine Möglichkeit Kräfte zu sparen", so Beck. Man könne nicht mehr machen, als so nah wie möglich an der Mauer zu schwimmen, wo die Strömung am Geringsten ist. "Ich habe quasi versucht die Mauer zu küssen."

Auch das brachte jedoch Unwegsamkeiten: Viele Athletinnen schrammten an von der Flussmauer hängenden Sträuchern entlang. Beck zog sich hier ebenfalls den einen oder anderen Kratzer zu. "Ich weiß nicht, was ich hätte anders machen können. Ich kann mir nichts vorwerfen, ich habe es versucht, von Anfang bis Ende."

Ein Rennen mit einer derart starken Strömung habe sie bisher noch nicht erlebt. "Das hatte nichts mit einem normalen Freiwasserrennen zu tun. Das waren einfach zwei Stunden Kraftsport", meinte Beck, die über ihre Platzierung sichtlich enttäuscht war und gern weiter vorn mitgemischt hätte.

Die Medaillengewinnerinnen standen jedoch bereits weitgehend fest, als die spätere Siegerin Sharon van Rouwendaal (Niederlande) sowie Moesha Johnson (Australien) und Ginevra Taddeucci (Italien) mit mehr als 30 Sekunden Vorsprung auf die letzte Runde gingen. Man müsse bei diesen Bedingungen darauf acht geben, durchweg vorn dabei zu sein, meinte so auch Bundestrainer Bernd Berkhahn. "Ansonsten entstehen große Lücken und große Abstände und das wird hier kaum verziehen auf dem Kurs."

Leonie Beck stellte nach dem Rennen klar, dass die Gegebenheiten in der Seine für alle Athletinnen gleich gewesen seien und zeigte Anerkennung für die Medaillengewinnerinnen: "Größten Respekt an die drei. Sie haben es gut gemacht. Sie sind besser mit den Bedingungen zurechtgekommen als ich.“

Die in Italien lebende Würzburgerin wolle nun natürlich morgen noch Florian Wellbrock und Oliver Klemet vom Ufer aus bei deren 10km-Rennen unterstützen. Im Anschluss an die Spiele brauche sie aber wohl erst einmal eine Pause für den Kopf. Anschließend nimmt Beck die 10km-Weltcup-Serie ins Visier, in der sie aktuell in Führung liegt. Rennen in Flüssen stehen hier zum Glück nicht an.

Mehr zum 10km-Rennen der Damen bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris gibt es hier --> Magdeburger Doppelsieg über 10km: Van Rouwendaal und Johnson holen Olympia-Gold und -Silber

Die wichtigsten Links zu den Olympischen Spielen 2024:

Bild: IMAGO / HMB-Media