Olympiasieger 2012, jeweils Silber bei den Spielen 2016 und 2021, insgesamt 20 Goldmedaillen bei internationalen Höhepunkten - angesichts dieser beindruckenden Bilanz des französischen Sprintstars Florent Manaudou könnte man denken, dass die Bronzemedaille, die er am Freitag bei den Olympischen Spielen in Paris gewann, nur ein weiterer Eintrag in seiner Erfolgsliste sei. Aber weit gefehlt. Diese Medaille ist mehr als das. Viel mehr.
"Olympiasieger zu sein ist unglaublich. Aber dieser Abend, dieses Publikum, diese Emotionen... Das gibt es nur einmal im Leben", blickt Manaudou am Folgetag gegenüber unseren französischen Kollegen von 20Minute und L'Equipe auf seinen Bronze-Coup des Vorabends zurück, mit dem er Schwimmgeschichte schrieb: Keinem Mann zuvor war es gelungen, bei vier aufeinanderfolgenden Olympischen Spielen über diese Strecke auf dem Podest zu stehen.
Trotz der beeindruckenden Vorbilanz des mittlerweile 33-Jährigen, der bei der Eröffnungsfeier die französische Flagge schwenken durfte, war damit nicht unbedingt zu rechnen. Bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 hatte Manaudou zuletzt das Finale verpasst. Auch in Paris schob er sich gerade so als Achter in den Endlauf. Nur um fünf Hundertstel schrammte er am Ausscheiden vorbei.
"Es ging mir nicht um die Medaille. Ich wollte einfach bei diesen Olympischen Spielen im eigenen Land dabei sein. Meine Eltern hatten mich noch nie bei Olympia schwimmen sehen, das konnten sie jetzt. Schon damit war ich zufrieden".
Diese Lockerheit, zeigte sich auch direkt vor dem Finale über die 50m Freistil. Untypisch für Schwimmer, die sonst voll im Wettkampftunnel sind, heizte Manaudou das Publikum zusätzlich an und forderte es auf laut zu klatschen. Die Zuschauer in der restlos ausverkauften Paris La Défense Arena folgten ihrem Star und gaben ihm so vielleicht auch das kleine Prozentchen zusätzliche Motivation, das ihm letztlich zur Medaille verhalf.
"Ich hatte schon ein wenig Bammel, ob ich das tatsächlich machen soll", erinnert sich Manaudou. "Vielleicht werden mir die Leute nicht folgen und ich werde wie ein Idiot aussehen. Aber es hat funktioniert, und ehrlich gesagt, war ich so glücklich darüber, dass es mich entfesselt hat."
Tatsächlich brauchte Manaudou jedes noch so kleine Quäntchen Unterstützung. In einem unglaublich engen Sprintfinale, in dem Manaudou auf Platz drei und den achtplatzierten Jordan Crooks gerade einmal hauchdünne 0,08 Sekunden trennten, war es vielleicht genau dieser Heimvorteil, der seine Hand einen kleinen Augenblick eher an die Wand brachte.
Manaudous Auftreten vor dem Rennen und die Euphoriewelle, auf der er zur Medaille schwamm, zeigen einmal mehr, welche Bedeutung es für Athleten hat, wenn Olympische Spiele im eigenen Land ausgetragen werden. Manaudou hatte eigentlich erwartet, dass dies zuätzlichen Druck erzeugen würde. "Aber es gab nichts davon. Im Gegenteil: Die Energie war völlig anders, es war einfach nur Freude, gute Laune. Das ist seit der Eröffnungsfeier so", schwärmt der muskelbepackte Zwei-Meter-Hüne sichtlich ergriffen. "Ich bin unsagbar stolz, Franzose zu sein, wenn ich das alles sehe. Es ist unglaublich, was wir durchleben, und wir Sportler haben das Glück, ein Teil davon zu sein."
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