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03. August 2024

Das überraschende Ausscheiden von Florian Wellbrock über die 1500m Freistil hat dem deutschen Schwimmteam bei den Olympischen Spielen in Paris einen herben Dämpfer versetzt. Auch sein Coach Bernd Berkhahn zeigte sich kurz nach dem Rennen sichtlich betroffen angesichts der Leistung seines Schützlings.

"Wir sind fassungslos und traurig, dass das Rennen so verlaufen ist", erklärte er nach dem Vorlaufabschnitt am Samstag gegenüber den deutschen Medienvertretern. "Das passt alles nicht zusammen. Was wir trainiert haben, was er an Ergebnissen hatte, was er heute hier bei der Vorbelastung gezeigt hat", nichts davon habe darauf hingedeutet, dass Wellbrock in 15:01,88 Minuten satte 20 Sekunden über seiner Saisonbestleistung und 27 Sekunden über seinem Deutschen Rekord bleiben würde.

"Es gab keinen Grund hier über 15 Minuten zu schwimmen. Es gab einen Grund, unter 14:40 zu schwimmen", meint Berkhahn mit Blick auf die Leistung, die eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Warum sich die Vorleistungen von Wellbrock, der in dieser Saison ohne gezielte Vorbereitung bereits fünfmal unter 14:50 geblieben war, heute nicht manifestierten, macht die Beteiligten so kurz nach dem Wettkampfabschnitt etwas ratlos. "Vielleicht war das alles zu viel, zu gut", so Berkhahn. "Die Trainingsergebnise waren fantastisch. Wir haben wirklich daran geglaubt, dass er richtig was drauf hat." Als Coach würde man dann natürlich auch an der eigenen Arbeit zweifeln und diese in Frage stellen, gab Berkhahn kurz auch Einblicke in die Trainerseele. 

Auch an gesundheitlichen Problemen habe es nicht gelegen. Wellbrock selbst war nach dem Rennen für Medienvertreter nicht zu sprechen. Gegenüber seinem Coach erklärte er, dass er im Rennen den Druck nicht gefunden haben und seine Kraft nicht habe richtig einsetzen können. Tatsächlich war es vom Beckenrand aus deutlich erkennbar, dass Wellbrock nicht mit seinem sonst so eleganten Stil mit langen, kraftvollen Armzügen und powervollem Antrieb aus den Beinen durchs Becken glitt, sondern auf den 1500m richtig arbeiten musste.

Für Wellbrock ist es nicht das erste Mal, dass er bei einem Top-Event im Vorlauf ausscheidet. Bereits bei den Weltmeisterschaften 2019 und 2024 war er, wie auch hier in Paris, im Vorlauf über die 800m-Strecke gescheitert, meldete sich aber jeweils mit Podestplätzen über die 1500m zurück. Bei der WM 2023 hatte es jedoch auch über die 1500m ein Aus mit einer Zeit deutlich über 15 Minuten gegeben. Auch damals zeigte man sich ratlos, zumal der Olympiasieger von 2021 zuvor im Freiwasser zweimal Gold geholt hatte. 

Auf einen versöhnlichen Abschluss für Wellbrock im Open Water hofft man nun auch hier in Paris, wo der siebenfache Weltmeister noch über die 10km an den Start gehn wird. "Wir schauen jetzt von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag", meint Bernd Berkhahn mit Blick auf die Frage, wie er seinen Athleten jetzt wieder aufbauen wolle. Beide werden gemeinsam besprechen, wie sie die weitere Woche jetzt gestallten, bevor am kommenden Freitag (09.08.) das 10km-Rennen auf dem Programm steht. 

Bei den Beckenwettbewerben richtet sich der Fokus nun auf Isabel Gose und die 4x100m Lagenstaffel der Herren, die das deutsche Team in Paris noch zweimal in den Finals vertreten werden. "Isabel ist auf einem sehr, sehr guten Weg", so die Einschätzung von Bernd Berkhahn, der hofft, dass sie das Vorlaufaus ihres Trainingspartners Wellbrock nicht allzu sehr mitnimmt. "Dann können wir heute Abend noch ein spannendes Rennen sehen."

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Bild: IMAGO / Laci Perenyi