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Schon vor Beginn der Olympischen Spiele von Paris wurde viel über Léon Marchand geredet und geschrieben. Spätestens seit der Franzose im vergangenen Jahr den Weltrekord von Superstar Michael Phelps über die 400m Lagen knackte, kennt jeder im Land seinen Namen und eine ganze Sportnation lud ihre Erwartungen für die Olympischen Spiele auf seinen Schultern ab. Während andere unter solch einem Druck zusammenbrechen, scheinen die Schultern von Léon Machrand nur noch breiter zu werden.

Mit seinem Sieg über die 400m Lagen am Sonntag schrieb er das erste Kapitel seiner Erfolgsgeschichte von Paris. Jetzt stand fest: Léon ist gut drauf. Der Junge hat richtig Bock! Alle noch irgendwo erhältlichen Tickets für Wettkampftage, an denen ein Start von Marchand im Programm steht, waren ratzfatz weg. Immer, wenn er auf den Block steigt, schallt es "Léon! Léon! Léon!" durch die 15.000 Zuschauer fassende Arena. 

Der bisherige Höhepunkt der Marchand-Mania: Am Mittwoch standen für den 22-jährigen Superstar gleich zwei Finals auf dem Programm. "Wenn der die gewinnt, dann wird die Halle so beben, dass er Eiffelturm einstürzt", scherzte kurz vor den Finals einer unserer französischen Kollegen. Es war klar: Damit Marchand dieses Kunststück gelingt, würde er richtig zaubern müssen. Auf dem Programm standen die 200m Schmetterling und 200m Brust. Strecken, auf denen Marchand zwar zur Weltspitze gehört, sie aber nicht so dominiert wie die 400m Lagen. 

Diese Rolle wurde hier eigentlich anderen zugeschrieben. Über die 200m Schmetterling war es Kristof Milak, der von Vorlauf über Halbfinale einen abgeklärt souveränen Eindruck machte. Der Weltrekordhalter und Titelverteidiger aus Ungarn gab auch im Finale den Ton an. Bis zur letzten Wende. Genauer gesagt, bis zur letzten Tauchphase. Mit unglaublichen Kicks katapultierte sich Marchand von der Wand weg und beim Auftauchen war die Lücke schon fast geschlossen. Was folgte, glich dem Lautstärkepegel eines startenden Düsenjets. Getragen vom Publikum zog Marchand vorbei und sicherte sich das erste Gold des Tages.

Doch das sollte noch nicht alles gewesen sein. Wenig später hieß der Olympiasieger auch über die 200m Brust tatsächlich Léon - "Der König" - Marchand, wie ihn seine Fans liebevoll getauft haben. Von Beginn an dominierte er diesmal das Finale, getragen von lautstarken "HEY!"-Rufen bei jedem Brustzug. Der Australier Zac Stubblety-Cook, seineszeichens Titelverteidiger und ehemaliger Weltrekordhalter, geriet zum Statisten. Als Marchand dann tatsächlich die Hand als Erster an der Wand hatte, gab es für die Fans kein Halten mehr - die Arena bebte. Und vielleicht hat der Eifelturm ja tatsächlich ein bisschen gewackelt.

Während Paris in eine freudentrunkenen Nacht versank, richtete sich der Blick bei Léon Marchand bereits auf die nächste potentielle Gelegenheit, für Jubelarien zu sorgen. Ab heute ist er über die 200m Lagen am Start und hat hier die Chance, sein goldenes Quartett in Paris perfekt zu machen.

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Bild: IMAGO / Bildbyran