Wieder machen Dopingschlagzeilen rund um das chinesische Olympiateam die Runde: Diesmal geht es unter anderem um die Freistilspezialistin Tang Muhan, die morgen Teil der chinesischen 4x200m Freistilstaffel in Paris sein soll.
Tang, die schon 2021 in Tokio Mitglied des chinesischen Goldquartetts war, sowie ihre nicht bei Olympia startende Teamkollegin He Junyi wurden im Oktober 2022 am Rande eines Trainingscamps der Nationalmannschaft in Peking positiv auf das anabole Steroid Metandienon getestet, wie die New York Times berichtet.
Schuld seien - mal wieder - verunreinigte Nahrungsmittel. Als die Schwimmerinnen wenige Tage vor den Tests in einem Restaurant nahe des Camps "Burger, Fritten und Cola" zu sich nahmen, sei die Substanz in ihren Körper gelangt. Die zuständigen Dopingkontrollorgane folgten dieser Begründung und berufen sich dabei auch darauf, dass nur kleine Konzentrationen des Mittels in den Dopingproben festgestellt wurden und weitere Kontrollen kurz zuvor und kurz danach negativ gewesen seien.
Wie die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) erklärte, habe die chinesische Antidopingagentur CHINDA den Fall untersucht und dabei "hunderte Fleischproben" aus der Umgebung getestet, von denen "Dutzende" das besagte Steroid enthalten hätten. Während der Zeit dieser Untersuchung waren beide Schwimmerinnen bis Ende 2023 vorübergehend gesperrt. Bekannt war dies außerhalb Chinas nicht. Die WADA selbst habe den Fall Anfang dieses Jahres durchleuchtet, aber keinen Anlass gesehen, die Begründung der durch Verunreinigungen zustande gekommenen positiven Tests anzuzweifeln.
Die WADA ging stattdessen in die Gegenoffensive zu den berichtenden Journalisten aus den USA: Man sehe eine "Politisierung" des Themas durch die US-Medien, um der WADA ein Fehlverhalten in die Schuhe zu schieben. Derzeit gibt es Zwistigkeiten mit mehreren Streitgründen zwischen den USA und der globalen Anti-Doping-Behörde, auch wegen deren Rolle im Anfang des Jahres bekannt gewordenen Dopingskandals um 23 positiv getestete, aber nicht belangte chinesische Schwimmer.
In Zusammenhang mit diesen positiven Tests aus dem Jahr 2021 gab es jüngst neue Veröffentlichung der ARD-Dopingredaktion, in denen ein chinesischer Insider die "Verunreinigungstheorie" stark anzweifelte. Neue Ermittlungen will die WADA jedoch anscheinend nicht aufnehmen, solange ihr dieser Whistelblower nicht namentlich bekannt gemacht wird.
Tang Muhan werden wir trotz all dessen morgen wohl in der Staffel sehen. Es ist nicht damit zu rechnen, dass es kurzfristig irgendwelche Konsequenzen für die WM-Dritte von 2022 geben wird.
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Bild: IMAGO / Xinhua