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28. Juli 2024

Mit seinem Olympiasieg über die 400m Freistil hat Lukas Märtens dem deutschen Team bei den Spielen von Paris nicht nur einen glänzenden Auftakt beschert. Es war auch eine Demonstration mentaler Stärke. Denn entscheidend für den Goldmoment war nicht nur Märtens' Power, sondern auch sein Kopf.

"Ich hab angeschlagen, auf die Anzeigetafel geschaut und gedacht: Ne, das kann nicht sein!", erzählt Märtens auf die Frage, was ihm nach dem siegreichen Anschlag durch den Kopf gegangen sei. "Nach der Saison, nach den ganzen Strapazen. Das war alles andere als abzusehen." 

Auf den ersten Blick mag das verwundern, denn die Vorleistungen stimmten. Bei der WM im Februar gab es bereits eine Medaille. Im Juni dann wackelte Märtens sogar am Weltrekord von Paul Biedermann. Doch damit war im Herbst und Winter noch nicht zu rechnen. Gesundheitliche Probleme, so zum Beispiel eine chronische Nasennebenhölenentzündung, setzen Märtens immer wieder zu. Eigentlich wäre ein chirurgischer Eingriff notwendig, doch für das große Ziel Paris wurde dieser erstmal nach hinten gestellt. "Ich hatte die Saison eigentlich schon abgehakt." Gut, dass der Ehrgeiz in ihm sich durchgesetzt hat.

Gemeinsam mit Coach Bernd Berkhahn legte Märtens den Fokus aufgrund des Trainingsrückstands weg von den langen Freistilstrecken, auf denen er ebenfalls bereits Weltklassezeiten ablieferte, stärker hin zu den 200 und 400m Freistil. Ein Plan, der voll aufging. Mit seiner Leistung von 3:40,33 Minuten bei den Deutschen Meisterschaften katapultierte sich Märtens vor einigen Wochen auf einmal in die Rolle des Top-Favoriten auf Olympiagold. 

Neben Paul Biedermann (3:40,07) waren nur die australische Schwimmlegende Ian Thorpe und der später wegen Dopingverstößen gesperrte Chinese Sun Yang jemals schneller als Märtens. "Damit muss man erstmal umgehen. Der Druck ist nicht ohne", konstatiert der Ausnahmeschwimmer, der auch nach der Vorlaufbestzeit erneut in der Favoritenposition war. Mit dieser Rolle klar zu kommen, sei nicht immer leicht, doch er habe sich einen Plan zurechtgelegt, so Märtens.

"Man darf nicht die ganze Zeit denken 'Ich muss', 'Ich muss', 'Ich muss' - Denn ich muss gar nix. So bin ich an das Rennen herangegangen und das war auch das Motto für meine Saison", erzählt der 22-Jährige, der zuvor bereits mit drei WM-Medaillen in drei aufeinander folgenden Jahren seine Position in der Weltspitze untermauert hatte. 

Neben der Erfahrung habe auch die mentale Vorbereitung und die enge Zusammenarbeit mit einer Psychologin einen großen Anteil an seinem Leistungsvermögen, berichtete uns Märtens bereits vor Beginn der Spiele im Interview. Er habe viele Strategien entwickelt, die ihm sowohl beim Entspannen und Kopf ausschalten als auch beim Hochpushen in den richtigen Momenten helfen.

Für zusätzliche Motivation dürfte bei Märtens am Samstag das Publikum in der Schwimmarena gesorgt haben. Nachdem er bei seiner Olympia-Premiere 2021 noch vor leeren Rängen schwimmen musste, herrschte diesmal in Paris eine beindruckende Stimmung. "Es war einfach total geil, in diese Halle einzulaufen, auch mit so vielen deutschen Fans, die hier waren", so Märtens.

Im Rennen habe er das dann aber ausgeblendet. "Beim Rennen hab ich nichts mitbekommen, da bin ich einfach mein Ding geschwommen und hab gedacht ich schwimm gerade in Magdeburg gegen meine Trainingskollegen." Einer dieser Magdeburger Trainingsgefährten, Oliver Klemet, war ja tatsächlich auch Teil des Finalfeldes. Auch diese Strategie ging auf: Märtens ließ sich im Rennen auch durch die Angriffe seiner Verfolger Elijah Winnington und Kim Woomin nicht beeindrucken.

Nach Florian Wellbrock und Sharon van Rouwendaal hat die Spitzengruppe aus Magdeburg nun also einen weiteren Olympiasieger in ihren Reihen. Eine herausragende Erfolgstatistik - und die Spiele von Paris haben ja gerade erst begonnen. Bereits heute ist Märtens erneut im Einsatz, diesmal über die 200m Freistil. Es heißt also, den Kopf wieder zu fokussieren. Denn wie Lukas Märtens es ausdrückt: "Ich glaube, ich hab noch die eine oder andere Chance auf Edelmetall."

IMAGO / Laci Perenyi

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