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06. August 2022

(06.08.2022) Im März sorgten die vom Deutschen Schwimm-Verband veröffentlichten Normzeiten für den Sprung in den Bundeskader 2022/23 für einen Aufschrei. Einige der geforderten Zeiten, um dem Perspektivkader (der zweithöchsten Förderstufe) anzugehören, sind schneller als die aktuellen Deutschen Rekorde. Mit den nun verabschiedeten vollständigen Kaderrichtlinien relativiert sich das Bild wieder ein wenig. Zum einen, weil die Normen an mehreren Stellen klar entschärft wurden. Zum anderen, weil es den Normen noch weitere Wege gibt, um die Voraussetzungen für den Perspektivkader zu erfüllen.

So gibt es auch die Möglichkeit, sich über Zeiten für den Kader zu empfehlen, mit denen man bei den zurückliegenden Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen eine Top 16 (50 bis 200m) bzw. Top 12 (400 bis 1500m) Platzierung erzielt hätte.

Desweiteren können die besten Sechs der Vorsaison über die 100 und 200m Freistil sowie die besten Zwei der 100m Rücken, Brust und Schmetterling als Kandidaten für die Freistil- bzw- Lagenstaffeln einen Platz im Perspektivkader erhalten. Für Talente von U17 bis U23 gibt es ohnehin abgestufte Normen der harten Richtzeiten der offenen Klasse. Damit ergeben sich viele Wege in den Perspektivkader und auch Spielraum für die Verantwortlichen, die zudem bis zu vier weitere Aktive aus strategischen Gründen in die Kader berufen können.

Über die 100m Freistil der Damen steht die Kadernorm der offenen Klasse beispielsweise bei durchaus harten 53,5 Sekunden. Keine Deutsche hat dies in den vergangenen zwölf Jahren seit dem Ende der Hightech-Ära 2010 erreicht. Blicken wir auf die Top 16 der zurückliegenden WM oder Olympia, dann könnte man rund eine Sekunde langsamer sein und mit einer hohen 54er Zeit in den Kader kommen. Auch dies hat - zumindest laut Bestenlisten und ohne Berücksichtigung von Staffelzeiten - in der aktuellen Saison bisher niemand geschafft. Die Normen für den Nachwuchs wurden auf Basis der Bestenliste von zwei Athletinnen geschafft - auch, weil die im März vorgestellten Kaderzeiten in ihren Jahrgängen entschärft wurden. Hinzu könnten bis zu vier weitere Schwimmerinnen für die Perspektive der 4x100m-Freistilstaffel kommen.*

Deutlich einfacher ist der Weg in die höchste Förderstufe, den Olympiakader. Diesem gehören jene Aktive an, die bei der WM in Budapest über eine Einzel- oder Staffelstrecken im Finale standen. Das sind im Beckenschwimmen Isabel Gose, Lukas Märtens, Lucas Matzerath, Anna Elendt, Florian Wellbrock, Ole Braunschweig, Eric Friese, Rafael Miroslaw und Angelina Köhler. Auch für den Olympiakader gibt es noch die eine oder andere Sonderregel.

Die kompletten Kadernominierungsrichtlinien, in denen auch die Voraussetzungen für die Bundesnachwuchskader zu finden sind, können hier abgerufen werden:

*Hinweis: In einer älteren Version des Artikels war zu lesen, dass es keine Nachwuchsschwimmerin unter die Perspektivkadernorm geschafft hätte. Dies war aber nicht korrekt, da sich die Aussage noch auf die erste Version der im März veröffentlichten Kaderzeiten bezog.