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29. Juli 2021

(29.07.2021) Wer in Tokio Olympiasieger über die 200m Lagen der Herren wird, entscheidet sich in der kommenden Nacht. Schon jetzt steht aber fest: Es geht eine Ära zu Ende. Das Finale um 4:16 Uhr deutscher Zeit wird der letzte große Auftritt der ungarischen Schwimmlegende Laszlo Cseh. Mit einem couragierten Rennen war es dem 35-Jährigen gelungen, sich noch einmal für einen letzten großen Kampf um das Podest zu qualifizieren.

Ob Laszlo Cseh für einen Medaillencoup sorgen kann, bleibt zwar angesichts der starken Konkurrenten abzuwarten. Darauf kommt es ihm aber auch gar nicht an. "Ich versuche nicht unbedingt der Beste zu sein sondern einfach meine Rennen zu genießen", erklärte Cseh, der mit seinem sympathischen Auftreten in seiner langen Karriere die Herzen von Schwimmfans rund um den Globus gewann. "Ich bin unglaublich glücklich, dass ich dieses Finale erreicht habe. Wir werden sehen, was dort passiert."

Die 200m Lagen sind Csehs einziges Event in Tokio. Ein solch kompaktes Wettkampfprogramm hatte er selten. Ob 400m Lagen, 50, 100 und 200m Schmetterling oder auch 100 und 200m Rücken - auf all diesen Strecken holte das Multitalent bereits internationale Medaillen. Eine unglaubliche Bandbreite. 

Den Anfang nahm alles in Deutschland, zumindest was die internationale Medaillenausbeute des Ungarn betrifft. Bei den Kurzbahn-Europameisterschaften im beschaulichen Riesa in Sachsen trat er als 16-Jähriger das erste Mal im Erwachsenenbereich in Erscheinung und schnappte sich direkt die Bronzemedaille über die 400m Lagen.

Nur neun Monate später kannte man rund um den Globus den Namen des Ausnahmetalents. Bei den Weltmeisterschaften 2003 in Barcelona lieferten sich zwei Teenager ein packendes Rennen um den Titel über die 400m Lagen. Cseh, damals 17, musste sich letztlich mit Silber zufrieden geben, geschlagen nur von einem gewissen 18-Jährigen namens Michael Phelps. Es war der Anfang eines Duells, das die Schwimmwelt mehr als ein Jahrzehnt lang begeistern sollte. Nahezu immer hatte Phelps die Nase vorn. Zwölfmal musste sich Cseh geschlagen geben und mit Silber oder Bronze hinter dem US-Schwimmer vorlieb nehmen. Doch wenn Phelps nicht da war, nutzte Cseh seine Chance.

Seinen ersten Weltmeistertitel holte er 2005 bei der WM in Montreal, als Phelps über die 400m Lagen verzichtete. Der zweite WM-Titel folgte dann erst zehn Jahre später 2015 über die 200m Schmetterling. Damals arbeitete Phelps nach dem Karrierende 2012 gerade an seinem Comeback.

Dass Cseh mit Phelps auf einem Level war, stellte er dann 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio endlich unter Beweis und - wie sollte es anders sein - wieder einmal schrieben die beiden Geschichte. Über die 100m Schmetterling schlugen sie in Rio zusammen mit dem Südafrikaner Chad le Clos zeitgleich auf dem Silberrang an. Nie zuvor hatte es so etwas gegeben. Schneller war zwar Joseph Schooling aus Singapur, doch diesmal musste Cseh den Vortritt nicht Phelps überlassen. 

Auch Laszlo Csehs Abschied von der Olympischen Bühne werden die beiden Dauerrivalen gemeinsam bestreiten, allerdings nicht mehr als Konkurrenten. Wenn der Budapester heute Nacht auf den Block steigt, sitzt Phelps als Experte für das US-Fernsehen auf der Kommentatorentribüne. Während die Medaillenjagd des US-Stars wohl definitiv beendet ist, bittet sein langjähriger Wegbegleiter ein letztes Mal zum Tanz.

Unglaubliche 33 Europameistertitel, 17 WM-Medaillen und sechsmal Olympisches Edelmetall hat Laszlo Cseh vorzuweisen. Insgesamt 74 Mal stand er für Ungarn auf internationalen Podesten. Ob ihm das heute Nacht noch einmal gelingt, scheint fast egal zu sein. "Es ist der perfekte Moment, um meine Karriere zu beenden. Noch ein Tag und dann genieße ich den Rest meines Lebens", blickt er voraus, vollauf mit sich im Reinen.

Fünfmal nahm Laszlo Cseh an Olympischen Spielen teil. Jedes Mal stand er im Endlauf. Mit dem Einzug in das Finale in der kommenden Nacht hat er seiner Karriere schon jetzt einen würdigen Abschluss bereitet. 

Die Links zu den Olympischen Spielen 2021: