(29.07.2021) Platz vier bei einem Top-Event wie den Olympischen Spielen ist für jeden Sportler ein bitteres Ergebnis. Umso härter wird es, wenn man das erhoffte Edelmetall nur um Sekundenbruchteile verpasst, so wie es in der zurückliegenden Nacht Florian Wellbrock in Tokio über die 800m Freistil erging. Trotz des Rückschlags zeigte sich der Magdeburger nach seinem Rennen abgeklärt und gefasst.

"An sich habe ich ein recht souveränes Rennen gemacht", meinte Wellbrock. "Die 7:42,68 waren ja nicht schlecht. Das war die zweitbeste Zeit, die je ein Deutscher geschwommen ist." Es gilt nun, die 800m aufzuarbeiten und abzuhaken. "Das wird nicht allzu schwer", meint Wellbrock selbstbewusst mit Blick darauf, den Fokus nun auf die bevorstehenden 1500m und 10km im Freiwasser umzulegen.

Er habe bereits bewiesen, dass er einen Rückschlag über die 800m wegstecken und dann ein starkes 1500m-Rennen abliefern könne, meint Wellbrock und verweist auf die WM 2019. Damals war die Ausgangssituation sogar noch etwas schwieriger. Nachdem Wellbrock über die 800m Freistil das Finale verpasst hatte, war bei den Weltmeisterschaften vor zwei Jahren nicht ganz klar, wie es um die Form des Kraulspezialisten bestellt war.

Diesmal bewies er mit dem Deutschen Rekord (7:41,77) auf der 800m-Strecke schon im Vorlauf, dass er in Tokio auf einem Leistungshöhepunkt ist. Dass er im Finale eine Tick langsamer war und letztlich 0,34 Sekunden zum Podest fehlten, hatte wohl auch taktische Gründe. "Da war mehr drin", meint sein Coach Bernd Berkhahn. "Florian hat seine Grundschnelligkeit nicht genutzt und ist das Rennen in der ersten Hälfte zu ruhig angegangen." Bereits im Frühjahr hatte Wellbrock mit einer Bestzeit von 3:44,35 Minuten gezeigt, dass der Speed bei ihm in diesem Jahr stimmt. "Jetzt gilt es, das Geschehene aufzuarbeiten und sich im Kopf auf die nächsten Rennen auszurichten", so das Fazit seines Trainers.

Das komplette 800m-Rennen findet ihr hier: VIDEO: 0,35s am Podest vorbei | Florian Wellbrocks dramatisches Finish

Wellbrock und Berkhahn können für das bevorstehende 1500m-Rennen als Erkenntnis mitnehmen, dass mit Gregorio Paltrinieri zu rechnen sein wird. Nach dessen Erkrankung im Vorfeld der Spiele galt er als ein unbekannte Variable und im Vorlauf über die 800m rutschte er nur haarscharf als Achter in den Endlauf. Dass er heute Olympiasilber holte, bezeichnete Paltrinieri später als ein "Wunder". Er habe einfach sein ganzes Herz in das Rennen gelegt und es nicht nur wie eine Maschine abgespult.

Über die 1500m Freistil steigt der Italiener als Titelverteidiger auf den Block. Florian Wellbrock wiederum greift mit dem WM-Gold von 2019 und dem Rekord über die 800m im Rücken an. Auch der frisch gebackene 800m-Champion Bobby Finke aus den USA und der Ukrainische Olympiadritte Mykhailo Romanchuk werden dann erneut mit von der Partie sein. Wir dürfen uns also wieder auf einen packenden Kampf um die Medaillen einstellen. Und vielleicht verhilft Florian Wellbrock die bitteren 800m-Erfahrung zu einem umso süßeren Ausgang seiner weiteren Rennen.

Die Links zu den Olympischen Spielen 2021:

 Bild: IMAGO / Laci Perenyi

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