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24. Juli 2021

(24.07.2021) Schon im ersten Abschnitt der Schwimm-Events in Tokio hat sich mal wieder gezeigt: Die Olympischen Spiele haben ihre eigenen Gesetze. Gleich mehrere Favoriten mussten in den Vorläufen am Samstag die Segel streichen. Eine dicke positive Überraschung hingegen gab es für das deutsche Team.

Daiya Seto, Katinka Hosszu, Danas Rapsys... Bekannte Namen im Schwimmsport, die eigentlich sichere Kandidaten für Medaillen in Tokio wären. Doch zum Auftakt der Olympischen Spiele blieben sie alle hinter den Erwartungen zurück.

Schon im ersten Event im Aquatics Center von Tokio gab es einen Schock für die Gastgeber. Über die 400m Lagen musste Japans Superstar Daiya Seto als Neunter in 4:10,52 Minuten die Segel streichen. Seto ist amtierender Weltmeister über die 400m Lagen und stand seit 2013 bei jedem Top-Wettkampf auf dem Podest. Dass man auch in diesem Jahr mit ihm hätte rechnen können, deutete Seto im Frühjahr mit einer 4:09er Zeit an. Sein Scheitern zum Olympiaauftakt ist nicht nur der Form, sondern auch der starken Konkurrenz geschuldet. Bei keinem anderen Event zuvor, war das Finale schon bei 4:10er Zeiten zu. Das Feld über die 400m Lagen ist deutlich enger zusammen gerückt.

An der Spitze blieben mit dem Australier Brendon Smith (4:09,27), dem Neuseeländer Lewis Clareburt (4:09,49), Chase Kalisz (4:09,65) aus den USA und David Verrraszto (4:09,80) vier Athleten unter der 4:10er-Marke. Wer sich in der heutigen Nacht die Medaillen schnappt, scheint vollkommen offen. Der eine oder andere sah durchaus danach aus, dass er sich ein paar Körner aufgespart hat.

Vollgas gab hingegen Jacob Heidtmann über die 400m Lagen. Zwar reichte das in 4:12,09 Minuten zu einer Zeit, die nur eine Hundertstel über seinem deutschen Rekord lag, aber als Zwölfter wird er im Finale heute Nacht nicht dabei sein. Dennoch: Der Auftritt zeigt, dass Heidtmann in Form ist und optimistisch in die am Sonntag anstehenden 200m Freistil gehen kann. "Da sollte ich mit meiner Bestzeit ins Halbfinale kommen, das ist mein Ziel", meint der 26-Jährige, der einen Hausrekord von 1:46,83 Minuten zu Buche stehen hat. (Mehr dazu: Heidtmann kratzt am Rekord - Doch fürs Olympia-Finale reicht's nicht)

Mit viel Adrenalin im Blut dürfte Henning Mühlleitner heute ins Bett steigen. Der Neckarsulmer übernachtet als Vorlaufschnellster über die 400m Freistil und darf im Finale heute Nacht (3:52 Uhr MEZ) auf der Bahn vier an den Start gehen. Mit seiner Leistung von 3:43,67 Minuten sorgte er für einen Kracher und damit eine weitere große Überraschung des Auftakttages. Ebenso überraschend dürfte es kommen, dass er im Endlauf nicht auf den Litauer Danas Rapsys trifft. Der amtierende Kurzbahn-Weltmeister war zuletzt bei Top-Events auf den 200 und 400m Freistil stets Medaillenkandidat, schied heute aber in 3:46,32 Minuten auf Platz 13 aus. Zur Hälfte des Rennens sah das noch ganz anders aus. Da war der Litauer sogar schneller als die Weltrekord-Durchgangszeit von Paul Biedermann, am Ende brach er aber deutlich ein.

Damit landete Rapsys knapp hinter dem 19-jährigen Magdeburger Lukas Märtens (3:46,30), der in Tokio sein Langbahn-Debüt im Nationalteam feiert. Im Finale darf er sich zwar nicht beweisen, doch die Leistung zeigt, dass auch er in überzeugender Form ist, was unter anderem für die 4x200m-Staffel wichtig werden könnte. (Mehr dazu: NICE! Henning Mühlleitner schwimmt als Schnellster ins Olympiafinale) Insgesamt lief der Auftakt in die Spiele für das deutsche Team bereits deutlich besser als noch vor fünf Jahren in Rio, als kein Schwimmer weiterkommen konnte. Das gelang heute neben Henning Mühlleitner auch den Brustspezis Lucas Matzerath und Fabian Schwingenschlögl. Mehr dazu: Matzerath und Schwingenschlögl im Gleichflug ins Olympia-Halbfinale

Aus dem Kreis der Medaillenfavoriten zeigten nicht nur Daiya Seto und Danas Rapsys in den Vorläufen Schwächen. Auch Ungarns Iron Lady Katinka Hosszu musste heute einigen Konkurrentinnen den Vortritt überlassen. Mit ihrer Vorlaufzeit von 4:36,01 Minuten und Platz sechs zog sie zwar im Gegensatz zu Seto und Rapsys ins Finale ein, sah dabei allerdings nicht danach aus, dass sie sich Körner aufgespart hätte. Aber: Entschieden wird im Finale heute Nacht. Dort trifft Hosszu unter anderem auf die US-Amerikanerin Emma Weyant, die in 4:33,55 Minuten die Vorlaufbestzeit ablieferte,

Die Endläufe am Sonntagmorgen werden ohne die deutschen 4x100m Freistildamen stattfinden. Im Vorlauf blieben Lisa Höpink (54,83), Annika Bruhn (54,33), Marie Pietruschka (55,31) und Hannah Küchler (54,86) allesamt über ihren Vorleistungen und schwammen in 3:39,33 Minuten auf Rang 13. Um den Sprung in den Endlauf zu schaffen, hätten sie jeweils knapp eine Sekunde schneller sein müssen. Die Tür ins Finale war bei 3:35,93 Minuten zu. Den Endlauf sollte man sich dennoch nicht entgehen lassen. Die Australierinnen kamen im Vorlauf in 3:31,73 Minuten schon bis auf anderthalb Sekunden an den Weltrekord heran, waren aber noch nicht in Bestbesetzung geschwommen. Im Endlauf könnte also eine Spitzenzeit herauskommen. Oder es gibt die nächste Überraschung in Tokio.

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Bild: IMAGO