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21. Juli 2021

(21.07.2021) Die Olympischen Spiele rücken näher und so langsam füllt sich das Athletendorf in Tokio. Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen sollen verhindern, dass sich sich das Zusammentreffen von mehr als 11.000 Teilnehmenden aus aller Welt zu einem Superspreader-Event entwickelt. Auch Impfangebote soll es vor den Spielen für alle Sportler gegeben haben, doch die derzeit auftretenden ersten Infektionsfälle zeigen, dass nicht alle diese Möglichkeit wahrgenommen haben. Auch der US-Amerikanische Spitzenschwimmer Michael Andrew, der gleich über mehrere Strecken als Medaillenkandidat gilt, gibt offen zu: "Ich bin nicht geimpft."

Schon seit Beginn seiner Karriere ist der 22-Jährige bekannt dafür, seinen eigenen Weg zu gehen. Nachdem er im Nachwuchsbereich die amerikanischen Altersklassenrekorde nur so purzeln ließ, unterschrieb er schon als Teenager seine ersten Werbeverträge und schloss damit bereits früh die ansonsten übliche Amateur-Karriere als Collegeschwimmer aus. Im Schwimmbecken machte er parallel dazu die USRPT-Trainingsmethode populär, die auf lange Ausdauerserien verzichtet und stattdessen nahezu ausschließlich die Wettkampfgeschwindigkeit in den Fokus stellt.

Oft wurde Andrew aus diesen Gründen argwöhnisch beäugt, doch der Erfolg - vor allem in diesem Jahr - scheint ihm recht zu geben. Bei den US-Trials im Juni qualifizierte er sich über drei Strecken für Tokio. Auf den 50m Freistil sicherte er sich den Startplatz hinter Caeleb Dressel. Über die 200m Lagen schwamm er Weltjahresbestzeit und über die 100m Brust lieferte er die drittbeste Leistung aller Zeiten ab. Damit ist er auch allen Strecken Anwärter auf Edelmetall und könnte wichtig für die US-Lagenstaffel werden. 

Voraussetzung ist natürlich, dass die Hygienemaßnahmen sich bewähren und er gesund an den Start gehen kann. Diese sind vor allem für Athleten wie Andrew, die ohne Impfschutz nach Japan gereist sind, gedacht. Bei den Sportlern stecken oft pragmatische Gründe hinter der Entscheidung, auf die Immunisierung durch die Vakzine zu verzichten. So gab es das Impfangebot für Andrew wohl erst kurz vor der US-Olympiaqualifikation.

"Bei uns Athleten auf dem Elitelevel ist alles sehr kalkuliert und durchdacht. Ich wollte es in diesem Trainingszyklus, speziell vor den Trials, nicht riskieren auf Trainingstage verzichten zu müssen, denn wir wissen, dass man nach der Impfung erstmal ein paar Tage Pause einplanen muss," begründet Andrew seine Entscheidung. Für ihn dürfte es auch eine Rolle gespielt haben, dass er sich bereits im Dezember mit dem Coronavirus angesteckt hatte. Symptome zeigte er keine, er vertraut nun wohl auch darauf, bereits Abwehrkörper gebildet zu haben.

In den USA gab es durchaus Kritik an Andrews Impfverzicht. Die 2016er Olympiasiegerin Maya DiRado erklärte so zum Beispiel auf Twitter, sie sei enttäuscht von dessen Einstellung. "Es frustriert mich, dass Michael sich für etwas entscheidet, das auch nur das geringste Risiko für seine Teamkollegen bedeuten könnte", schreibt die 28-Jährige. 

Nicht immer versteckt sich hinter der Entscheidung, ungespritzt anzutreten, eine generelle Ablehnung gegenüber Impfungen. Doch bei Michael Andrew scheint das Risiko des Trainingsausfalls nicht der ausschlaggebende Faktor zu sein. "Ich fühle mich sicher und geschützt, weil ich weiß, dass wir das Risiko weitgehend minimiert haben. Aber ich persönlich hatte keine Impfung und habe auch nicht vor, in Zukunft eine zu bekommen. Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln."

Wenn wir darauf schauen, wie sich die Dinge derzeit entwickeln, wird deutlich: Sich auf die Hygienemaßnahmen allein zu verlassen, könnte zum Spiel mit dem Feuer werden. Mehr als 70 positive Tests gab es schon im Zusammenhang mit den Spielen. Eigentlich ein gutes Zeichen, dass Infizierte vor Beginn der Wettbewerbe identifiziert und in Quarantäne geschickt werden können oder gar nicht erst anreisen. Doch auch in der Olympia-Bubble im Olympischen Dorf traten mittlerweile erste Infektionsfälle auf, obwohl bei weitem noch nicht alle Athleten vor Ort sind. Auch das Beispiel Michael Andrew zeigt: Dass wir es bei Olympia nur mit voll geimpften Athleten zu tun haben und es "sichere" Olympischen Spielen werden, wie es das IOC zuletzt ausdrückte, dürfte eine Illusion sein. 

Die Links zu den Olympischen Spielen 2021: