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22. Juli 2021

(22.07.2021) Morgen ist es soweit: In Tokio werden die Olympischen Spiele eröffnet und tags darauf geht es erstmals im Wettkampfbecken zur Sache. Direkt am zum Auftakt am Samstag steigen Top-Stars wie Katinka Hosszu und Sarah Sjöström auf die Blöcke. Eigentlich sichere Kandidatinnen für Gold, doch die Formkurven oder auch Gegner einiger Top-Favoriten lassen Zweifel an den Erfolgsaussichten aufkommen.

Katinka Hosszu - Holt die Iron Lady nochmal den Hammer raus?

Wie wir es von Katinka Hosszu kennen, hat sie sich in Tokio ein anspruchsvolles Programm vorgenommen. Über die 200m Rücken, Lagen und Schmetterling sowie die 400m Lagen geht sie ins Becken. Vor allem auf der langen Lagenstrecke führte in den zurückliegenden Jahren kein Weg an ihr vorbei. Seit den Olympischen Spielen 2016 hat sie dieses Event bei allen Welt- und Europameisterschaften gewonnen - auf der Kurz- UND Langbahn. Seit acht Jahren ist sie hier bei internationalen Events ungeschlagen. Klar, dass sie damit auch in Tokio die Top-Favoritin ist. Doch die vergangenen Erfolge sind egal, wenn sie am Samstag in Tokio gegen die Konkurrentinnen auf den Startblock steigt. Das Feld ist in den zurückliegenden Jahren zusehends enger an Hosszu herangekommen, die seit dem Fabelrennen von Rio (4:26,36) nur einmal wieder unter 4:30 schwimmen konnte. Und das ist bereits vier Jahre her. Währenddessen präsentieren sich ihre Gegnerinnen wie die 19-jährige US-Amerikanerin Emma Weyant oder deren Teamkollegin Hali Flickinger in aufsteigender Form und vor heimischem Publikum dürfte auch die Japanerin Yui Ohashi an Hosszu Thron wackeln wollen. Die Iron Lady ist wie gewohnt zwar die Favoritin, doch sicher ist ihr das Gold noch nicht. 

Katie Ledecky - Mehr Chance, doch auch mehr Konkurrenz

Vor fünf Jahren war Katie Ledecky mit vier Goldmedaillen auf den Kraulstrecken eine Klasse für sich und angesichts der Erfolgsgeschichte der US-Amerikanerin müsste man in Tokio eigentlich davon ausgehen, dass sie 2021 noch besser dastehen könnte. Immerhin ist mit den 1500m Freistil jene Strecke zum Programm hinzugestoßen, über die seit acht Jahren kein Weg an ihr vorbeiführt. Doch auf den kürzeren Distanzen könnte es für Ledecky in diesem Jahr so schwer werden, wie nie zuvor. Auf den 400 und 800m Freistil ist sie zwar nach wie vor favorisiert, doch vor allem über die 200m Freistil ist Ledecky nur eine von vielen Titelkandidatinnen. Seit Rio sind Athletinnen wie die Australierin Ariarne Titmus und Siobhahn Haughey aus Hongkong neu zum Kreis von Ledeckys Gegnerinnen hinzugestoßen. Zudem machte Titmus' Teamkollegin Emma McKeon einen weiteren Sprung nach vorn und dann ist da natürlich noch Federica Pellegrini, die mit ihren 32 Jahren einen letzten Angriff auf internationales Edelmetall startet. 

Sarah Sjöström - Das große Fragezeichen

Eines der größten Fragezeichen bei diesen Olympischen Spielen steht hinter Sarah Sjöström. Die Schwedin reist als Titelverteidigerin und Weltrekordhalterin über die 100m Schmetterling nach Tokio. Da sollte man meinen, dass sie auch die Top-Favoritin in diesem Event ist. Doch noch ist nicht einmal sicher, ob Sjöström in bei den Olympischen Spielen überhaupt über diese Strecke auf den Block steigt. Durch einen Ellenbogenbruch zu Beginn des Jahres musste sie lange pausieren und hat im Vergleich zur Konkurrenz einen deutlichen Trainingsrückstand zu verzeichnen. Erst Ende Juni kehrte sie ins Wettkampfbecken zurück. Auf den 50n Freistil schwamm sie direkt wieder auf Rang sieben der Weltrangliste. Über die 100m Kraul reichte es "nur" zu Platz 16 und die 100m Schmetterling absolvierte sie in 57,65 Sekunden - das ist satte zwei Sekunden langsamer als die Weltranglistenführende Torri Huske (55,66) aus den USA. Klar, abgerechnet wird im Wettkampfbecken. Doch Sjöström scheint diesmal nur eine von mehreren Medaillenkandidaten zu sein.

Anton Chupkov - Die Konkurrenz hat aufgeholt

Vor zwei Jahren sorgte der Russe Anton Chupkov über die 200m Brust mit seinem Weltrekord von 2:06,12 Minuten für eine Sensation. Er steigt als amtierender Welt- und Europameister als Favorit auf den Block, doch die Konkurrenz hat die vergangenen beiden Jahre genutzt, um aufzuholen. Mit dem Australier Zac Stubblety-Cook (2:06,28) dem Japaner Shoma Sato (2:06,40) und dem Niederländer Arno Kamminga (2:06,85) blieben seitdem drei weitere Athleten unter 2:07 und auch dem Australier Matt Wilson (2:06,70) war dies bereits gelungen. Das Feld ist also näher zusammen gerückt und es wird spannend zu sehen, ob Chupkov wieder etwas davonzieht und vielleicht sogar die 2:06er-Marke fällt. Mit seinen 23 Jahren ist der Russe, der für seine brutal starke letzte Bahn bekannt ist, im besten Schwimmeralter. Die Chancen stehen für ihn also erneut nicht schlecht. Doch die vergangenen Olympischen Spiele haben gezeigt, dass die 200m Brust immer wieder für eine Überraschung gut sind. Auch in Rio gab es so einige Favoriten, doch den Titel sicherte sich am Ende der Kasache Dmitriy Baladin, den kaum einer auf dem Zettel hatte.

Die US-Staffeln - Können sie wieder über sich hinauswachsen?

Bei den zurückliegenden Olympischen Spielen in Rio gewannen die US-Teams fünf von sechs Staffelwettbewerben. 2012 waren es immerhin vier von sechs Events, die an das Team USA gingen. Wenn es in Staffelwettbewerben um die Medaillen geht, gehören die USA allgemein zu den Top-Favoriten. Doch damit die Amerikaner auch in Tokio abräumen können, müssen einige der Staffelschwimmer über sich hinauswachsen. Denn die Konkurrenz ist stark. Auf dem Papier ist in jedem Staffelevent in diesem Jahr mindestens eine Nation gleichwertig - wenn nicht sogar besser besetzt. Bei den Damen reist Australien in allen Events mit stärkeren Quartetten als die USA nach Tokio - wobei die Lagenstaffeln nahezu bis auf die Hundertstel identisch schnell sind. Das dürfte also besonders spannend werden. Bei den Herren sind die USA in der kurzen Kraulstaffel nur Außenseiter und das trotz Superstar Caeleb Dressel. Aber das kennt man von 2008, als sich die hochfavorisierten Franzosen von der US-Crew abfangen lassen mussten. Interessant wird auch bei den Herren die 4x100m Lagenstaffel. Die USA sind in diesem Event seit 1960 ungeschlagen. 14 von 15 mal holten die USA Gold, nur 1980 gab es den Titel für Australien, weil die USA die Spiele in Moskau boykottierten. Doch diese Serie könnte reißen. Schon bei der WM 2019 konnte Großbritannien das US-Team schlagen und Adam Peaty und Co. dürften alles daran setzen, dies in Tokio zu wiederholen. Wir können uns also auf spannende Staffelrennen einstellen.

 

Die Links zu den Olympischen Spielen 2021: