(18.07.2021) Nur noch fünf Tage, dann beginnen die Olympischen Spiele 2021 mit der Eröffnungsfeier in Tokio. Ein besonderes Highlight der Schwimm-Wettbewerbe dürften mal wieder die Staffelevents werden. Wir widmen uns heute den Chancen der deutschen Freistilstaffeln! Im Vorbereitungstrainingslager in Kumamoto feilen die Staffel-Kandidaten bereits fleißig an Übergängen und Staffelstarts. Das könnte sich in Tokio bezahlt machen.
4x100m Freistil Damen: Alle jagen die Australierinnen
Für die 4x100m Freistil der Damen gibt es in Tokio einen klaren Favoriten: Die Staffel aus Australien bringt vier Schwimmerinnen an den Start, die 52er Zeiten abliefern können. In der Summe war das Quartett um Emma McKeon und Cate Campbell bei der Olympia-Qualifikation in Australien brutale 3:30,30 Minuten schnell - ohne Staffelstarts! Damit dürfte auch der Weltrekord (3:30,05) kräftig wackeln. Erst gute vier Sekunden dahinter kommen den Vorleistungen zufolge die Teams aus den USA (3:34,21), China (3:34,49), den Niederlanden (3:34,64) und Kanada (3:34,99). Alles andere als ein Sieg der Australierinnen wäre also eine große Überraschung - aber nicht ausgeschlossen! Man denke an das französische Herrenquartett der Olympischen Spiele 2008, das als haushoher Favorit auf den Block stieg, sich aber durch die fulminante Leistung des US-Schlussschwimmers Jason Lezak noch abfangen lassen musste. Staffeln haben nunmal ihre eigenen Gesetze.
Vielleicht profitieren von dieser Regel auch die deutschen Damen. Auf dem Papier gehen Annika Bruhn, Lisa Höpink, Marie Pietruschka und Hannah Küchler mit ihrer Gesamtleistung von 3:38,22 Minuten nur an zwölfter Stelle* der 16 qualifizierten Staffeln ins Rennen. Aber besonders der achte Platz für das Finale dürfte hart umkämpft sein. Hier ist das Feld international eng beieinander und die deutschen Damen haben bereits bewiesen, dass sie über sich hinauswachsen können, wenn es darauf ankommt. Auch bei der WM 2019 waren sie eher Außenseiter für die Finalplätze und schwammen dennoch in den Endlauf. Vielleicht können sie dieses Kunststück in Tokio wiederholen.
Die Vorleistungen der deutschen Damen:
4x100m Freistil - Damen | |||
1 | Annika Bruhn | 00:53,96 | |
2 | Lisa Höpink | 00:54,65 | |
3 | Marie Pietruschka | 00:54,73 | |
4 | Hannah Küchler | 00:54,88 | |
03:38,22 |
.
4x100m Freistil Herren: Kampf um den Endlauf
Bei den deutschen Herren sieht es über die 4x100m Freistil ähnlich aus wie bei den Damen. Mit den addierten Vorleistungen von 3:15,49 Minuten rangieren die Herren auf Platz zwölf gemessen an den 2021 weltweit abgelieferten Zeiten. Doch auch hier könnte es ein enger Kampf um die Finalplätze werden. Das deutsche Quartett ist in Schlagdistanz zu den vor ihnen liegenden Staffeln aus Japan und Frankreich.
An der Spitze des Feldes gehen die Herren aus Russland als Favorit ins Rennen. Drei von ihnen blieben in diesem Jahr bereits unter 48 Sekunden. Dahinter lauern die US-Schwimmer um Superstar Caeleb Dressel auf ihre Chance. Die Titelverteidiger zeigen immer wieder bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, dass sie in den Staffeln im Vergleich zu ihren Vorleistungen stets noch ein paar kräftige Schippen drauflegen können. Es folgen Australien und Großbritannien sowie mit etwas Abstand Italien und Ungarn. Alle haben Chancen auf Edelmetall und als Geheimtipp sollte man das Quartett aus der Schweiz auf dem Zettel haben, das in diesem Jahr eine beeindruckende Leistungsentwicklung hingelegt hat und die "großen" Nationen vielleicht ein wenig ärgern könnte. Man sieht: Das sind bereits sieben Teams, die sich Hoffnungen machen können. Es wird also spannend im Kampf um die Final- und Podestplätze.
4x100m Freistil - Herren | |||
1 | Damian Wierling | 00:48,48 | |
2 | Marius Kusch | 00:48,91 | |
3 | Christoph Fildebrandt | 00:49,05 | |
4 | Eric Friese | 00:49,05 | |
03:15,49 |
.
4x200m Freistil Damen: Überraschungskandidat in Tokio
Die deutschen Damen der 4x200m Freistilstaffel können selbstbewusst in die Olympischen Spiele gehen. Nicht nur, weil Isabel Gose, Annika Bruhn, Leonie Kullmann und Marie Pietruschka allesamt in diesem Jahr schon Bestzeiten geschwommen sind, sondern auch weil sie bereits ein eingespieltes Team sind. Gose, Pietruschka und Bruhn starteten u.a. bei der WM 2019 und der EM 2018 zusammen. Kullmann war schon bei den Olympischen Spielen 2016 als Teil des deutschen Teams an der Seite von Annika Bruhn über die 4x200m im Einsatz. Mit der addierten Vorleistung von 7:50,07 Minuten machen die Damen Hoffnungen auf einen souveränen Finaleinzug. Im internationalen Vergleich reisen nur Australien (7:39,59), die USA (7:44,79), China (7:46,62) und Kanada (7:48,48) mit stärkeren Vorleistungen an. Das Team aus Russland, das nur knapp hinter dem deutschen Quartett liegt, hat sich womöglich durch einen Dopingfall selbst geschwächt: Doping-Verstöße: Zwei russische Olympia-Schwimmer vorläufig gesperrt
Seit 2004 ist es der deutschen 4x200m Damenstaffel nicht mehr gelungen, in ein Olympiafinale vorzustoßen. Wir dürfen stark drauf hoffen, dass diese Serie in Tokio reißt. Mit den 2021er Vorleistungen ist das aktuelle Quartett übrigens bereits schneller als der Deutsche Rekord (7:50,82) und fliegende Starts sind hier ja noch gar nicht mit einberechnet.
4x200m Freistil - Damen | |||
1 | Isabel Gose | 01:56,93 | |
2 | Annika Bruhn | 01:57,17 | |
3 | Leonie Kullmann | 01:57,64 | |
4 | Marie Pietruschka | 01:58,33 | |
07:50,07 |
.
4x200m Freistil Herren: Das Finale wird kein Selbstläufer
Auch die deutschen 4x200m Herren sind in Tokio ein Finalkandidat, allerdings ist hier das Feld noch enger beisammen als bei den Damen. Die 7:08,69, die Lukas Märtens, Jacob Heidtmann, Poul Zellmann und Henning Mühlleitner als Vorleistung mitbringen ist solide, birgt aber durchaus noch Steigerungspotential. Auf dem Papier sind nur Großbritannien, Russland, Australien und die USA klar schneller. Die vier Teams bringen Zeiten zwischen 7:00 und 7:03 Minuten mit. Dabei sind die USA tatsächlich als Außenseiten einzuschätzen. Sie können zwar im Schnitt 1:45,5er Zeiten vorweisen, doch es fehlt der große Ausreißer nach oben. Die Briten haben so zum Beispiel mit Duncan Scott (1:44,47) und Tom Dean (1:44,58) gleich zwei Athleten im 1:44er Bereich.
Hinter dem Spitzenquartett folgen dann Brasilien, Italien, China, Japan und die Schweiz, die zwar allesamt knapp schneller sind als das an zehnter Stelle liegende deutsche Team. Hier spielt sich aber alles in einem recht ähnliche Zeitenbereich ab, was aber auch heißt: Das Finale wird kein Selbstläufer. Das zeigt auch der Blick auf die vergangenen Events: Bei den immerhin schon fünf Jahre zurück liegenden Olympischen Spielen und auch der WM 2019 mussten Zeiten an der 7:09,0er Marke geschwommen werden, um den Einzug in den Endlauf klar zu machen. Das deutsche Quartett dürfte also schon im Vorlauf gefordert sein.
4x200m Freistil - Herren | |||
1 | Lukas Märtens | 01:46,41 | |
2 | Jacob Heidtmann | 01:46,98 | |
3 | Poul Zellmann | 01:47,53 | |
4 | Henning Mühlleitner | 01:47,77 | |
07:08,69 |
*berechnet auf Basis der in dieser Saison gezeigten Einzelleistungen der Top Vier aller teilnehmenden Nationen
.
Die Links zu den Olympischen Spielen 2021: