(08.07.2021) Die Schwimm-Weltmeisterschaften 2019 werden vielen Fans des Sports nicht nur wegen der Goldmedaillen von Florian Wellbrock in Erinnerung bleiben. Auch die Diskussionen um den mittlerweile wegen eines Dopingverstoßes gesperrten Chinesen Sun Yang sorgten für Schlagzeilen. Vor allem, weil dessen Konkurrenten Mack Horton und Duncan Scott die Bühne der WM-Siegerehrungen dazu nutzten, um dagegen zu protestieren, dass Sun Yang trotz eines laufenden Dopingverfahrens bei der WM starten durfte. Bei den Olympischen Spielen wird eine solche Protestaktion nicht gestattet sein.
Der Weltverband FINA veröffentlichte am Mittwochabend eine Pressemitteilung, in der die Situationen dargelegt werden, in denen die Athleten bei den Wettkämpfen in Tokio Meinungsbekundungen zum Ausdruck bringen können.
Zwar zitiert der Verband seinen neuen Präsidenten Husain Al Musallam mit den Worten: "Die FINA unterstützt das Recht der Athleten auf freie Meinungsäußerung voll." So ganz vollumfänglich will man es dann aber doch nicht erlauben, denn der Verband schränkt schon wenige Worte später ein, dass im Wettkampf ab dem Verlassen des Callrooms sowie bei den Siegerehrungen "politische, religiöse oder diskriminierende Statements" ausdrücklich nicht erlaubt sind.
Damit reduziert die FINA sogar die noch am Freitag vom Internationalen Olympischen Komitee verkündeten Möglichkeiten, in denen Protestaktionen der Athleten erlaubt sind. Das IOC hatte seine Vorgaben dahingehend angepasst, dass Meinungsäußerungen der Sportler in den Stadien nach Verlassen des Callrooms bis zum Beginn des Wettkampfes zulässig sein sollen. Das heißt beim Fußball oder Handball könnten die Akteure vor Beginn des Spiels als Zeichen des Protests knien, wie es zuletzt bei der Fußball-EM zu sehen war. Beim Schwimmen, Wasserball, Synchronschwimmen oder Wasserspringen wäre eine ähnliche Aktion vor Wettkampfbeginn nun laut FINA wiederum nicht zulässig.
Auch bei der WM 2019 waren politische Meinungsbekundungen und "unangemessenes Verhalten gegenüber Offiziellen und Gegnern" laut den FINA Regeln untersagt. Mack Horton und Duncan Scott nahmen es damals in Kauf, dass der Weltverband sie für ihren Protest auf dem Podest verwarnte. Unklar ist, welche Konsequenzen den Athleten diesmal drohen, sollten sie die Einschränkungen der Meinungsäußerung durch die FINA nicht hinnehmen. Dazu gab es keine Hinweise in der Mitteilung des Verbands. Laut den Regularien der FINA (C.12.2) reichen die Sanktionen von Verwarnungen bis hin zur Aberkennung von Medaillen und Wettkampfergebnissen. Sogar Wettkampfsperren umfasst der Strafenkatalog.
Man muss angesichts dieser drakonisch drohenden Konsequenzen fast schon sagen "immerhin": Wenn die Sportler nach ihrer Meinung gefragt werden, gestattet es ihnen der Weltverband darauf zu antworten. Die FINA gesteht es den Athleten ausdrücklich zu, sich in Interviews oder bei Pressekonferenzen frei zu äußern. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die in den Worten des Weltverband aber wie großes Entgegenkommen im Sinne der Meinungsfreiheit klingt.
In diesen Situationen gestattet die FINA während der Olympischen Spiele Meinungsbekundungen durch die Athleten:
- In the mixed zones, including when speaking to the media
- In the International Broadcast Centre (IBC) or the Main Media Centre (MMC), including when speaking to the media
- During press conferences in the venue or in the MMC
- During interviews
- At team meetings, subject to NOC conditions
- In traditional media or digital media
- Through social media channels, consistent with IOC and NOC social media guidelines
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Die Links zu den Olympischen Spielen 2021: