(21.05.2021) Finale! Jetzt kommt es drauf an! Das Adrenalin pumpt durch den Körper, dann das Startsignal - alles raushauen und darauf hoffen, dass der Anschlag passt. Bei Kira Toussaint lief das heute im Finale der Europameisterschaften in Budapest eigentlich fast nach Plan. In 59,02 Sekunden belegte sie den Silberplatz. Geschlagen nur von der Britin Kathleen Dawson, die eine Klasse für sich war und in 58,18 Sekunden bis auf acht Hundertstel an den Europarekord heran kam. Zumindest dachte Toussaint das. Denn zum Unglück der Niederländerin wurde das Finale nicht gewertet. Der Endlauf musste wiederholt werden.
Als zur Mitte des Finalabschnitts bei der EM am Freitag die Siegerehrung über die 100m Rücken anstand, aber keine Athletin auf dem Podest erschien, war bereits klar, dass da irgendetwas nicht stimmen konnte. Etwa 30 Minuten später teilte der europäische Schwimmverband LEN dann kurz mit:
"Wegen einer teilweisen Fehlfunktion der Startanlage muss das Finale über die 100m Damen (...) wiederholt werden."
Der kuriose Hintergrund: Auf der Bahn acht scheint das Startsignal nur schlecht hörbar gewesen zu sein. Die Schwedin Louise Hansson, die im Finale stand, weil eine Konkurrentin abgesagt hatte, war auf jener Bahn unterwegs und tatsächlich: Beim Start blieb sie regelrecht stehen. Ihre Endzeit von 1:02,29 Minuten war fast zwei Sekunden langsamer als die der nächstbesten Athletin.
Das schwedische Team legte daraufhin Protest ein und das Kampfgericht stimmte zu: Das Finale musste also wiederholt werden. Etwas mehr als zwei Stunden nach dem ursprünglichen Endlauf waren die acht Athletinnen erneut gefordert.
Hansson nutzte ihre Chance: Statt Platz acht gab es für sie nun EM-Rang sechs in für ihr Leistungsvermögen deutlich realistischeren 1:00,04 Minuten. An der Spitze änderte sich nichts: Schnellste war erneut Kathleen Dawson, diesmal in 58,49 Sekunden. Auf Platz drei war mit der Russin Maria Kameneva (59,22) ebenfalls die gleiche Athletin zu finden wie im ursprünglichen Endlauf.
Einzig Kira Touissaint hatte dickes Pech: Statt Platz zwei gab es diesmal für sie nur Rang vier, eine Zehntel hinter Kameneva. Die erneute Chance zum Angriff nutzte stattdessen die Italienerin Margherita Panziera, die sich nun Silber schnappte. Und die in 59,01 Sekunden zudem auch eine Hundertstel schneller war als Toussaint bei der ersten Ausgabe des Finals.
Dass im ersten Finale tatsächlich etwas nicht ganz gestimmt zu haben scheint, merkte übrigens auch Toussaint direkt nach dem ersten Endlauf-Versuch an. "Der Start war seltsam. Keine Ahnung, ob die Startanlage einen Hänger hatte oder so", erklärte sie. "Ich war mir nicht mal sicher, ob wir tatsächlich starten sollten."
Margherita Panziera, die neue Silbergewinnerin, meinte nach dem zweiten Finale: "Es fühlt sich ein wenig so an, als hätte ich die Medaille nicht verdient. Im ersten Rennen habe ich einen Fehler gemacht, das passiert halt. Doch dann gab es diese zweite neue Chance und ich bin eigentlich sehr happy. Aber es fühlt sich so an, dass Kira die Medaille hätte gewinnen müssen."
Ein kurioser Vorgang, den man auf der internationalen Bühne nur äußerst selten erlebt. Kleiner Trost für Toussaint: Es war "nur" die EM - ein ähnlicher Vorgang bei den Olympischen Spielen dürfte wahrscheinlich deutlich schwerer wiegen.
Wie es in den weiteren Finals heute in Budapest lief, kann hier nachgelesen werden: Lisa Mamié sorgt mit Rekord für tränenreichen Silberjubel in der Schweiz
Die wichtigsten Links zur Schwimm-EM 2021:
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BILD: Deepbluemedia/Insidefoto