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Gekämpft bis zur letzten Sekunde, trotzdem knapp geschlagen und dann doch belohnt. Für Marie Pietruschka geht der EM-Qualifikationszeitraum mit einem glücklichen Ausgang zu Ende.

(04.05.2018) „Ich glaube es erst, wenn ich wirklich dort bin“, so die erste Reaktion der um Worte ringenden Marie Pietruschka, als sie die Nachricht erhält, dass sie für die Schwimm-Europameisterschaften 2018 nominiert wurde. „Steht das wirklich fest?!“, fragt sie und ja, das tut es. Der Name der 22-jährigen Kraulschwimmerin von der SSG Leipzig findet sich auf der Liste der 31 Sportlerinnen und Sportler, die der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) ins Team für die in Glasgow stattfindende EM berufen hat. Und das, obwohl Pietruschka nur noch mit Glück auf ein Ticket hoffen durfte.

Der Weg ins Nationalteam hätte dramatischer kaum sein können. Erstmals ließ der DSV in diesem Jahr die Tickets für die EM nicht bei den Deutschen Meisterschaften ausschwimmen, sondern legte einen Nominierungszeitraum fest. In diesem konnten sich die deutschen Schwimmer nicht nur für Einzelstarts sondern auch für einen der begehrten Plätze in den Staffelwettbewerben empfehlen. Die Voraussetzung: Top Vier der DSV-Bestenliste zum 29. April, dem Tag, an dem die Qualifikationsphase endet. Je näher dieser Tag rückte, desto schärfer wurde auch der Konkurrenzkampf um die Staffelplätze und entwickelte sich zu einem wahren Nervenspiel in vier Akten. Mitten drin: Marie Pietruschka.

TEIL 1: Eindhoven Swim Cup (13.-15.04.)

Erste Station für die Leipzigerin: Der Swim Cup in Eindhoven. Schon im Vorlauf über die 200m Freistil schwamm sie sich direkt am ersten Wettkampftag (13.04.) in 1:59,25 Minuten auf den zwischenzeitlichen zweiten Platz des DSV-Rankings. Im Finale setzte sie dann in 1:59,15 Minuten noch einen drauf. Doch mit der erst 15-jährigen Isabel Gose aus Potsdam war eine andere Deutsche noch schneller. Jetzt lag Pietruschka auf Platz drei der Staffelwertung.

Tags darauf (14.04.) standen die 100m Freistil auf dem Programm. Auch hier galt: Die schnellsten Vier der Bestenliste werden mit zur EM genommen. Obwohl sie eigentlich eine 200m-Spezialistin ist, ließ es Pietruschka in Eindhoven auch über die halbe Distanz krachen: 55,77 Sekunden – erstmals unter 56 und das im B-Finale. Damit schob sie sich auch über diese Strecke ins Staffelranking, belegte hier nun Platz vier.

Während Pietruschka in Eindhoven um Bestzeiten und Platzierungen schwamm, war mit Sarah Köhler eine ihrer Konkurrentinnen im Kampf um die Staffelplätze bei einem Meeting in Norwegen am Start. Am Samstag (14.04.) des gleichen Wochenendes lieferte die Kurzbahn-Europameisterin über die 200m Freistil eine Zeit von 1:59,10 Minuten ab. Hauchdünne fünf Hundertstel schneller als Marie Pietruschka, die nun auch über die 200m Freistil auf Platz vier der Bestenliste lag.

Über zwei Strecken auf EM-Kurs, damit hatte sie vor Beginn des Qualifikationszeitraums selbst nicht einmal geliebäugelt. „Ich war überrascht, dass ich hier (in Eindhoven) schon so schnell war. Eigentlich hatte ich Berlin im Blick“, erklärte Pietruschka damals mit Verweis auf das nächste Kapitel des Qualifikationskrimis: Die German Open in Berlin.

TEIL 2: German Open, Berlin (20.-22.04.)

Bereits eine Woche später versammelte sich die deutsche Schwimmelite erneut, diesmal in der Bundeshauptstadt – und das Nervenspiel ging weiter. Erstmals im Qualifikationszeitraum war in Berlin die Lokalmatadorin und mehrfache Deutsche Meisterin Anna Dietterle voll vorbereitet am Start. Als Spezialistin über die 100m Freistil legte sie am ersten Wettkampftag (20.04) direkt im Vorlauf los. In 55,48 Sekunden schob sie sich vor Pietruschka, die nun in der DSV-Bestenliste nur noch Fünfte war, zumindest für ein paar Stunden.

Denn im Finale schlug die Leipzigerin zurück. Mit einer Zeit von 55,36 Sekunden eroberte sie sich den wichtigen vierten Platz der DSV-Bestenliste zurück. Dietterle steigerte sich zwar ebenfalls im Vergleich zum Vorlauf, hatte in 55,45 Sekunden aber das Nachsehen. „Ich habe erstmal ungläubig den Kopf geschüttelt, als ich die Zeit gesehen habe“, so Pietruschka nach dem Finale in Berlin. Auf die Tickets nach Glasgow wollte sie aber noch nicht spekulieren. „Da ist noch gar nichts sicher“, meinte die Psychologiestudentin – und sollte mit ihrer Vorsicht Recht behalten.

Schon am nächsten Tag (21.04.) standen wieder die 200m Freistil auf dem Plan. Im Vorlauf war Pietruschka in 1:59,86 Minuten die Schnellste des gesamten Felds. Und auch im Finale blieb sie in 1:59,37 Minuten erneut deutlich unter der magischen Zwei-Minuten-Marke. Doch zwei andere Schwimmerinnen waren diesmal besser. Neben Isabel Gose (1:59,03), die schon in Eindhoven vor Pietruschka anschlug, lieferte auch die mehrfache Deutsche Meisterin Reva Foos eine Top-Leistung ab. In 1:58,80 Minuten setzte sie sich in der DSV-Bestenliste vor Marie Pietruschka, die nun, eine Woche vor Ende des Qualifikationszeitraums, den undankbaren fünften Platz einnahm. Aber noch lag sie ja über die 100m Freistil auf Kurs und über die 200m-Strecke stand eine Woche später am 29.04., dem letzten Tag der EM-Quali, ein Start bei den Süddeutschen Meisterschaften bevor.

TEIL 3: Süd- und Norddeutsche Meisterschaften (27.-29.04.)

Nicht nur Marie Pietruschka startete am finalen Wochenende des Nominierungszeitraums einen letzten Angriff auf die Staffelrankings. Auch ihre Konkurrentin Anna Dietterle wollte es noch einmal wissen. Am Freitag, dem 27.04., stieg sie bei den Norddeutschen Meisterschaften in Hannover im Vorlauf über die 100m Freistil auf den Startblock. Ihre Zeit: 55,40 Sekunden. Bis auf vier Hundertstel war sie jetzt dran an Pietruschkas Zeit aus Berlin. Das Finale fand erst am Samstag statt – ein ganzer Tag Pause für Dietterle, um Kräfte zu sammeln. Und das nutzte die 21-Jährige. Obwohl das Rennen auf den letzten Metern sichtbar hart wurde, mobilisierte sie noch einmal alle Reserven. Gold in 55,35 Sekunden. Eine Hundertstel schneller als Pietruschka, die nun sowohl über die 100m als auch 200m Freistil auf Platz fünf des DSV-Rankings zurückgefallen war. Auch sie wollte ihre letzte Chance nicht ungenutzt lassen und schwamm am finalen Quali-Sonntag bei den Süddeutschen Meisterschaften in Dresden über die 200m Freistil zum Sieg - in 2:00,59 Minuten. Keine Steigerung. Nach den vier 1:59er Leistungen in den Tagen zuvor war es zwar die fünftbeste Leistung ihrer Laufbahn und durchaus noch einmal beachtlich angesichts von drei harten Wettkampfwochenenden in Folge. Doch die Koffer für Glasgow mussten erst einmal wieder beiseite gestellt werden.

TEIL 4: Hoffen, warten… und die Erlösung

Eine Hundertstel über 100m, fünf Hundertstel über 200m... Sollte Marie Pietruschka das Ticket zur EM wirklich derart knapp verpassen? Die Entscheidung über das Team für die Europameisterschaften fällt der DSV-Nominierungsausschuss, der nun nach Ende des Qualifikationszeitraums tagt. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, doch es ist Feiertagswoche… Das heißt noch einen Tag länger warten, bis das EM-Team benannt wird. Am 03.05. um 17:15 Uhr ist es dann endlich soweit: „DSV mit 31 Beckenschwimmern zur Schwimm-EM nach Glasgow“ lautet der Titel der offiziellen Verbandsmitteilung. Mit auf der Liste steht: Marie Pietruschka. Obwohl sie es nicht unter die Top Vier geschafft hatte, fährt sie zur Staffelabsicherung mit zu den Europameisterschaften. Das Happy End des Qualifikationskrimis. Nicht nur für Marie Pietruschka sondern auch für Marius Zobel, Jan-Philip Glania, Marius Kusch oder Max Pilger, die ebenfalls knapp die Nominierungskriterien verfehlt hatten, aber nun dennoch im Team stehen. Ein kurzer Moment der Freude doch der Blick geht direkt wieder nach vorn. Vom 19. bis 22. Juli finden die Deutschen Meisterschaften in Berlin statt. Vor allem für die Staffelschwimmer ist es durchaus mehr als nur ein Formtest zwei Wochen vor den Europameisterschaften. Mit starken Leistungen kann man hier schon einmal eine Empfehlung abgeben, um in Glasgow tatsächlich auch ein paar Einsätze zu bekommen. „Die Deutschen Meisterschaften sollen schnell werden und EM dann noch schneller“, meint so auch Marie Pietruschka schon wieder voller Ehrgeiz.

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