(22.07.2013) Nach dem Rücktritt von Michael Phelps ist die Schwimm-WM in Barcelona die erste Weltmeisterschaft in diesem Jahrtausend, die ohne den US-Superstar stattfinden wird. Wir blicken zurück auf die Weltmeisterschaftskarriere von Michael Phelps, der mit 26 WM-Titeln der erfolgreichste Athlet aller Zeiten bei Schwimm-Weltmeisterschaften ist.


Satte 26 Goldmedaillen und insgesamt 33 Podestplätze konnte sich Michael Phelps bei Weltmeisterschaften erschwimmen und ist damit der mit Abstand erfolgreichste WM-Schwimmer der Geschichte. Bevor am Sonntag die Beckenwettbewerbe der ersten Schwimm-WM des Jahrtausends ohne den Superstar beginnen, werfen wir einen Blick auf die Leistung des Rekordjägers bei den zurückliegenden sechs Weltmeisterschaften.

Die WM-Geschichte des Michael Phelps begann mit den Weltmeisterschaften 2001 in Fukuoka. Mit noch nicht einmal 16-Jahren reiste er nach Japan. Ein Unbekannter war er da bereits nicht mehr: Bei den US-Trials wenige Wochen zuvor hatte er mit einem Weltrekord über die 200m Schmetterling geglänzt und schon bei den Olympischen Spielen im Jahr zuvor konnte er sich über diese Strecke den fünften Platz sichern. Doch in Fukuoka ließ Phelps zum ersten Mal erkennen, dass er in den kommenden Jahren die Weltspitze dominieren könnte. Mit 15 Jahren und elf Monaten sicherte er sich den Sieg über die 200m Schmetterling und verbesserte dabei den eigenen Weltrekord. Es war der Auftakt der beeindruckendsten Karriere des Schwimmsport.

2003 - Barcelona: Vier WM-Titel mit 17 Jahren

Bereits zwei Jahre später bei der Schwimm-WM 2003 in Barcelona war ein Weltmeistertitel für Phelps nicht mehr genug. Wenige Wochen vor seinem 18. Geburtstag holte er sich die WM-Titel über die 200m Schmetterling, die 200m Lagen und die 400m Lagen - und dies stets mit neuem Weltrekord. Auch für seinen Vorlaufeinsatz in der Lagenstaffel gab es eine Goldmedaille. Doch noch war Phelps nicht der Dominator späterer Jahre: Über die 100m Schmetterling musste er sich seinem Landsmann Ian Crocker geschlagen geben.

2005 - Montreal: Gang raus im nach-olympischen Jahr

Etwas ruhiger ließ Phelps es bei der WM 2005 in Montreal angehen. Im Jahr nach den Olympischen Spielen von Athen verzichtete er auf seine Haupstrecken 200m Schmetterling und 400m Lagen. Stattdessen versuchte er sich über die 400m Freistil - mit eher mäßigem Erfolg: Als 18. schied er im Vorlauf aus. Insgesamt sammelte er jedoch auch in Kanada fleißig Edelmetall: Über die 200m Lagen verteidigte er seinen WM-Titel und auch über die 200m Freistil wurde Phelps erstmals Weltmeister. Weitere Goldmedaillen gab es mit den beiden US-Amerikanischen Freistilstaffeln. Ein WM-Titel blieb ihm jedoch erneut verwehrt: Wie bereits zwei Jahre zuvor in Barcelona musste er sich über die 100m Schmetterling erneut seinem Team-Kollegen Ian Crocker geschlagen geben.

2007 - Melbourne: 7 Titel - Der WM-Höhepunkt von Michael Phelps

Erst bei den Weltmeisterschaften in Melbourne im Jahr 2007 konnte sich Phelps diesen Titel sichern - und dazu sechs weitere. Satte sieben Goldmedaillen holte er bei der Schwimm-WM 2007 und blieb bei den Titelkämpfen ungeschlagen. Phelps wurde innerhalb einer Woche Weltmeister über die 100 und 200m Schmetterling, die 200 und 400m Lagen, die 200m Freistil und die 4x100 und 4x200m Freistil. Dabei stellte er vier neue Weltrekorde auf. Eine achte Goldmedaille blieb Phelps jedoch verwehrt: Erstmals war er bei einer WM für einen Finalstart in der US-Amerikanischen Lagenstaffel vorgesehen. Doch soweit sollte es nicht kommen. Im Vorlauf wurde das Quartett, bei dem diesmal Crocker die Rolle des Vorlaufschwimmers einnehmen musste, wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert. Erst ein Jahr später, bei den Olympischen Spielen in Peking, sollte Phelps den Traum von acht Goldmedaillen verwirklichen können.

2009 - Rom: Biedermann lässt Phelps alt aussehen

Doch auch die Karriere des besten Schwimmers aller Zeiten verlief nicht immer geradlinig. Erneut schaltete Phelps im nach-olympischen Jahr einen Gang zurück. Bei den Weltmeisterschaften 2009 in Rom sah sich Phelps, der im Vorjahr noch bei Olympia von seinem überlegenen LZR-Material von Speedo profitierte, den in Hightech-Anzügen schwimmenden Konkurrenten gegenüber. Die WM 2009 war der Höhepunkt der Ära der "Wunderanzüge". Trotzdem gelang es Phelps seine WM-Titel über die 100 und 200m Schmetterling zu verteidigen. Eine herbe Niederlage gab es jedoch über die 200m Freistil. DSV-Star Paul Biedermann ließ dem US-Amerikaner hier keine Chance und sorgte so für einen nach dem Rennen sichtlich enttäuschten Michael Phelps. Trösten konnte sich Phelps jedoch mit drei weiteren Staffelmedaillen. Dabei durfte er nun endlich bei seiner fünften WM-Teilnahme erstmals ein Weltmeisterschaftsfinale über die 4x100m Lagen schwimmen und sicherte sich hier standesgemäß den Titel.

2011 - Shanghai: Abschied mit vier WM-Titeln

Sowie die WM-Karriere von Michael Phelps in Asien begann, endete sie auch in Fernost. Bei den Titelkämpfen in Shanghai vor zwei Jahren bestritt er seine letzten WM-Einsätze. Diesmal kam sein größter Widersacher erneut aus dem eigenen Team: Ryan Lochte schwamm sich in Shanghai aus dem Schatten Phelps' heraus und verwies ihn sowohl über die 200m Freistil und 200m Lagen auf den zweiten Platz. Auch seinen in Montreal, Melbourne und Rom gewonnenen Goldmedaillen über die 4x100m Freistil  konnte Phelps keine weitere hinzufügen. Hinter Australien und Frankreich gab es lediglich Bronze für die US-Boys. Trotzdem konnte Phelps mit standesgemäßen Siegen über die 100m und 200m Schmetterling sowie Erfolgen mit der 4x100m Lagen- und 4x200m Freistilstaffel in Shanghai vier weitere WM-Goldmedaillen feiern und sich angemessen von der WM-Bühne verabschieden.

2013 - Barcelona: Wer füllt die Lücke nach dem Phelps-Rücktritt?

In Barcelona werden wir sehen, wer in die WM-Fußstapfen von Phelps treten wird. Bereits bei den Olympischen Spielen in London konnte Südafrikas Top-Ass Chad le Clos für eine Wachablösung über die 200m Schmetterling sorgen. Über die halbe Distanz könnte mit etwas Glück sogar DSV-Schwimmer Steffen Deibler die Phelps-Nachfolge antreten. Ryan Lochte hat bereits das Heft über die 200m Lagen in die Hand genommen. Da er über die 400m Lagen bei der Schwimm-WM in Barcelona nicht startet, lauern hier die bisherigen Verfolger um Laszlo Cseh auf ihre Chance. Der Ungar war der letzte Nicht-US-Schwimmer der über diese Strecke Weltmeister werden konnte. Bereits 2005 in Montreal hatte er das Fehlen von Michael Phelps nutzen können. Wer hier die Nachfolge von Phelps und Lochte antreten wird, entscheidet sich erst am letzten Tag der Schwimm-WM 2013.

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