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(03.07.2022 / via www.eventoplena.de) 42 Kilometer: Für Läufer ist diese Distanz eine magische Größe. Marathon. Für Schwimmerinnen und Schwimmer ist diese Strecke einfach "nur" eine sehr sehr lange Strecke. Auch für Anke Tinnefeld aus Elmshorn. Sie möchte die erste Frau sein, die den Fehmarnbelt erfolgreich doppelt quert. Kraulend 21 km nach Dänemark und 21 km zurück. Im August geht es los. Gegen Wellen, Strömungen und andere Widerstände.

Das wären traumhafte Bedingungen. Kaum Wind, die Ostsee fast wellenlos, Sonne. Anke Tinnefeld stellt ihre Tasche neben den Strandkorb und atmet erst einmal tief durch. Dann blinzelt sie ein bisschen und lacht. Die Sportlerin ist fast allein auf weiter Flur. Nur wenige Spaziergänger stapfen am Strand vor Scharbeutz entlang. Ein Hund tollt herum, springt im Ostseewasser umher und jault. Sind ihm die elf Grad Wassertemperatur etwa zu kalt?

"So langsam wird es ernst", flüstert Anke Tinnefeld. "Nur noch ein paar Wochen bis zum Tag X." Wann genau der ist, weiß die Elmshornerin nicht. Wohl um den 22. August herum. Extremschwimmen ist immer auch ein Ritt ins Ungewisse. "Die doppelte Fehmarnbelt-Querung kann gut gehen, muss sie aber nicht." Ende August also will Anke von Fehmarn nach Dänemark schwimmen und wieder zurück. Zusammen etwa 42 Kilometer Luftlinie. Strömungen verlängern die Strecke. Um wieviel? Anke Tinnefeld zuckt mit den Achseln. "Keine Ahnung."

Das bedeutet aber nicht, dass sie sich blauäugig in ein Abenteuer stürzt, das auch übel ausgehen kann. Nein, lebensmüde ist Anke bestimmt nicht. Auch wenn Nichtsportler manchmal anderer Meinung sein mögen. "Wenn du da draußen Stunde um Stunde vor dich hin kraulst, da hast du viel Zeit zum Nachdenken." Im Training oder bei einer Querung wie dem Fehmarnbelt oder dem Ärmelkanal von England nach Frankreich. Letzteren hat Tinnefeld bereits vor vier Jahren erfolgreich durchschwommen.

Die Erinnerungen sind noch sehr präsent. Stundenlang lang krault sie seinerzeit von England nach Frankreich, macht schmerzhafte Bekanntschaft mit Feuerquallen, den Strömungen, der Kälte, der Dunkelheit und dem Plastikmüll. Aber aufgeben? Das wollte sie nie. "Und über Kälte denke ich auch nicht mehr nach. Sie lässt mich quasi kalt." Tinnefelds britische Trainerin erzählt später, Anke habe 2018 nicht ein einziges Mal geschimpft oder gemeckert. "Ich bin einfach nur geschwommen." Meter für Meter, Zug um Zug, Kilometer um Kilometer, bis sie irgendwann französischen Meeresboden unter den komplett aufgeweichten Füßen spürt. Nach mehr als 15 Stunden im Wasser. "Ja, ich habe geweint.“

Dass sie nun zum kleinen Kreis von nur 29 deutschen Channel-Quererinnen gehört, ist Anke Tinnefeld zwar rasch klar. "Bis ich es verinnerlicht hatte und annehmen konnte, hat es aber deutlich länger gedauert." Genau genommen fast zweieinhalb Jahre. So eine große Herausforderung braucht nicht nur eine gewissenhafte Vorbereitung, "sondern auch eine ganz tiefgründige Nachbereitung", sagt Anke Tinnefeld bescheiden. "Das ist auch eine ganz individuelle Geschichte." Die Schwimmerin jedenfalls hängt ihre außergewöhnliche Leistung nicht an die große Glocke. Denn sie macht das nicht für Ruhm oder Geld. "Ich tue das nur für mich. Ich muss niemandem etwas beweisen." Zumal sie eine eher "Spätberufene" ist. In jungen Jahren ist sie geritten und hat sich immer bewegt. Richtig zu kraulen lernt sie erst Anfang der 2000er Jahre. Als sie sich zunächst dem Triathlon verschreibt und dabei ihre Liebe zum Wasser entdeckt. "Ich bin also gar keine echte Schwimmerin", schmunzelt sie heute.

Längst kniet die Extremsportlerin in der spiegelglatten Ostsee. Der bunte Badeanzug, die Badekappe und die orange Rettungsboje sind Farbtupfer im blau-grünen Wasser. Dann taucht Anke unter, prustet kurz und zeigt in Richtung Sierksdorf. Einmal quer über die Bucht. "Aber nicht heute, die ganz langen Riemen von bis zu acht Stunden kommen noch", lacht Tinnefeld. Obwohl sie im März im Trainingslager auf Mallorca schon ihr erstes Sechs-Stunden-Schwimmen absolviert hat. Bei eher widrigen Bedingungen. Aber auch das konnte die Ausdauer-Sportlerin sogar ein Stück weit genießen. "Schwimmen ist wie Meditation, da komme ich zur Ruhe, bin bei mir und stelle mich den unterschiedlichsten Herausforderungen."

Auf dem Weg von Fehmarn nach Dänemark und zurück gibt es viel Raum und Zeit für sich verändernde Verhältnisse. Vielleicht sind diese Unwägbarkeiten ein Grund, warum bislang nur ein einziger Mann (2011 Bruno Dobelmann) die doppelte Fehmarnbelt-Querung geschafft hat. Einige Frauen haben es auch schon probiert. Es blieben Versuche. Anke Tinnefeld könnte also die erste sein, die nach 15 Stunden oder mehr wieder in Puttgarden ans Ufer schwimmt.

Dieser Artikel erschien erstmals auf der Website unseres Autors Jörg Wunram. Hier findet ihr all seine tollen Stories und Berichte: www.eventoplena.de

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