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25. Juni 2019

(25.06.2019) Ungarn gilt als eines dieser Länder, in denen das Schwimmen Volkssportart ist und wo Schwimmer, die es hier ganz nach oben schaffen, auf der selben Stufe stehen wie die Fußballstars in Deutschland. An der Spitze der ungarischen Schwimmelite steht seit Jahren ohne Zweifel die "Iron Lady" Katinka Hosszu. Mit ihren Siegen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen und ihrer unnachahmlichen Wettkampfhärte hat sie sich ihren markanten Spitznamen verdient. Einen Einblick in das Training und Wirken der ungarischen Schwimm-Queen gab nun vor kurzem ihr neuer Coach Arpad Petrov.

Seit dem Sommer 2018 coacht der gebürtige Ungar die 30-jährige Spitzenschwimmerin, die sich mittlerweile ihr eigenes Schwimm-Imperium aufgebaut hat. Grundlage ist der in Budapest ansässige Club "Iron Swim". Schon ab dem Grundschulalter würden junge Talente hier nach leistungssportlichen Maßstäben trainiert, erklärte Petrov, der vor seiner Zusammenarbeit mit Hosszu in der Schweiz am Beckenrand stand, im Rahmen eines Trainerlehrgangs im Frühjahr in Wiesbaden. 

Das Training orientiere sich dabei an amerikanischen Modellen, so Petrov. Das heißt hohe Intensitäten und schnelle, aufbauende Serien. Zudem kommen in nahezu jeder Einheit Hilfsmittel wie Bremsschirme oder Beschleunigungsseile zu Einsatz.

Die Nachfrage, um im Club der großen Starschwimmerin dabei sein zu können, ist groß. Trotzdem geht der Verein selbst auf die Suche nach Talenten und scoutet aktiv im Schulsport und bei kleineren Vereinen. Für die jungen Athleten ist das Iron Swim Team eine große Chance, das viele jedoch auch vor Herausforderungen stellt. Bis zu 20 Prozent des Familieneinkommens stecken die Eltern in den Leistungssport ihrer Kinder.

Im Gegenzug gibt es zwar die Aussichten auf eine schöne Rendite: Schwimm-Olympiasieger erhalten in Ungarn direkt umgerechten etwa 100.000 Euro und zudem bekommt jeder Olympia-Medaillengewinner eine lebenslange Rente. Letztlich werden aber auch in Ungarn nur die Top-Athleten gefördert und die große Masse muss selbst für Sport und Lebensunterhalt aufkommen. "Die Athleten müssen in Vorkasse gehen und jahrelang investieren", so Petrov.

Auch Katinka Hosszu schwamm lang Zeit der Förderung hinterher. Als es 2012 in London nicht mit einer Olympiamedaille klappte, hätte sie fast aufgehört. Doch sie blieb dran, holte 2016 im Alter von 27 Jahren ihre ersten Olympiamedaillen und schwang sich auf zur Schwimm-Millionärin. Bei Iron Swim gibt sie nun ihre Erfahrungen und Philosophie weiter an die Jugend, um so vielleicht eine ganze "Iron Generation" in Ungarn zu prägen.