(09.01.2019) Diese Dame bringt das Eis zum Kochen: Bei den 5. Ice Swimming German Open in Veitsbronn ließ Alisa Fatum sogar die Männer in der Kälte stehen und schwamm einen neuen Weltrekord über die 1000m Freistil. Wir haben mit ihr über das fulminante Rennen am vergangenen Wochenende gesprochen.
Der Sprung ins kalte Wasser vor jedem Training gehört wohl zu den unangenehmeren Dingen im Leben eines Schwimmers. Wenn man sich jetzt nur noch vorstellt, dass das Wasser dabei nicht wie im Becken angenehme 27°C, sondern eisige 1,4°C hat, gefriert sogar den Hartgesottenen das Blut in den Adern. Nicht aber Alisa Fatum aus Leipzig!
Im Mondschein von Veitsbronn schwamm die Dame vom SSV Leutzsch die 1000m Freistil in 12:48,7 Minuten souverän und gleichmäßig von Anfang bis Ende durch. Während des Rennens taub werdende Hände und Beine hielten sie nicht davon ab den alten Weltrekord von Hanna Bakuniak um satte 17 Sekunden zu unterbieten — eiskalt! Dabei schwamm sie sogar schneller als der beste männliche Schwimmer (12:52 min). Der Durchschnitt über 100m: ca. 1:17 Minuten. Ihre Zeit wird noch beeindruckender, wenn man bedenkt, dass aus Sicherheitsgründen lediglich Kippwenden erlaubt sind und nicht über fünf Meter weit getaucht werden darf!
„Ich war noch nie in meinem Leben so aufgeregt wie vor diesem 1000m-Rennen“, gesteht die 23 Jahre junge Freiwasser-Schwimmerin. Nachdem sie über die Holzleiter des Startblocks zu Wasser stieg, fühlte sie die zerberstende Kälte. Nach drei Sekunden aber verabschiedete sich jegliche Aufregung und ihr Kältegefühl verblasste im Wettkampftunnel. „Ich habe während des Rennens eigentlich an nichts gedacht. Die Zuschauer und vor allem auch meine Mum haben mich die gesamte Strecke hinweg frenetisch angefeuert — da blieb gar keine Zeit zum frieren“, sagt Fatum.
Dass sie so gut mit solch extremen Wassertemperaturen klar kommt, musste sie sich hart erarbeiten. Ohne Sommerpause nahm die ausgebildete Physiotherapeutin zunächst jeden Freiwasser-Wettkampf mit und holte sich so die Grundlage für die kalte Jahreszeit. Dass sie sich genau für diese Art des Wettkampfes entschied war mehr Zufall als Kalkü(h)l. Im Internet war sie auf der Suche nach neuen Herausforderungen im Freiwasser und stieß zufällig auf die Ice Challenge. Im Herbst und Winter radelte sie daraufhin zwei bis drei mal die Woche mit ihrer Mum zu einem kleinen See bei Leipzig. Dabei erfuhr sie am eigenen Leib wie sehr sich die Gewässer außerhalb der regulären Badesaison abkühlen.
In vier Grad „warmen“ Wasser bereitete sich Alisa auf die Wettkämpfe in Veitsbronn vor. Dabei war es für sie jedes Mal eine große Überwindung wieder in den See zu springen und sich einen Kilometer durch das Wasser zu quälen. Mit der Zeit merkte sie aber, dass es ihr immer einfacher fiel, nicht komplett den Atem zu verlieren, wenn sie in das „Fast-Eis“ stieg.
Vorbereitung, so betont die Freiwasser-Schwimmerin, sei bei so einer extremen Aufgabe das A und O! „Aber ehrlich gesagt wusste ich bis zum Schluss noch nicht, ob ich das wirklich will und kann. Als dann aber die Meldefrist drückte, musste ich mich entscheiden.“ Und das tat sie, obwohl ihre Trainingskollegen sie zunächst für verrückt erklärten. Ihre Entscheidung führte die mehrfache Deutsche Masters-Meisterin zum einem der bisher größten Erfolg ihrer Karriere. Weitere Ziele hat sich aber auch schon im Visier.
Mit ihren Leistungen vom Wochenende hat sich sich für die WM in Russland qualifiziert. Vom 14. bis 17. März finden diese in der sibirischen Kälte von Murmansk statt. Ebenfalls eingeladen sind laut Veranstalter Vertreter des IOC und der FINA. Die Ausrichter liebäugeln damit, dass die junge Extremsportart in Zukunft sogar in das Olympische Programm der Winterspiele aufgenommen wird. Ob es wirklich dazu kommt bleibt abzuwarten. Wir wünschen der Leipzigerin aber erst einmal alles gute und eine dicke Haut bei der WM!