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28. November 2018

Die meisten von euch werden zustimmen, dass die Zeit schneller zu vergehen scheint, wenn man bei langen Autofahrten das Radio einschaltet. Und bereits vor über 100 Jahren fand ein amerikanischer Wissenschaftler heraus, dass Fahrradfahrer in der gleichen Zeit eine längere Strecke (bei gefühlt gleicher Anstrengung) zurücklegen, wenn sie dabei Musik hören. Seither wird in diesem Bereich viel geforscht, was mehrere Effekte sowie Erklärungen beförderte, wie Musik uns in unserer Leistungsfähigkeit unterstützen kann. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien zum Einfluss von Musik auf unser Leistungsvermögen und wir haben einmal geschaut, wie wir diese Erkenntnisse aus der Forschung für uns als Schwimmer (oder Trainer) nutzen können.

Vorteil Nummer 1: Musik lenkt ab!

Die Ablenkung durch Musik kann beim Sport helfen. Die Aufmerksamkeit, die wir unserer Bewegung widmen, konkurriert nämlich mit der Aufmerksamkeit, die wir der Musik widmen (um zum Beispiel mitzusingen oder uns an schöne Augenblicke erinnern, bei denen das gleiche Lied lief, etc.). Die Bewegung geht dann quasi in den Automatikmodus über und wird damit ökonomischer. Forscher konnten nachweisen, dass Musik hören während Ausdauerbelastungen alleine schon durch den Ablenkungseffekt zu besseren Leistungen führt. Dabei ist jedoch eines zu beachten: Gerade beim Schwimmtraining sollte Musik nur dann zum Einsatz kommen, wenn die korrekte Technik schon soweit „eingeschliffen“ ist, dass man sich nicht mehr allzu sehr auf bestimmte Aspekte konzentrieren muss. 

Vorteil Nummer 2: Musik erzeugt einen inneren Rhythmus

Wenn sich die Technik der wasserfesten Player noch ein bisschen weiterentwickelt, kann es in Zukunft gut sein, dass deren Einsatz ein nützliches Trainingstool wird. Denn mit dem richtigen Takt im Ohr kann auch die sportliche Leistung steigen. Wie Forscher aus Sheffield herausfanden, benötigten Radfahrer, die im Rhythmus der Musik fuhren sieben Prozent weniger Sauerstoff als jene, die sich nicht synchron zur Musik bewegten. Musik - so scheint es - wirkt in bestimmten Momenten wie ein Metronom, das uns den Takt vorgibt. Dadurch reduzieren sich die falschen oder unnötigen Bewegungen und wir sparen Energie. Ob das auch fürs Schwimmen gilt, muss allerdings noch untersucht werden.

Vorteil Nummer 3: Musik bringt euch in den Wettkampf-Mode

Interessant ist zum Beispiel der Einfluss von Musik auf unseren Biorhythmus. Normalerweise ist die körperliche Leistungsfähigkeit abends größer als morgens. Diese körperliche Schwäche am Morgen verschwand in einer Studie jedoch komplett, wenn die Sportler während des Aufwärmens vor einem Leistungstest Musik hörten. Also: Wenn Ihr mal wieder bei einem Wettkampf früh morgens noch leicht verschlafen im Schwimmbad ankommt, wird es wahrscheinlich helfen, wenn ihr erstmal die Kopfhörer aufzieht und euch zur Musik erwärmt. Wie Studien zeigten, sollten Lieder dann im Idealfall ca. 130 bis 160 Schläge pro Minute haben. Auch Musik direkt vor dem Start ist mehr als nur ein Ritual: So konnte beispielsweise eine brasilianische Forschergruppe 2015 in einem Experiment enorme Leistungssteigerungen durch Musik nachweisen. Hierzu schwammen 18 Schwimmer zweimal 200 Meter Freistil auf Zeit. Vor dem ersten Rennen hörte die eine Hälfte von ihnen genau fünf Minuten lang ihre persönliche Lieblingsmusik, während die andere Hälfte fünf Minuten still hinter den Startblöcken sitzen sollte. Im zweiten Durchgang, der zwei Tage später stattfand, wurden die Gruppen dann getauscht. Das Ergebnis: mit Musik vor dem Rennen schwammen alle 18 Teilnehmer schneller, im Schnitt verbesserten sie sich um 1,4 Prozent.

Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass besonders schnelle Musik (wie Electro und Rap, mit den bereits erwähnten ca. 130 bis 160 Schlägen/Minute) eher stimulierend wirkt. Das mag für Leute, die auf Wettkämpfen eher müde und träge werden, sehr sinnvoll sein. Wer jedoch vor seinen Starts sehr nervös ist, der sollte lieber auf zu schnelle Musik verzichten und sich mit etwas langsamerer Gute-Laune-Musik (mit etwa 60 bis 80 Schlägen/Minute) beruhigen und ablenken. Hilfreich ist hierfür die Internetseite bpm-songs.de. Dort könnt ihr euch einige vom Tempo her passende Musiktitel raussuchen. Sodass es mit der nächsten Bestzeit noch besser klappt - auch dank der richtigen Musik!

Die komplette Version dieses Artikels findet ihr in der Winterausgabe 2017/18 des swimsportMagazine. Die älteren Ausgaben unserer Zeitschrift können unter www.swimsportMagazine.de nachbestellt werden.