(03.08.2011) Auch diesmal haben die US-Athleten den Weltmeisterschaften wieder ihren Stempel aufgedrückt. Mit 16 Titeln sicherten sie sich souverän Platz eins im Medaillenspiegel. Diesmal war es jedoch weniger Superstar Michael Phelps, der für die Schlagzeilen sorgte. Vielmehr schickt sich Team-Kollege Ryan Lochte an, ihm den Rang abzulaufen. Außerdem gelang Supertalent Missy Franklich in Shanghai endgültig der Vorstoß in die Weltklasse.
Von den 40 Entscheidungen im WM-Becken in Shanghai gingen 16 an die US-Stars. Keine andere Hymne ertönte öfter als “The Star Spangled Banner”. Insgesamt holten sich die us-amerikanischen Schwimmer satte 29 Medaillen. Bei der WM vor zwei Jahren in Rom waren es noch 23 Stück. Auch 2009 lagen die Schwimmer um Michael Phelps im Medaillenspiegel auf Platz eins, doch damals konnten sie “nur” zehn Strecken für sich entscheiden. Insgesamt waren die Weltmeisterschaften 2011 damit nach der WM in Melbourne 2007, als man 20 Goldmedaillen holte und der WM 1978 in West-Berlin, bei der die US-Schwimmer 17 mal triumphierten, die erfolgreichsten Titelkämpfe des US-Teams.
Lochte stellt Michael Phelps in den Schatten
Mit Ryan Lochte hatten die US-Schwimmer auch den Superstar der Weltmeisterschaften schlechthin in ihren Reihen. Fünf Gold- und eine Bronzemedaille gingen auf das Konto des Kaliforniers, der heute seinen 27. Geburtstag feiert. Mit seinem Weltrekord über die 200m Lagen sorgte er für die erste neue globale Bestmarke seit dem Verbot der Hightech-Anzüge und beendete damit eine anderthalb Jahre andauernde Weltrekord-Dürre. Lochte schickt sich damit an, Michael Phelps im US-Team den Rang abzulaufen. Der Rekord-Olympiasieger musste sich Lochte über die 200m Freistil und 200m Lagen im direkten Duell gleich zweimal geschlagen geben. “Das ist 2011. Es ist noch nicht 2012 und es sind noch nicht die Olympischen Spiele. Ich konnte hier mehr Motivation sammeln, als ich ohnehin schon hatte”, so Phelps mit Blick auf die Olympischen Spiele in London im kommenden Jahr. Immerhin holte er in Shanghai stolze vier Titel. Damit stand er mittlerweile satte 26 mal bei Weltmeisterschaften ganz oben auf dem Podest.
US-Teenager Missy Franklin sorgt für Schlagzeilen
Auch bei den Damen konnten die US-Amerikanerinnen glänzen. Über die 100m und 200m Brust kam keine Athletin auch nur ansatzweise an die Leistungen von Rebecca Soni heran. Die 24-Jährige schwamm nicht nur über die 200m Brust knapp an den Weltrekord heran. Auch mit der 4x100m Lagenstaffel der US-Damen hätte sie fast eine der Hightech-Bestmarken geknackt. Schlussschwimmerin war hier die erst 16-jährige Missy “The Missile” Franklin. Sie holte außerdem den Titel mit der 4x200m Freistilstaffel und schwamm hier als Startschwimmerin in 1:55,06 Minuten schneller als Weltmeisterin Federica Pellegrini bei deren Triumph im Einzelfinale. Zudem schwamm Franklin über die 200m Rücken in 2:05,10 Minuten bis auf weniger als drei Zehntel an den Weltrekord von Kirsty Coventry heran und scheint derzeit am Start einer großen Karriere zu stehen.
Sun Yang bricht den “Uralt”-Rekord von Grant Hackett
Für ein weiteres Highlight der Titelkämpfe sorgte der Chinese Sun Yang. Über die 1500m Freistil unterbot der 19-Jährige den als unknackbar geltenden Weltrekord des Australiers Grant Hackett, der fast auf den Tag genau zehn Jahre gehalten hatte. Es war zudem die einzige Bestmarke bei den Herren, die die Ära der Hightech-Anzüge überlebt hatte und damit der älteste Weltrekord des Schwimmsports. Beeindruckend war auch die Art und Weise, auf welche Sun Yang den Rekord unterbot. Bis 100m vor Ende war er gut zwei bis drei Sekunden langsamer als Grant Hackett bei der WM 2001 in Fukuoka. Doch dann zündete er den Turbo, schwamm auf den letzten beiden Bahnen in 54,22 Sekunden satte 2,45 Sekunden schneller als Hackett und unterbot in 14:34,12 Minuten dessen Weltrekord um mehr als vier Zehntel.
Insgesamt holten die Gastgeber in Shanghai fünf Titel und schwammen damit auf Platz zwei des Medaillenspiegels. Sie kletterten damit im Vergleich zu Rom um zwei Ränge nach oben.
Russland und Japan enttäuschen
Es gab jedoch auch zahlreiche Athleten, die bei der WM 2011 hinter den Erwartungen zurückblieben. Auf das DSV-Team haben wir bereits zu Beginn der Woche zurückgeblickt. Enttäuscht hat jedoch vor allem auch das Team aus Russland. Bei der EM im vergangenen Jahr hatten die Schwimmer aus dem Riesenreich Platz zwei im Medaillenspiegel belegt. Bei der WM 2009 hatte es immerhin sieben Medaillen gegeben. Diesmal reichte es nur zu viermal Edelmetall. Besonders enttäuschend: Das Aus der zu den Medaillenkadidaten zählenden Staffeln über die 4x100m Lagen und 4x200m Freistil Herren sowie der 4x100m und 200m Freistilstaffeln der Damen bereits im Vorlauf. Neben dem Team aus Russland blieben auch die Japaner deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurück. Trotz Athleten wie Kosuke Kitajima blieben die Athleten aus dem Land der aufgehenden Sonne ohne Titel und holten lediglich sechs Medaillen.
Spanien ohne Medaille – Frankreich erneut Europas Top-Team
Bitter lief die WM auch für das Team aus Spanien. Bei der Kurzbahn-WM im vergangenen Jahr war man mit satten vier Titeln und insgesamt acht Medaillen die dritt-erfolgreichste Nation gewesen. In Shanghai konnte man trotz Medaillenkandidaten wie Europameister Rafael Munoz und Kurzbahn-Weltmeisterin Mireia Belmonte jedoch nicht ein einziges Mal auf das Podest schwimmen. Italien und Olympiagastgeber Großbritannien konnten zwar jeweils zwei Titel und drei Silbermedaillen holen. Doch mit somit jeweils fünf Medaillen kam man an die “Top-Nationen” auch nur bedingt heran.
Europas Fahne wurde vor allem von den Athleten aus Frankreich hochgehalten. Zehnmal Edelmetall holten die Athleten um Camille Lacourt und Alain Bernard. Damit hatte man hinter den USA, China und Australien die drittgrößte Medaillenausbeute und war wie schon bei der EM 2010 die erfolgreichste europäische Schwimmnation.
Die WM sollte als Gradmesser auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2012 gelten. Wie gesehen gibt es für viele Teams, nicht nur das deutsche, noch eine Menge Arbeit zu erledigen.