TEIL 2: Effizient Brust schwimmen
Wie keine andere Schwimmart ist das Brustschwimmen dadurch gekennzeichnet, dass die Geschwindigkeit innerhalb eines Bewegungszyklus stark schwankt. Da man die Arme unter Wasser nach vorn bringen muss, bremst man sich quasi immer wieder selbst ab. Wenn man nun auf der 200m-Strecke zudem mit geringer Frequenz schwimmt, sind die antriebslosen Phasen (Gleitphasen) sehr lang.
Wichtig ist es daher, in diesen Antriebspausen die Wasserwiderstandskraft, die den Körper bremst, zu minimieren. Entscheidend dafür ist, wie hoch bzw. tief der Körper im Wasser liegt. An dieser Stelle wird auch ein großer Unterschied zwischen Brustsprintern und 200m-Schwimmern deutlich: Die Sprinter haben eine sehr hohe Wasserlage, Kopf und Schultern tauchen meist gar nicht komplett ab. Die 200m-Schwimmer hingegen müssen dafür sorgen, dass die inaktiven Körperteile möglichst wenig Energie an das Wasser abgeben.
Wenn der Rumpf während des Beinschlags nach vorn beschleunigt wird, erzeugt er an der Wasseroberfläche eine Welle. Während der nun folgenden Streckung von Rumpf und Armen nach vorn gilt es, quasi unter dieser Welle durchzutauchen. Gelingt das nicht, schleppt man die Wassermassen der Welle mit sich mit. Der Antrieb durch den Beinschlag beschleunigt nicht nur den Körper sondern auch die Welle - eine echte Energieverschwendung.
Ähnlich sieht es aus, wenn der Armzug den Körper beschleunigt. In dieser Phase sind die Beine inaktiv, das heißt aber nicht, dass es egal ist, was die untere Körperhälfte gerade veranstaltet, im Gegenteil: Zu diesem Zeitpunkt des Schwimmzyklus gibt es eine weitere Welle, diesmal jedoch im Bereich der Hüfte. Auch hier ist es wichtig, möglichst wenig Energie an diese abzugeben und dies gelingt dadurch, dass die Hüfte gleichzeitig zum Beginn des Armzugs abgesenkt wird. Auch dies kann man sich beim Weltmeister abschauen. "Das hat der Russe Chupkov in vorbildlicher Weise ausgeführt", so die Einschätzung der IAT-Wissenschaftler. Auf diesem Bild lässt sich im Ansatz nachvollziehen, wie Chupkov beim Armzug die Hüfte absenkt:
Dadurch, dass während der antriebslosen Phasen möglichst wenig Energie ans Wasser abgegeben wird, kann die eingesetzte Kraft genau für das genutzt werden, was wir eigentlich bezwecken: Den Körper möglichst schnell im Wasser nach vorn bewegen. Auf diese Art und Weise ist es auch möglich mit wenigen, kraftvollen Zügen hohe Geschwindigkeiten zu erzeugen und trotzdem noch die Power zu haben, auf der letzten Bahn eines 200m-Rennens zu beschleunigen. Wie das Ganze in der Realität aussieht, könnt ihr euch unter diesem Link im Finale der Schwimm-WM 2017 anschauen:
VIDEO: WM 2017, FINALE 200m BRUST HERREN
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