(28.01.2018) Die Unruhen und Umwälzungen im deutschen Sport haben ein nächstes "Opfer" gefordert. Mit dem mehrfachen Deutschen Meister Marek Ulrich vom SV Halle hat am Wochenende ein vielversprechendes Schwimmtalent überraschend sein Karriereende bekanntgegeben.
"Nach reiflicher Überlegung und nach so manchem Gespräch in den letzten Wochen bin ich zu dem Entschluss gekommen, mich aus dem Leistungssport zu verabschieden", erklärt der 21-Jährige via Facebook.
Während andere Athleten wegen Verletzungen oder Leistungstiefs die Schwimmbrille an den Nagel hängen, waren bei Ulrich vor allem die Veränderungen in seinem sportlichen Umfeld ausschlaggebend. "Der wichtigste Grund für meine Entscheidung ist die Umstrukturierung in letzter Zeit in Halle", so Ulrich. "Wir waren ein super eingespieltes Team und auch die Trainingsgruppe im letzten Jahr wollte zusammen alles erreichen. Doch leider musste ich am Ende der Saison die Erfahrung machen, dass nicht mehr alles nach Leistung beurteilt und auf Sportler weniger gehört wird."
Seinen Ursprung nahm alles mit dem Beginn der Strukturreform im deutschen Sport im Anschluss an die Olympischen Spiele in Rio und den Bestrebungen der Reduzierung der Bundesstützpunkte in den einzelnen Sportarten. Ende 2016 wurde der Vertrag von Ulrichs Trainer Frank Embacher als Bundestützpunktleiter in Halle nicht verlängert. Er wechselte letztlich im Sommer nach Leipzig. Über nahezu das gesamte Jahr 2017 hinweg war unklar, wie es mit dem Standort Halle weitergehen würde. Embachers Co-Trainer Marian Bobe, der zwischenzeitlich die Top-Athleten um Ulrich betreute, wurde zuletzt die Verantwortung über die Junioren-Schwimmer übertragen.
Zerrüttungen, die bei den Sportlern zu zunehmender Unsicherheit führen. Beteiligte sprechen mittlerweile von Lagerbildungen und fehlendem Mannschaftsgeist am einstigen Leuchtturm-Stützpunkt Halle. "Die Strukturveränderungen verliefen aus meiner Sicht auf Kosten der wichtigsten Beteiligten, nämlich der Sportler", fasst Marek Ulrich zusammen. Mit halber Kraft wolle er nicht in die Vorbereitung auf die bereits in zwei Jahren stattfindenden Olympischen Spiele in Tokio starten. "Das bringt allen Beteiligten nichts."
Er verabschiedet sich als amtierender Deutscher Meister über die 50 und 100m Rücken. Auf internationaler Bühne vertrat Ulrich Deutschland bei den Weltmeisterschaften 2017 in Ungarn und bei zwei Kurzbahn-Europameisterschaften. Zuletzt wurde er in den Perspektivkader des DSV berufen, nachdem seine Leistungskurve auch in der zurückliegenden Saison klar nach oben zeigte. Für sich selbst sah er diese Perspektive zuletzt nun leider nicht mehr.