(22.09.2017) Es war eine der ganz großen Überraschungen bei den Olympischen Spielen 2016. Im Finale über die 100m Freistil der Herren standen Top-Stars wie der Titelverteidiger Nathan Adrian oder auch der Australier Cameron McEvoy auf dem Startblock. Dieser hatte wenige Monate zuvor in 47,04 Sekunden die schnellste Zeit seit dem Ende der Ära der Hightech-Anzüge ins Wasser gebracht und galt daher als großer Favorit. Tatsächlich schob sich im Finale von Rio auf den letzten Metern eine typisch australische gelbe Kappe an die Spitze. Doch es war nicht die von McEvoy, sondern der Kopf des erst 18-jährigen Top-Talents Kyle Chalmers.
"Cameron und ich haben uns eigentlich alles geteilt, hatten ein gemeinsames Zimmer, sind zusammen essen gegangen, doch der Druck lastete vor allem auf seinen Schultern. Ich wollte nur hingegen einfach eine gute Vorstellung abliefern", erinnert sich der junge Starschwimmer im Interview in der am Montag (25.09.) erscheinenden Herbstausgabe des swimsportMagazine.
Schon die Qualifikation für die Olympischen Spiele war für ihn der größte Erfolg seiner jungen Karriere gewesen. Ganz ohne Druck ging er ins Finale und nach einem beherzten Rennen durfte sich Chalmers an Stelle der großen Favoriten die Goldmedaille um den Hals hängen lassen. „Beherzt“ ist dabei das richtige Stichwort. Nur wenige wissen zu diesem Zeitpunkt: Chalmers ist herzkrank. Jeden Moment könnte er eine Attacke bekommen und ohnmächtig werden.
"Es heißt Supraventrikuläre Tachykardie. Kling erstmal spektakulär, aber das ist gar nicht so ungewöhnlich. Es äußert sich dadurch, dass man plötzlich unvorgewarnt Herzrasen bekommt und der Puls mal einfach so auf 200 Schläge hochgehen kann", erklärt Chalmers.
Keine guten Voraussetzungen, wenn es wie im Schwimmsport nur auf wenige kurze Momente ankommt. Deswegen fasste der Teenager einen tiefgreifenden Entschluss: Mit seinen gerade einmal 18 Jahre legte er sich unters Messer und ließ sich am offenen Herzen operieren. Ob sich dieser Schritt langfristig gelohnt hat wird sich zeigen. Schon jetzt steht fest: Sein Blick auf den Leistungssport und das Leben hat sich in den vergangenen Monaten verändert.
"Nachdem ich die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen gewonnen hatte, hab ich eigentlich gedacht: Ja – das ist es. Schwimmen ist das, was ich in meinem Leben machen möchte", meint der hoch gewachsene Spitzensprinter zurückblickend. "Aber jetzt, mit den Problemen und der Operation und dem Ganzen, denke ich doch anders über die Sache. Es gibt mehr im Leben als den Sport und ich brauche ein zweites Standbein, falls es mit dem Schwimmen mal plötzlich vorbei ist."
Deswegen wolle er im kommenden Jahr ein Studium beginnen, um sich eine Existenz neben dem Sport aufzubauen. Den Schritt, sich operieren zu lassen und deswegen auf die Weltmeisterschaften in Budapest zu verzichten, bereut er keinesfalls. Er will nun wieder voll angreifen: "Für mich überwiegen die Vorteile in meiner Situation definitiv die Nachteile und ich freue mich darauf im nächsten Jahr zurückzukehren. Dann hoffentlich stärker als je zuvor."
Das gesamte Interview, in dem Kyle Chalmers auch über seine Technik und das Freistilschwimmen spricht, findet ihr in der Herbstausgabe des swimsportMagazine. Dieses wird ab Montag (25.09.) in größeren Zeitschriftenläden in ganz Deutschland und Österreich sowie im Bahnhofsbuchhandel erhältlich sein. Außerdem kann die Ausgabe mit dem großen Freistil Special HIER bei magazineshoppen.de versandkostenfrei bestellt werden.