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23. September 2017

(19.09.2017) Am Sonntag ist es soweit: Deutschland wählt einen neuen Bundestag. Auch wenn andere Themen im Wahlkampf eine größere Rolle spielten, gibt es auch für Sportler und Sportfans so einige wichtige Fragen, die damit einhergehen. Wie geht es weiter mit der Leistungssportreform? Können die Städte und Kommunen mit Investitionszuschüssen für den Bau von Sportstätten wie Schwimmbädern rechnen? Welche Rolle soll der Sport überhaupt in unserer Gesellschaft spielen?

Wir haben einmal die Wahlprogramme der Parteien, die den Prognosen zufolge im nächsten Bundestag sitzen könnten, unter die Lupe genommen. Ganz allgemein lässt sich dabei sagen: Es ist fast egal, wer in der kommenden Regierung sitzt. Nahezu alle Parteien versprechen in ihren Wahlprogrammen eine intensive Sportförderung. Zumindest auf dem Papier. 

Trotzdem gibt es doch einige Unterschiede, schon allein im Umfang, den das Thema Sport einnimmt. Je weiter links man im Parteienspektrum schaut, desto intensiver wird sich der Frage, welche Rolle Sport und Leistungssport in Zukunft spielen sollen, gewidmet.

Konkrete Ideen, was man tun könnte, finden sich aber nur selten. Die CDU möchte ihren derzeitigen Weg weitergehen. SPD und Linke fordern Investitionen in Sportstätten. Bei den Grünen will man den Förderfokus weg von der Medaillenausbeute lenken und die FDP spricht sich für die Entbürokratisierung des Vereinswesens aus.

So äußern sich die Parteien in ihrem Wahlprogrammen zum Thema Sport:

CDU - Christlich Demokratische Union

Wie bei vielen anderen Sachthemen hält sich die von derzeit stärkste Volkspartei auch in Sachen Sport im Wahlprogramm recht kurz. So kurz, dass wir den kompletten Absatz dazu hier problemlos wiedergeben können:

"Sport begeistert Millionen von Menschen und leistet einen wichtigen Beitrag für Gesundheit, Mobilität und Teilhabe bis ins hohe Alter. Und ebenso für die Vermittlung von Werten und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Breitensport und Spitzensport sind beide wichtig. Wir werden sie weiter fördern und die einzigartige Vielfalt unserer Sportvereine erhalten."

Mehr muss die von Kanzlerin Angela Merkel geführte CDU im Grunde auch nicht sagen, denn ihr konkreter Entwurf für die künftige Sportförderung in Deutschland liegt vor. Die u.a. vom Innenminister Thomas de Maizière verantwortete Leistungssportreform mit dem Fokus auf medaillenversprechende Sportarten, dem drohenden Förderverlust "erfolgloser" Sportarten aber auch einer Erhöhung der staatlichen Gesamtförderung, usw. wurde bereits intensiv diskutiert. Allerdings gerät sie derzeit ins Stocken - vor allem das Thema, mit welchem Betrag die Bundesregierung künftig den Leistungssport fördern will, wurde auf "nach der Wahl" verschoben.

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SPD - Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Der "kleine" Regierungspartner SPD äußert sich in seinem Wahlprogramm schon etwas umfangreicher zum Thema Sport. Eine ganze Seite wird diesem gewidmet. Konkret spricht sich die Partei aus "für ein mehrjähriges Förderprogramm für Sportstätten in den Kommunen, um die Bedingungen für die Vereine und den Breitensport zu verbessern", also Investitionen in Sportanlagen.

Zudem will sie eine Entbürokratisierung des Sportwesens vor allem für die Ehrenämtler in den Vereinen. Neben dem Breitensport spricht die Partei um Kanzlerkandidat Martin Schulz auch das Thema Hochleistungssport an. Hierzu heißt es unter anderem, man wolle "eine angemessene finanzielle Förderung und gute Trainingsbedingungen der Athletinnen und Athleten." Zudem erklärt man deutlich, dass olympischer und paralympischer Sport gleichberechtigt nebeneinander stehen sollen.

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Bündnis 90/Die Grünen

Auch die Grünen widmen sich auf etwa einer Seite in ihrem Wahlprogramm dem Thema Sport. Sie stellen vor allem den gesundheitlichen Nutzen in den Blickpunkt und fordern daher " bewegungsfreundliche Städte, intakte Sportstätten sowie ausreichend Freiwillige". Sie sprechen sich dafür aus, dass sich die Spitzensportförderung "nicht nur an Medaillen, sondern vor allem an Athlet*innen orientieren muss". 

Beim Thema Doping fordern sie zusätzlich zu Dingen wie Prävention und Kontrolle, die sich auch in anderen Programmen finden lassen, auch: "Die Dopingvergangenheit in Ost und West gilt es lückenlos aufzuklären. Dopingopfer müssen wir angemessen unterstützen."

Insgesamt sehen die Grünen die großen Sportverbände mit ihren Korruptionsskandalen usw. kritisch und sagen zum Thema Sportgroßveranstaltungen, dass hier die Bürger mit einbezogen werden müssten.

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Die Linke

Den umfangreichsten Beitrag zum Thema Sport und Leistungssport liefert Die Linke ab. Entsprechend ihrer politischen Ausrichtung heißt es hier: "Sport treiben zu können soll nicht vom Einkommen und sozialen Status abhängen." Auch fordern die Linken für Menschen mit Behinderung einen Ausgleich, damit sie " gleichermaßen wie Menschen ohne Behinderung am Sport teilhaben können."

Ähnlich wie die SPD sprechen sich die Linken für ein Investitionsprogramm in "Sporthallen, Sportplätze und Schwimmbäder" aus. Vor allem mit Blick auf unseren Sport fordern sie: "In allgemeinbildenden Schulen muss der Schwimmunterricht garantiert werden."

Beim Thema Leistungssport sehen die Linken die Förderung durch Anstellungen bei öffentlichen Stellen wie Bundeswehr und Polizei als unzweckmäßig an. Stattdessen solle die finanzielle Unterstützung "direkt den Sportlerinnen und Sportlern zu Gute kommen." Sie sprechen sich zudem dafür aus, dass Sportgroßereignisse frei im TV zu empfangen sein sollten.

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FDP - Freie Demokratische Partei

Derzeit ist die FDP nicht im Bundestag vertreten, doch die Umfragen sehen so aus, also dürfte ihr der Wiedereinzug gelingen. Daher haben wir uns auch angeschaut, was die Partei um Spitzenkandidat Christian Lindner zum Thema Sport zu sagen hat. Auch hier wird sich diesem Punkt auf einer ganzen Seite gewidmet.

Die FDP will ähnlich wie die SPD die Ehrenämtler in den Vereinen von lästigen bürokratischen Hürden befreien. Zum Thema Leistungssport heißt es: "Für Sportlerinnen und Sportler muss es attraktiv sein, für unser Land Spitzensport zu betreiben." Dabei setzt die Partei auf die derzeit bereits bestehenden Fördermöglichkeiten: Bundeswehr, Polizei, Zoll, Sporthilfe. Beim Thema Anti-Doping spricht man sich aus für eine Verstärkung der Forschung und "intelligentere sowie effizientere Kontrollen".

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AfD - Alternative für Deutschland

Auch die AfD könnte den derzeitigen Umfragen zufolge im nächsten Bundestag sitzen. Die polarisierende Partei bietet allerdings zum Thema "Sport" keine echten Alternativen. Allein das Wort kommt im 76-seitigen Wahlprogramm nur dreimal vor, einmal davon in TranSPORT und einmal beim Thema Waffenrecht für Sportschützen.

Bei der dritten Wortnennung spricht sich die AfD für eine Verpflichtung muslimischer Schüler für die Teilnahme am Schwimmunterricht aus. Dass dieser auch für alle anderen Schüler derzeit gar nicht garantiert ist und es ihn an vielen Schulen einfach nicht gibt, scheint man hier vergessen zu haben.

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Egal, wen ihr am Ende wählt, wichtig ist, dass ihr wählen geht und euch vorher informiert. Es bringt nämlich nichts, nach der Wahl auf Politiker und deren Entscheidungen zu schimpfen, wenn man sich vorher gar nicht angeschaut hat, was diese eigentlich vorhaben.