(16.08.2017) Nach überstandener Schulterverletzung ist Lea Boy wieder in Topform. Dies stellte die 17-Jährige zuletzt bei der Junioren-EM im Freiwasser deutlich unter Beweis. In Marseille rief sie eine hervorragende Leistung ab und holte, trotz starker Konkurrenz, zwei Medaillen. Über die 7,5km-Strecke wurde Lea Boy Vize-Europameisterin und auch mit der 4 x 1250m Staffel gewann sie im Team die Silbermedaille. Nach der EM trafen wir uns mit dem DVAG-Juniorteam Mitglied für ein ausführliches Interview.
Lea, Anfang des Jahres musstest du dich aufgrund einer Schulterverletzung noch etwas zurückhalten. Kannst du die Schulter mittlerweile wieder zu 100% belasten?
Ich hatte längere Zeit das Problem, dass mich starke Schmerzen in der Schulter ausbremsten. Mit der Unterstützung von Physiotherapeuten und Joshua Neuloh, dem sportlichen Leiter des DVAG-Juniorteams, der mir vor allem mental zur Seite stand, konnte ich dem Schmerz entgegenwirken. Wir vermuten, dass es eine Entzündung der Bizepssehne war, die mittlerweile vollständig ausgeheilt ist. Im Training und auch bei Wettkämpfen spüre ich keine Schmerzen mehr und kann Vollgas geben.
Blicken wir auf die JEM in Marseille zurück: Wie verlief der Wettkampf aus deiner Sicht?
Der Kurs der 7,5 km–Strecke lag mir sehr gut. Trotzdem musste ich zu Beginn der ersten Runde noch weiter hinten im Feld mitschwimmen. Ich konnte dann aber relativ schnell mein Tempo finden und mich in der zweiten Runde in der Führungsgruppe festsetzen. Nach weiteren 2,5 Runden schwamm ich weiterhin vorne, während sich unsere Gruppe verkleinerte. Ich hatte ein gutes Gefühl und wusste, dass ich noch genügend Energiereserven hatte, um mit meinen Konkurrentinnen aus Frankreich und Ungarn mitzuhalten. Während der Ungarin die Kräfte dann doch ausgingen, konnte ich mich an die Spitze setzen. Nach der letzten Boje war es ein extrem enges Kopf-an-Kopf Rennen. Bis fast zum Schluss lagen wir gleichauf. Es hat dann am Ende nicht ganz gereicht und ich wurde Zweite.
Wie lautet das Fazit nach deinen Leistungen, die mit zwei Silbermedaillen belohnt wurden?
Ich bin vollkommen glücklich mit den Ergebnissen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich mit der starken Konkurrenz mithalten kann. Oceane Cassignol aus Frankreich ist in Budapest schließlich Weltmeisterin mit der Staffel geworden. Ich habe mich an unseren Plan für das Rennen gehalten und dafür wurde das Team mit einer Medaille belohnt. Wir wollten reagieren anstatt zu agieren. Daher habe ich mich zu Beginn etwas zurückgehalten und mich an das Tempo der Konkurrenz angepasst. Auch wenn ich auf den 7,5km nur knapp den 1. Platz verpasst habe, habe ich Gold nicht verloren, sondern Silber gewonnen! Als krönenden Abschluss konnten wir dann auch noch die Silbermedaille mit der Staffel gewinnen.
Müssen es immer Medaillen sein, um mit der eigenen Wettkampfleistung zufrieden sein zu können?
Natürlich ist die Freude über eine Medaille immer besonders groß. Wenn es mal nicht geklappt hat, sollte man sich davon trotzdem nicht runterziehen lassen. Ich persönlich bin zufrieden, wenn ich weiß, dass ich an meine Grenzen gegangen bin und keine unnötigen Fehler gemacht habe während des Rennens.
Nimm uns doch mal mit auf ein solch langes Rennen. Wie verläuft der Start und welche Details machen bei diesen Distanzen einen Unterschied?
Der Start ist in der Regel hart umkämpft. Um sich eine gute Ausgangsposition zu verschaffen, greifen einige wenige Schwimmer auch auf weniger sportliche Mittel zurück und versuchen so sich einen Vorteil zu erarbeiten. Dann geht es darum, seine Konkurrenz ständig zu beobachten. Ich muss Temposteigerungen frühzeitig erkennen, aufmerksam bleiben und schnell reagieren.
Dazu kommt die Verpflegung während des Wettkampfes. Bekommt man sein Getränk mal nicht, hat man am Ende schlichtweg keine Energiereserven mehr. Solche Kleinigkeiten machen dann den Unterschied.
Die JEM ist gut eine Woche her. Geht es direkt weiter mit dem Training und Wettkämpfen oder ist jetzt erstmal Regeneration angesagt?
Für mich geht es jetzt nach Würzburg in ein Trainingslager. Dort arbeite ich weiter hart, um mich auf die kommenden Wettkämpfe in diesem Jahr vorzubereiten. Für das Freiwasserschwimmen sind Wettkämpfe ein sehr gutes Training. Es gibt viele Situationen, die man so im Training nicht nachstellen kann. Dieses Jahr stehen daher auch noch viele weitere Wettkämpfe an. Ich werde zum Beispiel in Hongkong beim Weltcup die 10km schwimmen und auch beim Europacup in Rom dabei sein. Die Saison fängt für die Freiwasserschwimmer jetzt erst so richtig an.
Das hört sich nach einem zeitintensiven Programm an. Wie meisterst du das, wenn du nicht, wie aktuell, Sommerferien hast?
Da braucht es schon gutes Zeitmanagement. (lacht) Meine Lehrer zeigen sich da zum Glück immer sehr kooperativ. Wenn Wettkämpfe anstehen, werde ich vom Unterricht freigestellt und kann mich auf den Sport konzentrieren. Trotz allem hat die Schule Priorität.
Wie sehen deine sportlichen Ziele für das kommende Jahr aus?
Ich will weiterhin viele Wettkämpfe schwimmen, sowohl im Freiwasser wie auch im Becken mehr Erfahrungen sammeln, um mich weiterzuentwickeln. Bei den nationalen und internationalen Wettkämpfen der Juniorenklasse auf jeden Fall um Medaillen schwimmen und dabei wie bisher immer an meine Grenzen gehen.
In welcher Form wirst du dabei vom DVAG-Juniorteam unterstützt?
Für den sportlichen Bereich habe ich durch das DVAG-Juniorteam immer einen weiteren neutralen Ansprechpartner. Joshua Neuloh hat auf meine Leistungen bei Wettkämpfen einen ganz anderen Blickwinkel als zum Beispiel die Trainer. Seine Tipps helfen mir sehr in meiner sportlichen Entwicklung.
Mit den Junioren im Team verstehe ich mich auch super. Vor allem mit Celine Rieder bin ich im ständigen Austausch und da ist die Freude immer groß, wenn wir uns auf Wettkämpfen treffen.