(11.04.2017) Die Schlagzeilen der australischen Sportpresse drehten sich am Montag nicht um Weltmeisterin Emily Seebohm, die bei den nationalen Meisterschaften das Ticket für die Verteidigung ihres WM-Titels über die 100m Rücken gebucht hatte oder um den 18-jährigen Matthew Wilson, der sich über die 200m Brust in 2:09,29 Minuten für die Schwimm-WM in Budapest qualifizierte. Im Mittelpunkt stand stattdessen die Schwimmerin, die hinter Seebohm "nur" Platz zwei belegt hatte.
Doch damit war Holly Barratt etwas gelungen, mit dem sie selbst wohl am wenigsten gerechnet hatte: Mit ihrer Zeit von 59,66 Sekunden unterbot Barratt die WM-Norm um fünf Hundertstelsekunden und qualifizierte sich damit zum ersten Mal für die australische Nationalmannschaft. Und dies im zarten Schwimmeralter von 29 Jahren.
"Das hab ich echt nicht erwartet. Ich bin als so etwa Sechste der Bestenlisten in die Meisterschaften gegangen und hatte gehofft, vielleicht auf Platz vier vorzuschwimmen", so Barratt, die damit die älteste WM-Debütantin der australischen Schwimmgeschichte ist.
Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ihr zweiter Schwimmerfrühling. Schon mit 18 Jahren hatte sie die Wettkampfbrille eigentlich an den Nagel gehangen, weil ihr vor allem die Sprintstrecken lagen, diese aber mit Ausnahme der 50m Freistil bei den australischen Altersklassenmeisterschaften nicht geschwommen werden.
Ein paar Jahre später überredete sie ihr ehemaliger Coach dazu, sich doch einmal als Schwimmtrainerin zu versuchen. Lange hielt es Barratt nicht am Beckenrand aus. Über Nachwuchscamps mit 15- und 16-jährigen Jungtalenten begann sie sich wieder nach oben zu kämpfen.
Mit Erfolg: Mit 24 Jahren qualifizierte sie sich für ihre ersten offenen australischen Meisterschaften. Bei der Universiade 2015 holte sie Gold über die 50m Rücken für die Studentenauswahl ihres Landes, der erste und bisher einzige Auftritt bei einer internationalen Meisterschaft.
Im Sommer darf sie nun zum ersten Mal als Teil der "echten" Nationalmannschaft zu einer WM reisen. Im Kampf um den Platz im Team der "Dolphins" ließ sie dabei am Montag unter anderem die Vize-Weltmeister Mady Wilson und die Junioren-Weltmeisterin Minna Atherton hinter sich. Die Überraschungsschwimmerin konnte es kaum glauben: "Ich denke, das zeigt, dass einfach alles möglich ist." Zumindest, wenn man eine ordentliche Portion Durchhaltevermögen mitbringt, so wie Holly Barratt.