Die kleine Meisterschaft in der großen Schwimmhalle

(16.11.2016) Wenn morgen die Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Berlin beginnen, dürfen wir eine Premiere feiern: Erstmals finden auch die nationalen Titelkämpfe auf der 25m-Bahn in der Bundeshauptstadt statt. Austragungsort ist wieder einmal die Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark. Deutschlands größte Schwimmarena hat für den einen oder anderen Sportler anscheinend bereits ihren Reiz verloren: Die Teilnehmerzahl an der Kurzbahn-DM 2016 ist die niedrigste der zurückliegenden zehn Jahre.

Lediglich 635 Schwimmer sind für die bis Sonntag dauernden Kurzbahnmeisterschaften gemeldet. Das sind etwa zehn Prozent weniger als in den zurückliegenden Jahren, in denen die Wuppertaler Schwimmoper stets Deutschlands Spitzenschwimmer anlockte und 2011 sogar mehr als 800 Athleten empfangen durfte.

Auch von der Rekordteilnehmerzahl der Kurzbahn-DM 2009 ist man in diesem Jahr weit entfernt. Damals versammelten sich 929 Schwimmer in Essen, um die Kurzbahnchampions unter sich auszuschwimmen. Es war die letzte große Meisterschaft, bei der die zum 1. Januar 2010 verbotenen Hightech-Anzüge benutzt werden durften.

Die Gründe für die geringe Teilnehmerzahl in diesem Jahr sind vielschichtig. Die DSV-Spitzenathleten verzichten zu einem großen Teil auf die Kurzbahn-DM, da sie sich auf die Langbahnsaison konzentrieren, ihren weiteren Karriereweg hinterfragen oder auch wegen Lehrgängen der Bundeswehrfördergruppe verhindert sind.

Viele Vereine sehen aber vor allem die Häufung der Wettkämpfe in Berlin kritisch. Mit den Deutschen Meisterschaften auf der Lang- und nun auch Kurzbahn, den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften, den German Open im Juli und dem FINA-Weltcup fanden die deutschlandweit fünf wichtigsten Wettkämpfe des Jahres in der Spreemetropole statt.

Zahlreiche Teams und Schwimmer aus dem Westen der Republik sind diesmal wegen der weiten Anreise und der Übernachtungskosten nicht mit dabei. In den zurückliegenden zwölf Jahren fanden die Deutschen Kurzbahnmeisterschaften stets in Nordrhein-Westfalen statt. Damit eröffnete sich für Teams der Region, die sonst nicht über große Reisebudgets verfügen, die Möglichkeit ebenfalls einmal an einer nationalen Meisterschaft teilzunehmen.

Sie waren dazu gewzungen zu entscheiden, ob sie ihre Athleten zu den Deutschen Langbahnmeisterschaften, den Jahrgangsmeisterschaften oder der Kurzbahn-DM schicken. Verständlich, dass durch den Fokus auf die olympische 50m-Bahn dabei die Kurzbahnmeisterschaften das Nachsehen hatten. Die Folge ist das kleinste Teilnehmerfeld der zurückliegenden zehn Jahre. Zumindest die Athleten, die vor Ort sind, dürften dies beim Sprung ins Einschwimmbecken positiv sehen.