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Bild: Alibek Käsler
22. Juli 2016

(22.07.2016) Die meisten der deutschen Olympiaschwimmer drehen bereits im Vorbereitungstrainingslager in Florianopolis ihre Bahnen. Am Wochenende fliegt nun auch der Rest des DSV-Teams nach Brasilien. Unter ihnen ist der 17-jährige Youngster Johannes Hintze, der in Rio erstmals Olympialuft schnuppern darf.

Das Ziel für das Spitzentalent: Erfahrung sammeln! "Die ersten Olympischen Spiele sind zum Lernen da, sagt man ja so schön", meint Coach Norbert Warnatzsch, der Johannes in Potsdam gemeinsam mit Thomas Luckau trainiert, vor dem Abflug. "Er soll das Umfeld kennen lernen, Erfahrungen mitnehmen und im Wettkampf das Beste abliefern, was er kann."

Und Johannes kann so einiges: Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin schnappte er sich über die 400m Lagen hinter dem WM-Finalisten Jacob Heidtmann die Silbermedaille und knackte in 4:14,72 Minuten problemlos die Olympianorm. Diese Zeit will er in Rio möglichst noch einmal steigern. "Ich möchte einfach eine Bestleistung bringen und dann werde ich sehen, wo ich damit lande", blickt der gebürtige Brandenburger voraus.

In den Meldelisten der Olympischen Spiele liegt Johannes mit seiner Bestzeit an 14. Stelle. Über andere Strecken würde ein solcher Platz zum Halbfinale reichen, bei den 400m Lagen geht es jedoch direkt in den Endlauf der besten acht Schwimmer. Für den jungen DSV-Sportler wird es nicht einfach, sich hier durchzusetzen, doch vielleicht hilft ihm dabei seine Power auf den letzten Metern.

Bei den Deutschen Meisterschaften absolvierte Johannes die Schlussbahn des 400m Lagen-Finals nicht nur schneller als der Rest des Feldes. Es war seit dem Ende der Ära der Hightechanzüge weltweit die beste Zeit aller Lagenschwimmer auf den letzten 50m. So schnell haben weder Michael Phelps noch Ryan Lochte je ihre Rennen nach Hause geschwommen.

"Dass er da nochmal so drauflegen kann, ist ein Zeichen, dass er sehr gut trainiert ist, einen hervorragenden Ausdauerzustand hat und ein richtiger Fighter ist. Er nimmt dann sein Herz in beide Hände und geht bis zur absoluten Schmerzgrenze", meint auch Coach Warnatzsch anerkennend. "Das ist eine Qualität, die er sich auf jeden Fall erhalten sollte."

Und falls die Konkurrenz für ein Weiterkommen in Rio (diesmal) zu stark ist, dann könnte der Sportschüler auch auf anderem Wege glänzen: Seine Bestzeit liegt nur wenige Zehntel über dem Junioren-Weltrekord (4:14,00), den der US-Boy Sean Grishop vor wenigen Wochen aufstellte. Auf nationaler Ebene knackte Johannes in den zurückliegenden Jahren rund 50 Altersklassenbestmarken. Nun ist er nah dran an internationalen Rekorden. "Das wäre natürlich schon schön", meint er mit Blick auf einen möglichen Junioren-Weltrekord. 

Nach seinem Rennen wird Johannes viel Zeit haben, um die Eindrücke in Rio aufzusaugen. Die 400m Lagen stehen direkt zum Auftakt der Schwimm-Wettbewerbe auf dem Plan, weitere Einsätze wird er in Brasilien nicht haben. "Da freue ich mich auch total drauf, direkt am ersten Tag zu schwimmen und dann den Rest genießen zu können", so Johannes, der sich nicht nur die Wettkämpfe seiner DSV-Kollegen sondern auch Wettbewerbe anderer Sportarten anschauen will.

Die Gelegenheit sollte er nutzen, denn vielleicht wird er bei seinen kommendem Olympia-Reisen deutlich weniger Zeit haben. "Von den Erfahrungen in Rio möchte ich dann bei den nächsten Olympischen Spielen profitieren", meint Johannes. Bei den zweiten Spielen, da könne man dann Finalplätze oder gar mehr ins Visier nehmen, erklärt auch Norbert Warnatzsch. Die Routine seines Coaches, der bekanntlich Britta Steffen zu zwei Olympiasiegen führte, kommt auch Johannes zu Gute, oder wie der Trainer es ganz trocken formuliert: "Wir wissen, wie's geht."