(14.07.2016) 2:20,63 Minuten! Das ist die Bestzeit von Adam Karas über die 200m Schmetterling. Damit ist der 15-Jährige schneller als die meisten Vereinsschwimmer hierzulande, zählt in seiner Alterklasse zu den besten 30 Athleten Deutschlands und durfte sich deswegen vor kurzem bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften mit der Konkurrenz messen. Dass Adam bei der DJM in Berlin die Blicke auf sich zog, lag weniger an seinem 28. Platz, den er letztlich belegte - sondern daran, dass ihm von Geburt an der linke Unterarm fehlt.
"Klar, ich werde darauf angesprochen. Es fällt halt schon auf, wenn hier auf einmal einer mit nur einem Arm schwimmt", erzählte uns Adam am Rande der Jahrgangsmeisterschaften. "Beim Einschwimmen dachten viele sicher: Was macht der denn hier, der schwimmt hier doch eh nicht. Wenn sie dann aber sehen, dass ich tatsächlich starte und auch noch etwa so schnell bin wie sie selbst - dann staunen sie doch auf einmal."
Während es für viele DSV-Schwimmer noch immer der Ausnahmefall ist, dass sie sich mit Athleten aus dem paralympischen Sport messen, nimmt es Adam schon lange immer wieder gern mit den Schwimmern ohne Handicap auf. Bei den Schwimmfreunden Unna trainiert er viermal pro Woche im Wasser und mehrmals an Land in der regulären Wettkampfgruppe.
"Ich schwimme im Vergleich zu den anderen aber viel höhere Intensitäten, um mithalten zu können", so Adam. "Was die anderen mit zwei Armen ziehen, muss ich mit einem schaffen." Sein Handicap habe dazu geführt, dass er einen starken Ehrgeiz entwickeln konnte, erläutert er uns. "Ich versuche es immer wieder, mich mit Schwimmern ohne Behinderung zu messen, denn da mitmischen zu können ist ein toller Ansporn."
Im paralympischen Schwimmsport ist Adam in Deutschland mittlerweile ganz vorn angekommen. Seine Bestzeit über die 200m Schmetterling ist gleichzeitig der Deutsche Rekord und gut eine Woche vor der DJM setzte er an selber Stelle bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften der Schwimmer mit Behinderung in 1:04,36 Minuten auch über die 100m Schmetterling eine nationale Bestmarke.
Zur Qualifikation für die Paralympischen Spiele in Rio fehlte nicht viel, doch das Fernziel sind die Wettbewerbe 2020 in Tokio. "Dann bin ich 19 und steuere auf meinen Leistungshöhepunkt zu", blickt er voraus. Dann könnte er sich auch den Wechsel an einen Stützpunkt vorstellen, derzeit bevorzugt er aber die gewohnte Umgebung in Unna.
Die Leistungen Adams und sein Auftreten sollen auch andere paralympische Schwimmer dazu anregen, sich öfter mit ihren DSV-Kollegen zu messen. "Es gibt sicher viele Schwimmer mit Handicap, die nur in Vereinen für Sportler mit Behinderung trainieren und schwimmen. Damit kommen sie oft gar nicht auf höhere Wettkämpfe, wo man dann vielleicht von Nachwuchsbeauftragten entdeckt wird", meint Adam.
"Die Hürde ist schon recht hoch", erklärt sein Coach Peter Hornig. "Man braucht eine gewisse Portion Ehrgeiz, ordentliches Talent und muss sich trotz Handicap behaupten können." Adam schafft das und wir werden ihn in Zukunft sicher noch bei vielen Wettkämpfen der DSV-Schwimmer sehen. Vielleicht ja auch im kommenden Jahr wieder bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften.