(16.08.2012) Die Olympischen Spiele sind stets die Bühne, auf der neue Stars des Schwimmsports geboren werden. Auch in London machten etliche der jungen Wilden von sich reden. Eine ganze neue Generation an Top-Athleten schwamm sich mit Weltrekorden und Überraschungssiegen ins Rampenlicht und ließ so manchen alten Hasen alt Aussehen.


Bei den Olympischen Spielen in London sorgte eine ganze Horde junger erfolgshungriger Schwimmer für die Schlagzeilen. Angeführt wurden sie von US-Girl Missy Franklin. Mit stolzen vier Goldmedaillen und einmal Bronze kehrt die 17-Jährige aus Großbritannien heim. Sie war damit die erfolgreichste Athletin der Olympischen Spiele in London überhaupt. Nicht nur mit ihren Siegen über die beiden Rückendistanzen konnte sie glänzen. Über die 200m-Strecke sowie mit der 4x100m Lagenstaffel konnte das Ausnahmetalent sogar für neue Weltrekorde sorgen. Zudem gab es Gold mit dem US-amerikanischen 4x200m Freistilquartett. Doch Franklin war in London nicht nur fleißig beim Medaillensammeln. Insgesamt ging sie in den acht Wettkampftagen satte 15 Mal an den Start und schaffte sich bei ihrer ersten Olympiateilnahme damit auch ordentlich Erfahrung auf den Buckel. Über die 100 und 200m Freistil stand sie ebenfalls im Finale und lieferte hier Spitzenleistungen ab. "Ich bin das glücklichste Mädchen der Welt", lautete ihr persönliches Fazit der Spiele in London.

Teenie Meilutyte düpiert Superstar Soni

Dabei dürfte Franklin im Rennen um den Titel als "glücklichstes Mädchen der Welt" ernstzunehmende Konkurrenz haben. Da gab es in London zum Beispiel die 15-jährige Ruta Meilutyte aus Litauen. Sie sorgte mit ihrem Sieg über die 100m Brust für eine der größten Überraschungen in London. Mit einem Vorsprung von nur hauchdünnen acht Hundertstelsekunden schnappte sie Olympiasiegerin und Top-Favoritin Rebecca Soni die Goldmedaille weg. "Für mich war es ein Schock - aber ein guter Schock", erklärte Meilutyte nach der Siegerehrung. "Ich war so furchtbar nervös. Oben auf dem Podium waren meine Knie so wacklig, dass ich Angst hatte, herunterzufallen." So ganz aus dem Nichts kam sie jedoch nicht. Im vergangenen Jahr hatte sie die 100m Brust beim European Youth Olympic Festival, dem wichtigsten Wettkampf für Athletinnen ihres Alters, für sich entscheiden können. In Zukunft wird sich Meilutyte nicht mehr nur mit ihren Alterskameradinnen messen. Als Olympiasiegerin ist sie mit einem Schlag in die Liga der internationalen Top-Stars vorgestoßen.

15-jährige Ledecky sichert sich Platz in der Schwimmgeschichte

Für eine faustdicke Überraschung sorgte auch Katie Ledecky. Sie ist neben Missy Franklin der zweite Teenager unter den US-Schwimmern, der sich in London sensationell Gold holen konnte. Über die 800m Freistil zeigte sie ein beherztes Rennen, führte von Beginn an und ließ die gestandenen Top-Schwimmer um Titelverteidigerin Rebecca Adlington bis zum Schluss hinter sich. Als jüngste Teilnehmerin der USA bei den Olympischen Sommerspielen dürfte sie noch eine lange Karriere vor sich haben. Ein Platz in der Schwimmgeschichte könnte ihr dank des Sieges über trotzdem bereits jetzt gehören. Viel spricht dafür, dass das IOC bei den nächsten Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die 1500m Freistil statt der 800m schwimmen lässt. Damit könnte Ledecky als letzte Olympiasiegerin über diese Strecke in die Historie eingehen.

China-Knaller Ye Shiwen trotz den internationalen Medien

Nicht nur für Spitzenleistungen sondern vor allem auch für lautstarke Diskussionen sorgte die Chinesin Ye Shiwen. Die 16-Jährige entschied die 200m Lagen sowie die doppelte Distanz für sich. Bei ihrem Sieg über die 400m stellte sie zudem einen neuen Weltrekord auf und war auf der letzten Bahn sogar schneller als US-Superstar Ryan Lochte, der kurz zuvor das Finale der Herren gewonnen hatte. Die sorgte vielerorts für Argwohn. Im Gegensatz zu anderen Teenage-Superschwimmerinnen wie Franklin oder Ledecky sah sich Ye heftigen Dopingvorwürfen ausgesetzt. Doch die Doppel-Olympiasiegerin gab sich gelassen. "Ein wirklich großes Dankeschön an alle, die mich unterstützt haben! Einschließlich der Zweifel der westlichen Medien", entgegnete sie auf die Vorwürfe.

Eine neue Generation nimmt das Ruder in die Hand

Die Teenagerinnen sind nur der jüngste Teil einer ganzen Generation neuer Top-Schwimmer, die uns noch mindestens bei den beiden kommenden Olympischen Spielen begleiten wird. Selbst Überschwimmer Michael Phelps bekam zu spüren, was es heißt, wenn plötzlich frisches Fleisch auf den Startblöcken steht. Ausgerechnet über seine Paradestrecke 200m Schmetterling musste er sich dem 20-jährigen Südafrikaner Chad le Clos geschlagen geben. Athleten wie der in London zweifach mit Gold dekorierte Sun Yang aus China oder der französische 200m-Freistil-Olympiasieger Yannick Agnel sind bereits fester Bestandteil der internationalen Spitzenelite, obwohl sie ebefalls erst 20 Jahre alt sind. Auch die nur ein Jahr ältere Doppel-Olympiasiegerin Ranomi Kromowidjojo aus den Niederlanden hat noch eine lange Karriere vor sich. Mit ihren Siegen über die Freistilsprintstrecken trat sie in London die Nachfolge von Britta Steffen an. Insgesamt ging jede zweite der über die Einzelstrecken vergebenen Goldmedaillen an Athleten, die in London 21 Jahre oder jünger waren. Sie werden in den kommenden Jahren den Ton im internationalen Schwimmsportzirkus angeben. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in Rio de Janeiro.

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