(13.05.2016) Sichtlich entspannt genießt Florian Vogel bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen einen Cappuccino im Münchener Stadtteil Neuhausen-Nymphenburg. Der 21-Jährige hat realisiert, was ihm bei den Deutschen Meisterschaften gelungen ist: Die (fast) sichere Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio in einer absoluten Weltklassezeit über 400 Meter Freistil – Vogel kann den Trip nach Brasilien schon mal planen.
Genau das hat der gebürtige Bayreuther wenige Tage nach den Wettkämpfen von Berlin auch getan. „Auf Empfehlung unseres Verbandsarztes habe ich mir die nötigen Impfungen für die Reise nach Rio geholt“, erzählt er. In der Hauptstadt sorgte Vogel für eines der Highlights der Meisterschaften. In 3:44,89 Minuten unterbot er über 400 Meter Freistil nicht nur deutlich die erste Norm für die Sommerspiele, sondern katapultierte sich auch auf Platz fünf der Weltjahresbestenliste.
Zudem wurde der für die SG Stadtwerke München startende Bauingenieur-Student in einem hochkarätig besetzten Finale über die halbe Distanz Zweiter hinter Weltrekordler Paul Biedermann und war auch dort schneller als die geforderte Rio-Norm. Dass die Zeit von 1:46,44 Minuten bei den letzten Spielen in London fürs Finale gereicht hätte, spricht für den großen Leistungssprung, den Vogel in den letzten vier Jahren unter Olaf Bünde gemacht hat und erhöht darüberhinaus seine Chancen, Teil der recht aussichtsreichen 4x200 Meter Freistil Staffel an der Copacabana zu sein.
„Für mich waren das vier absolut fantastische Tage“, so der 21-Jährige. Vogel war wie Jacob Heidtmann oder Damian Wierling einer der jüngeren Athleten, die in Berlin gezeigt haben, dass sie sich im Dunstkreis der internationalen Spitze bewegen.
Obwohl der Münchener erst seit zwei Jahren zum Kreis der Nationalmannschaft zählt, gehört er für viele Experten zu den etablierten Gesichtern beim DSV. Dieses Standing hat sich Vogel durch sein selbstbewusstes Auftreten und seine kontinuierliche Entwicklung verdient. Der Münchener weiß was er kann, will und vor allem wo es im Sommer für ihn hingehen soll: Zu den Olympischen Spielen.
Die Chance auf ein Ticket nach Brasilien beziffert Vogel nach den Deutschen Meisterschaften auf 95 Prozent. „Wenn ich 3:44,8 Minuten schaffe, dann muss ich es um Mitternacht nach einer Party schaffen, unter 3:50,8 Minuten zu schwimmen. Ansonsten habe ich bei Olympia nichts zu suchen“, sagt Vogel über die noch zu erfüllende zweite Qualifikationsnorm. Eine Aussage, die nicht im Ansatz arrogant wirkt, sondern für ein gesundes Maß an Selbstsicherheit steht und darüber hinaus zu den Ambitionen des DSV passt. „Ich denke schon, dass wir dieses Jahr andere Ansprüche haben können und auch müssen. Das Debakel von 2012 wird es nicht noch einmal geben“, so Vogel, der sich auch von den widrigen Trainingsumständen in der bayrischen Landeshauptstadt nicht aus der Ruhe bringen lässt. Das Schwimmbad im Olympiapark wird renoviert, weshalb es die Münchener Topschwimmer gen Norden nach Hamburg zieht. Eventuell fährt Vogel auch noch eine Woche nach Halle, um sich gemeinsam mit Paul Biedermann an die speziellen Wettkampfzeiten im olympischen Schwimmstadion von Rio zu gewönnen.
Genau dort will der Bayer in knapp drei Monaten seinen Teil zum bestmöglichen Abschneiden der deutschen Schwimmer betragen. Ob in Form von Leistungen im Becken oder als Stimmungsmacher innerhalb der Mannschaft. Einen wie Florian Vogel hätte in Rio de Janeiro wohl jedes Team gern dabei.