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10. Mai 2016

(10.05.2016) Die Deutschen Meisterschaften 2016 liegen hinter uns, doch der Kampf um die Plätze in den deutschen Staffeln für Rio hat gerade erst begonnen. Denn bei der Nominierung für die Team-Wettbewerbe greift der DSV nicht einfach auf die ersten vier der Finals von Berlin zurück.

Alle Schwimmer, die in den Endläufen über die 100 und 200m Freistil standen, haben nun die Chance, sich eines der Staffeltickets für die 4x100m und 4x200m Freistilstaffeln zu schnappen. Nominiert werden die vier Schwimmer, die letztlich im Zeitraum zwischen Beginn der Schwimm-DM 2016 (5. Mai) bis zum Ende der German Open am 8. Juli am schnellsten waren.

Ähnlich sieht es über die Lagenstrecken aus. Hier kann pro Lage der schnellste Schwimmer aus dem Qualifikationszeitraum (5. Mai bis 8. Juli) für Rio nominiert werden. Ob derjenige Deutscher Meister ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. So liegt zum Beispiel Philip Heintz im Rennen um den Platz als Schmetterlingschwimmer in der Olympiastaffel mit seiner Vorlaufzeit der Schwimm-DM von 51,84 Sekunden derzeit vor Steffen Deibler, der das Finale in 52,16 Sekunden gewann.

Auch über die Bruststrecke der Herren rangiert der Deutsche Meister derzeit an zweiter Stelle. Bei der Schwimm-DM holte sich zwar Marco Koch im Finale in 1:00,22 Minuten den Titel. Im Vorlauf war Fabian Schwingenschlögl in 1:00,15 Minuten aber bereits schneller gewesen.

„Reserveschwimmer“ sind in den Nominierungsrichtlinien übrigens nicht vorgesehen und das aus einem guten Grund: Jeder Athlet, der mit nach Rio fliegt, muss laut den Regeln des Internationalen Olympischen Komitees auch an den Start gehen. Das heißt, die Ersatzschwimmer der Staffeln müssen mindestens im Vorlauf einmal eingesetzt werden, was allerdings dazu führen könnte, dass ein Quartett nicht ins Finale kommt, da es nicht in Bestbesetzung sondern mit dem B-Team angetreten war.

Eine Entscheidung ist mit Blick auf die Olympiastaffeln bereits gefallen. Es wird keine deutsche 4x100m Freistilstaffel der Damen in Rio starten. Bei der Schwimm-DM ging es zunächst darum, dass die jeweils schnellsten vier Athleten der Meisterschaften unter einer vom DSV vorgegebenen Staffelnormzeit bleiben. Dazu musste man ihre Zeiten zusammenrechnen und eine Wechselzeit von 1,5 Sekunden abziehen.

Die Staffelnormen entsprachen den Zeiten, die bei der Schwimm-WM 2015 zu Platz acht reichten. Über fünf von sechs Staffeldistanzen knackten die Athleten bei der Schwimm-DM diese Richtzeiten. Dabei ging es hier nur darum, ob der Verband überhaupt Schwimmer für diese Staffeln nominieren wird.

International waren fünf der sechs die DSV-Teams ohnehin bereits qualifiziert. Dazu mussten sie bei der Schwimm-WM 2015 mindestens Platz zwölf belegen, um einen Quotenplatz für Rio zu bekommen. Einzig der 4x100m Freistil der Damen war dies bei den Weltmeisterschaften nicht gelungen und nach der Schwimm-DM steht fest: Das Team wird nicht bei Olympia starten.

Theoretisch hätten die Damen noch eine Möglichkeit auf Olympia gehabt. Über eine Rangliste der weltweit schnellsten Staffeln werden bis zum 31. Mai noch vier Startplätze für Rio vergeben. Doch damit der DSV den Versuch startet, ein deutsches Team in dieser Rangliste unter die Top Vier zu bringen, hätten die schnellsten Damen der Schwimm-DM über die 100m Freistil eine Normzeit von 3:38,35 Minuten unterbieten müssen. Selbst mit dem Abzug des Wechselbonus waren die Athletinnen aber nur 3:39,11 Minuten schnell.

„An der Stelle muss man klar sagen: Das war’s“, erklärte Chef-Bundestrainer Henning Lambertz am Sonntag am Rande der DM und erteilte der Möglichkeit, bei der in der nächsten Woche beginnenden Schwimm-EM in London eine 4x100m Freistilstaffel der Damen zu melden eine klare Absage.

So lief das Rennen gegen die Staffelnormen bei der Schwimm-DM 2016:

 4x100m Freistil    
Damian Wierling  0:48,54    Annika Bruhn  0:54,85
Paul Biedermann  0:48,65    Anna Dietterle  0:55,06
Björn Hornikel  0:48,65    Helen Scholtisek  0:55,18
Marco di Carli  0:48,89    Paulina Schmiedel  0:55,52
Gesamt (-1,5s)  3:13,23    Gesamt (-1,5)  3:39,11
NORM  3:15,47    NORM  3:38,35
         
4x200m Freistil     
Paul Biedermann  1:45,45   Annika Bruhn  1:58,56
Florian Vogel  1:46,44   Sarah Köhler  1:58,58
Christoph Fildebrandt  1:47,06   Leonie Kullmann  1:59,17
Clemens Rapp  1:47,63   Paulina Schmiedel  1:59,24
Gesamt (-1,5s)  7:05,08   Gesamt (-1,5s)  7:54,05
NORM  7:10,92   NORM  7:55,08
         
 4x100m Lagen    
Jan-Philip Glania 0:53,61   Johanna Roas 1:00,64
Philip Heintz 0:51,84   Alexandra Wenk 0:57,70
Fabian Schwingenschlögl 1:00,15   Vanessa Grimberg 1:07,91
Damian Wierling 0:48,54   Annika Bruhn 0:54,85
Gesamt (-1,5s) 3:32,64   Gesamt (-1,5s) 3:59,60
NORM: 3:34,02   NORM 4:00,43

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Für die Lagenstaffeln haben die in der Tabelle zu findenden Athleten derzeit die Nase vorn. Neben den Athleten in der Tabelle stehen für die Freistilstaffeln laut der Nominierungsrichtlinien noch folgende Schwimmer auf der Longlist zur Olympia-Qualifkation:

4x100m Freistil Herren: Philipp Wolf, Steffen Deibler, Marius Kusch (+Christoph Fildebrandt bereits über 200 Freistil auf Longlist)
4x200m Freistil Herren: Poul Zellmann, Robin Backhaus, Yannick Lebherz (+Jacob Heidtmann bereits über 400m Lagen auf Longlist)
4x200m Freistil Damen: Marlene Hüther, Johanna Friedrich, Reva Foos (+Leonie Beck bereits über 800m Freistil auf der Longlist)

Insgesamt haben sich also in Berlin 17 Schwimmer über Einzelstrecken und 15 Athleten für die Freistilstaffeln auf die Longlist von Henning Lambertz geschwommen. Hinzu kommen die noch nicht an anderer Stelle auf der Longlist stehenden Kandidaten für die Lagenstaffeln. Derzeit liegen hier Johanna Roas, Vanessa Grimberg und Fabian Schwingenschlögl vorn. Das kann sich bis zum Ende der German Open aber durchaus noch ändern.

Damit die Athleten nicht einfach auf gut Glück bei vielen Wettkämpfen versuchen, sich in dieser Rangliste nach oben zu schwimmen, mussten sie nach dem Ende der Deutschen Meisterschaften gegenüber Bundestrainer Henning Lambertz angeben, bei welchen Wettkampf sie versuchen wollen, sich ins Staffelteam zu schwimmen.

Für die Staffelkandidaten dürften es zwei spannende Monate werden. Alle sind sich einig, dass in Rio die vier schnellstmöglichen Athleten ins Becken gehen sollen – erst mit Bekanntgabe des Olympiateams am 12. Juli werden wir wissen, welche Schwimmer das sein dürfen.