(16.04.2016) Unter dem Schatten eines vermeintlich systematischen Dopingsystems beginnen heute die russischen Schwimm-Meisterschaften in Moskau. Auch die zu Beginn des Jahres erneut positiv getestete Yuliya Efimova ist gemeldet, wird aber wahrscheinlich nicht an den Start gehen.
Die Weltmeisterin von Kasan hatte sich darum bemüht, dass die gegen sie verhängte vorläufige Sperre aufgehoben wird. Die FINA lehnte dies jedoch ab. Bei Efimova wurde im Februar das seit Jahresbeginn verbotene Mittel Meldonium nachgewiesen. Daraufhin suspendierte sie der Weltverband. In der Nacht zu Samstag bekräftigte die FINA in einer Pressemitteilung:
"Bezug nehmend auf den Fall Yuliya Efomiva und mit Blick auf die Empfehlungen der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zum Umgang mit Meldonium-Fällen, entscheidet der FINA Doping-Ausschuss, die vorläufige Sperre gegen die Sportlerin aufrecht zu erhalten, bis es eine Anhörung von Frau Efimova gegeben hat." Weitere Erklärungen wolle man zu diesem Fall nicht abgeben.
Obwohl sie nun bei den nationalen Meisterschaften nicht startberechtigt ist, hat Efimova weiterhin die Chance, bei den Olympische Spielen in Rio dabei zu sein. Eine kurzfristige Änderung der Nominierungskriterien könnte ihr hier helfen.
Ursprünglich hieß es, nur Sportler, die bei den Meisterschaften die Plätze eins und zwei belegen und unter die vorgegebenen Normen schwimmen, erhalten ihr Ticket für Olympia. Einen Tag vor Beginn der Titelkämpfe ergänzte der Verband die Kriterien um einen Punkt:
Berücksichtigt werden können nun auch Athleten, die seit dem 1. Januar 2016 bei einem anderen Wettkampf die Normen geknackt haben und dabei schneller als der Zweitplatzierte der russischen Meisterschaften waren. Efimova hatte im März über die 100 und 200m Brust schnelle Zeiten abgeliefert, an die in Moskau wohl keine Athletin herankommen wird.
Sollte ihre Sperre also nach der Anhörung bei der FINA aufgehoben werden, stünden die Chancen auf eine Olympia-Nominierung recht gut. Wie die FINA im Fall der Wiederholungstäterin entscheiden wird, bleibt abzuwarten. Efimova war bereits von Ende 2013 bis ins Frühjahr 2015 wegen Dopings gesperrt.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA brachte in dieser Woche eine Amnestie für Meldonuim-Fälle ins Gespräch, wenn die Athleten nachweisen können, dass die Anfang 2016 festgestellte Konzentration im Körper auf eine Einnahme im Jahr 2015 zurückgeht, als das Mittel noch nicht verboten war.
Bei Efimova scheint es unwahrscheinlich, dass dies zur Anwendung kommt. Berichten zufolge hatte sie noch im Januar eine saubere Probe abgegeben, erst bei Tests im Februar wurde Meldonium bei ihr nachgewiesen.
Währenddessen leitete die WADA weitere Schritte gegen das in die Schlagzeilen geratene Sportsystem Russlands ein. Dem einzigen akkreditierten Dopinglabor des Landes in Moskau wurde die Zulassung entzogen. Hier sollen in der Vergangenheit Dopingfälle verschleiert worden sein.